Villa Faraldi - Imperia - Historischer Reiseführer

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Villa Faraldi

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Villa Faraldi (336 m üM)




Villa Faraldi ist eine Gemeinde in der „Comunità montana dell’Olivo“ mit der Verantwortung für insgesamt vier “Frazioni” Deglio Faraldi, Riva Faraldi, Tovetto, Tovo. Villa Faraldi liegt im oberen gebirgigen Flusstal „Steria“ oder auch „Torrente Cervo“ genannt und ist nur etwa sechzehn Kilometer von Imperia entfernt.

STORIA
Bis ins 13. Jahrhundert war das damalige kleine Dorf ein altes Lehen der Markgrafen von Clavesana, bis es an die Republik Genua übergeben wurde und Bestandteil der „Communitas Diani“ von Genua wurde.

Nach den napoleonischen Feldzügen im Jahre 1797 fiel Villa Faraldi , durch den französischen Revolutionsexport, an die italienische Tocherrepublik, der „Repubblica Ligure“, was sie aber gleichzeitig völlig abhängig von Frankreich machte. Im Jahre 1805 löste der französische Kaiser Napoleon die Republik auf und integrierte auch Villa Faraldi an das „Primo Impero francese“, dem Ersten Französischen Reich. 1815, gemäß dem Beschluss des „Wiener Kongress“, kam dann der Anschluss der Region an das Königreich Sardinien und 1861 endgültig zum Königreich Italien.

Im Jahre 1923 folgte der Zusammenschluss von Villa Faraldi mit Diano Marina, wobei die Gerichtsbarkeit nur etwa zwei Jahre aufrecht erhalten bleibt und Villa Faraldi dann mit Cervo zusammengeführt wird. Erst 1947 wird Villa Faraldi Unabhängigkeit zugesprochen und zur eigenständigen Gemeinde.



DER  ORT
Villa Faraldi erreicht man am gemütlichsten über die, von Imperia nach Cervo verlaufende Küstenstraße SS1.  Das mit den Parkmöglichkeiten in Villa Faraldi ist so eine Sache. Da kann es schon sein, dass man die Hauptstraße, die „Via Cascione“ schon mal hoch und runter fahren muss, bis man einen geeigneten Parkplatz erwischt. Hinter dem Rathaus, das direkt an der SP34 liegt, kann man auch Glück haben – einfach probieren.



Der Weg nach Villa Faraldi hat sich auf jeden Fall jetzt schon gelohnt, wenn man das Fahrzeug abgestellt hat und sich die Landschaft Richtung Küste anschaut. Das Azurblau des Meeres, gepaart mit den Pastellfarben der umliegenden Häuser und das Grün der Landschaft, malerisch liegt das Steria-Tal vor uns.

                             

Gegenüber dem Rathaus kann man seine kleine Rundreise durch Villa Faraldi beginnen. Man geht entlang der aufwändig restaurierten, mit Ziegelsteinen, ausgelegten „carruggi“, die leicht nach oben führen. Mit viel Liebe zum Detail sind hier zum größten Teil die Häuserfassaden renoviert und unter anderem durch „philosophische“ Schiefertafeln geschmückt worden. Blumen, Pflanzen und blühende Sträucher, die an Hauswänden hochranken, säumen den Weg.

     

Man muss immer wieder stehen bleiben und die Architektur und das Ambiente auf sich wirken lassen. Richtig vertraut liegt dieses Dorf dem Betrachter zu Füßen und unversehens steht man schon auf dem „Piazza XII. Aprile“, der sich unterhalb der „Chiesa Parrocchiale dedicata a San Lorenzo“ befindet.



Auf diesem Platz wird man von zwei kleinen Kindern empfangen. Es sind Skulpturen des norwegischen Künstlers Fritz Røed, der hier, ab den 80er Jahren bis zu seinem Tode, in der Gemeinde lebte und arbeitete. In dem angemieteten Oratorium „Santa Caterina di Alessandria“ hatte er eine Werkstatt eingerichtet und kreierte hier seine fantasievollen Darstellungen und Skulpturen. Die lebensgroßen Kinderskulpturen waren ein Geschenk an die Gemeinde.



Geht man die wenigen Treppenstufen nach oben, steht man auch schon auf dem Kirchenvorplatz, der „Piazza San Lorenzo“. Bis Ende des 18. Jahrhunderts befand sich hier noch der Friedhof. Wo sich heute das kunstvolle schmiedeeiserne Kreuz befindet, stand in alten Zeiten ein einfaches Holzkreuz. Dieses Symbol soll noch heute an die ehemalige Funktion dieses Platzes erinnern. Mit viel Liebe zum Detail, nach ligurischer Bauweise, wurde der Platz renoviert und mit den typischen „pietre“ bepflastert.

                

Die Pfarrkirche „Chiesa Parrocchiale dedicata a San Lorenzo“ befindet sich im Herzen des historischen Zentrums von Villa Faraldi. Das Gebäude stammt aus der Zeit der Romanik und wurde um 1295 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Die Kirche wurde einem spanischen Erzdiakon geweiht, dessen Martyrium, welches im Jahre 258 n.Chr. stattfand, sich in einem Deckenfresko im Kirchenschiff wieder findet.



Die neo-klassische Fassade stammt von dem genialen Künstler Angelo Ardissone. Der größte Teil des Südportals ist etwa im 13. Jahrhundert entstanden. Die Ursprungsgröße war etwa in der Breite des heutigen rechten Nebenschiff aber etwas kleiner in der Grundfläche. Und wo heute die Statue „Madonna mit dem Rosenkranz“ steht, befand sich einst der Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert. Der gotische Anbau der Kirche entstand etwa im 15. oder 16. Jahrhundert. Der Grundriss der Kirche, wie man ihn heute kennt sowie der Chor, entspricht wohl den Arbeiten aus dieser Zeit. Der heutige Glockenturm stammt etwa aus dem Jahre 1730, die Hauptfassade wurde jedoch erst einhundert Jahre später in seine heutige Form gesetzt. Die Jahreszahl 1865 über dem Hauptportal weißt lediglich auf die endgültige Fertigstellung der Fassade hin.

      

Der Innenraum besteht aus drei Schiffen, die durch bogenförmige Säulen geteilt und an der Unterseite reichlich mit Putten verziert sind. Im Inneren der Sakristei, auf der rechten Seite der Türe, steht, neben den historischen feinen Gewändern, ein wichtiger Grabstein, der eine Inschrift aus der römischen Zeit aufweist und für Historiker wohl ein sehr wertvoller Fund darstellt.

        

Es befinden sich auch eine Reihe, man möchte fast sagen, ein Sammelsurium wertvoller bunter Holzstatuen der „della Vergine del Carmine“ sowie „del Rosario e dell’Arcangelo Michele“ in der Pfarrkirche. Von außergewöhnlichem künstlerischen Wert ist schließlich die, aus dem 15. Jahrhundert stammende Kanzel, ein Artefakt aus Schieferstein, in ungewöhnlicher Form. Die Gemälde, Stuckarbeiten sowie die besonderen Wandmalereien, wie zum Beispiel die Darstellung der Verkündigungszenen wurden wohl alle ab dem Jahre 1681 fertig gestellt.



Über dem Eingang, auf der  Empore, entdeckt man sofort die Orgel. Diese Holzarbeit ist sehr beeindruckend, um nicht zu sagen, einmalig. Man sollte den Innenraum dieser Kirche längere Zeit auf sich wirken lassen. Die düsteren Farben aber auch gleichzeitig warmen Farbtöne harmonieren auf eine mystische Art und Weise, ein Ort, der Geschichte zu erzählen hat.

In Villa Faraldi scheint man sich in den kleinen verwinkelten Gässchen zu verlieren. Dazwischen immer wieder der Fernblick auf die dianesische Küste, eine traumhafte Aussicht. Diese Gegend lädt unweigerlich dazu ein, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. Die Wanderwege sind sehr gut gekennzeichnet und von heiligen Denkmälern gesäumt, von so genannten Votivskulpturen. Sie dienten nicht nur religiösen Zwecken sondern waren auch Wegweiser für die Saumpfade, die noch bis etwa in den 40er Jahren die einzigen Verbindungswege zwischen den einzelnen Weilern waren.


Ortsteil Riva Faraldi



„Chiesa della Trasfigurazione di Gesù“
So unscheinbar diese Kirche auch von außen wirkt, so zeigt sie doch im Inneren, welche prachtvollen und künstlerischen Arbeiten hier einst ausgeführt wurden. Leider hat aber auch hier der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Die Farben verblassen, die wunderschönen christlichen Gemälde blättern langsam von den Decken und Wänden ab. 

     

Doch die Seitenaltäre und insbesondere der Hauptaltar wollen sich nicht dem Alter beugen.
Feine Stuckarbeiten sowie das hölzerne Gestühl umrahmen den Marmoraltar. Der noch original erhaltene schwarz-weiße Marmorboden rundet das Bild ab.

          

     



Ortsteil Tovo Faraldi



„Chiesa Parrocchiale di Sant’Antonio Abate“
Die Grundmauern der Kirche scheinen aus dem 11. bis 12. Jahrhundert zu sein. Die Fassade wurde etwa im 17. Jahrhundert im Barockzeitalter komplett umgebaut. Im Inneren befinden sich zwei Taufbecken, wobei das eine, mit der achteckigen Säule, im 12. Jahrhundert und das andere etwa zwei Jahrhunderte später gefertigt wurde. Das Altarbild stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Titel „la Vergine tra San Antonio Abate e San Giovanni Evangelista“. Es ist eine wertvolle Arbeit der Brüder Raffaello e Giulio De Rossi, die aus Diano Castello stammten.

In der „Via Mare“ befindet sich das ehemalige „Oratorio di Santa Caterina“, das früher von dem Künstler Fritz Roed genutzt wurde und heute für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen verwendet wird. Der Künstler Fritz Røed gründete 1983 in Villa Faraldi das Sommerfestival. Auch Gerhard Holzer sowie der "Regista Lionello Gennero" standen ab 1984 mit Roed in Kontakt und wollten das Festival kulturell erweitern. Ab 1986 wurde dann, gemeinsam mit der Schweizer Kulturstiftung "Pro Helvetia" das Festival erstmals mit Kunst, Musik und Theater ergänzt. Theateraufführungen, Ausstellungen von Bildern und Skulpturen sowie Musikdarbietungen mit nationalen und internationalen Künstlern locken jedes Jahr im Juli viele Gäste in diese malerische Gemeinde.

Wirtschaftliche Haupttätigkeit der Gemeinde ist der Olivenanbau und Weinanbau. Die Rebsorten sind der Pigato sowie Vermentino. In den einzelnen Orten gibt es kleine aber feine Trattorien und Restaurants, die einfach zum Verweilen einladen. Die landestypischen Gerichte werden traditionell und größtenteils mit eigenen Produkten kreiert.



Anfahrt:
GPS-Koordinaten:
Villa Faraldi erreicht man am gemütlichsten über die, von Imperia nach Cervo verlaufende Küstenstraße SS1. In San Bartolomeo al Mare gibt es dann eine Abzweigung ins Landesinnere. Im alten Ortsteil „San Bartolomeo“ folgt man der Beschilderung in Richtung Villa Faraldi und schlängelt sich gemütlich durch das Steria-Tal, zwischen den „fasce“ den alten Steinmauern, durch und genießt die wundervolle Landschaft. Man fährt an kleinen besiedelten Weilern, inmitten der Olivenhaine vorbei und folgt der leicht ansteigenden schmalen SP34, bis man nach etwa sieben Kilometern von San Bartolomeo al Mare entfernt, Villa Faraldi erreicht.



 
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