Torrazza - Imperia - Historischer Reiseführer

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Torrazza

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Torrazza               (140 m üM)




Dieser Stadtteil von Porto Maurizio befindet sich etwa 4 km landeinwärts, in Richtung Dolcedo. Man erreicht Torrazza am besten, wenn man von Imperia aus in Richtung Autobahn-Zubringer „Imperia ovest“ fährt und am Kreisel der Beschilderung Richtung Dolcedo und „Val Prino“ folgt. Am nächsten Kreisel dann die dritte Ausfahrt, über die Brücke nach Piani. Entlang der engen Hauptstraße durch den ganzen Ort fährt man auf der SP11 etwa noch 3 km bis zur Abzweigung in Clavi, links die Straße hinauf, Richtung Torrazza.

Zwischen Piani und Dolcedo, auf einer Anhöhe, erkennt man schon von weitem den kleinen beschaulichen Ort, der von einem, aus dem 15. Jahrhundert errichteten Sarazenenturm noch überragt wird. Doch dieser Turm ist nicht der Namensgeber von „Turàssa“, nur der Nachfolger des, aus dem 13. Jahrhundert stammenden „torre“.
Die Einwohner von Torrazza geben sich aber sehr bescheiden und beschreiben ihren Ort auf einem Hinweisschild als „nichts Besonderes zu bieten“. Doch dem muss ich absolut widersprechen, denn als ich hier durch die schmalen carruggi ging, musste ich oft innehalten um diesen kleinen verträumten Ort zu bestaunen. Mit viel Liebe zum Detail haben die Bewohner diesen Stadtteil hergerichtet.



Vordergrund: Torrazza   Hintergrund: Montegrazie mit Santuario
STORIA

Die ursprüngliche Ansiedlung lag unterhalb des heutigen Torrazza, direkt am „torrente prino“, etwa dort, wo sich heute die Häuser von Clavi befinden. Unweit von der alten „ponte romanico“ heute auch gerne „ponte di San Martino“ genannt, fand man alte römische Münzen, so dass man davon ausgehen kann, dass die Ansiedlung bereits in der Antike stattfand.
Im Hochmittelalter, Anfang des 11. Jahrhunderts siedelten sich auch hier die „Terziere di San Giorgio“ an. Zu Ehren der „Comunitas Porto Maurizio“ errichtete man die „Chiesa parrocchiale di San Giorgio“, die nachweislich am 19. Mai 1001 eingeweiht wurde. An deinem Pfeiler an der Kirche befindet sich eine Inschrift aus dem 17. Jahrhundert, die dieses Datum der ursprünglichen Pfarrkirche angibt.
Wie auch Porto Maurizio stand Torrazza im 11. Jahrhundert unter der Herrschaft von “Olderico Manfredi”, der Dynastie des Hauses Savoyen. Seine Tochter Adelaide bekam das Lehen des Benediktinerordens. Die Erben Adelaides, die Grafen von Clavesana, übernahmen 1091 die Herrschaft über gesamt Porto Maurizio und proklamierten eine Republik mit San Maurizio, San Tomaso di Dolcedo und mit San Giorgio di Torrazza. Im Krieg zwischen Porto Maurizio und Oneglia, im Jahre 1200, spalteten sich endgültig die verfeindeten Gemeinden und auch Torrazza gehörte ab 1241 dem genuesischen Vikar Sitz für die Ponente an.

Frankreich besetzte die gesamte Gemeinde im Jahre 1745 und wurde bereits ein Jahr später von den Herrschern des Piemont eingenommen, bis dann 1805, durch die Französische Revolution, Torrazza dann an Frankreich fiel. Erst durch die Vereinigung Savoyens und Ligurien im Jahre 1815, wurde Torrazza Teil des Königreiches Sardinien – Piemont. Von 1860 bis 1923 war Porto Maurizio mit seinen Stadtteilen, also auch Torrazza, zum einen die Provinzhauptstadt, zum anderen ab 1861 auch unter der Herrschaft von „Vittorio Emanuele II“, dem König von Italien. Seit dem 21. Oktober 1923 wurden, auf Geheiß von Mussolini, die beiden Städte Oneglia und Porto Maurizio, mit ihren Stadtteilen dann zu einer Stadt zusammengeführt und hieß ab sofort Imperia.


DER  ORT

Bereits auf dem Weg nach Torrazza, nach etwa 150 m nach der Abzweigung und direkt hinter der Haarnadelkurve befindet sich schon die erste Sehenswürdigkeit.




Chiesa parrocchiale di San Giorgio


Das ursprüngliche Gebäude stammt aus dem 10. bis 11. Jahrhundert und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und zeigt sich heute im romanischen Stil. Der einschiffige Bau wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Die Apsis ist noch heute sehr gut erhalten, schlicht in unverputzten Quadern gehalten und mit einigen Lisenen, die als eine Art Band aus Hängebögen in die Fassade gesetzt wurden, geschmückt.
Im Halbkreis der Apsis befinden sich drei einfache Fenster, wovon das mittlere noch im Original erhalten ist. Auch der untere Teil des Glockenturms stammt noch aus der ursprünglichen Bausubstanz, der obere Teil etwa aus dem 17. Jahrhundert.
Während der Barockzeit nahm man noch weitere Umbauten vor und gestaltete dementsprechend auch die linke Seite der Kirche.
Die Orgel soll im Jahre 1778 von dem Meister „Gianbattista Ciurlo“ erbaut und installiert worden sein.









Mit einer Gedenktafel am Glockenturm aber auch einer Statue, die sich außerhalb der Kirche befindet, wird dem torrazzese „Vincenzo Bracco“ die besondere Ehre erwiesen. Geboren am 14. September 1839 in Torrazza ging er seiner Berufung nach und wurde Professor und lehrte das Wort Gottes, bis er dann zum Weihbischof ernannt wurde und als Patriarch von Jerusalem während der Jahre 1873 bis zu seinem Tode im Jahre 1887 dort verweilte. Auf dem Sockel der Statue wird berichtet, dass er „der Klerus der Menschheit, der Armen war“ und verehrt wurde als „tesoro della chiesa di gerusalemme“.


Fährt man nun die Straße etwa 600 m weiter kann man schon nach einem, der wenigen, Parkplatz Ausschau halten. Die Straße heißt nun „Via Cisterna“ und führt direkt ins Zentrum von Torrazza. Wenn man sich links hält, erreicht man nur nach wenigen Metern die beiden, sich gegenüber liegenden Kirchen sowie dahinter den „Palazzo Manfredi“.



Palazzo Manfredi

Seit über vier Jahrhunderten ist dieses Gebäude im Besitz der „antica famiglia Gastaldi“, die auch weitere Besitztümer, zum Beispiel in Porto Maurizio „Parasio“ den „Palazzo Gastaldi – Lavagna“ (siehe hierzu http://www.imperia-online.de/nr.-7---palazzo-acquarone-e-gastaldi-lavagna.html )
Die Familie Gastaldi besaß weitflächige Olivenhaine im gesamten Tal und waren hoch angesehene Geschäftsleute. Aus der Familie entstammen wichtige Persönlichkeiten wie Rechtsanwälte, Professoren und Ärzte. Auch der erfolgreiche Seefahrer „Giovanni Battista Gastaldi di Domenico“ hatte hier für wenige Momente sein zu Hause. Er soll übrigens für die besondere Birnensorte, die hier noch vereinzelt angesiedelt ist, verantwortlich sein „pere Gastaldi“, die er von seinen Reisen mitbrachte.
Die letzte Erbin, die diesen Palazzo besaß, war „Maria Anna“ (1856 – 1927), Tochter von Filippo Gastaldi und Maria Virginia Calvo. Maria Anna war verheiratet mit „Carlo Manfredi“. Der gemeinsame Sohn „Giovanni Battista“ (1888 – 1944) heiratete „Francesca Adalgisa Vivaldi“, jedoch blieb die Ehe kinderlos und wurde somit an die Verwandten von Maria Anna Manfredi weiter vererbt. Aus dem Palazzo Gastaldi wurde somit Palazzo Manfredi.

                        Foto: Paolo Bruno, Torrazza

„chiesa di San Gottardo“
Leider habe ich über diese Kirche keine Informationen erhalten, kann nur berichten, dass das Gotteshaus Fresken des Künstlers „Carrega di Imperia“ und eine Orgel von „Giosué Agati di Pistoia“ aus dem Jahre 1840 beherbergen. Das Schieferportal stammt aus dem Jahre 1547.

Das vordere linke Gebäude ist das alte Rathaus von Torrazza.



„Oratorio di San Giovanni“

Eines der ältesten religiösen Institutionen in Torrazza waren „la confraternita di San Giovanni Battista“. Sie entstammten aus der Bruderschaft “penitenti Bianchi”, benannt nach ihren weißen Gewändern. Im 13. Jahrhundert war diese Bruderschaft in Ligurien weit verbreitet.

Gemäß den alten Aufzeichnungen soll das Oratorium im Jahre 1648 in seiner heutigen Form errichtet und 1779 mit feinen Stuckarbeiten des Meisters „Carrega“ vervollständigt worden sein.
Das kostbare hölzerne Kruzifix ist das wichtigste Zeugnis der Bruderschaft und stammt aus den Anfängen des 15. Jahrhunderts. Die Statue „del santo“ stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist eine Arbeit von Bottega del Maragliano.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Oratorium liebevoll restauriert und mit neuem Interieur ausgestattet.


          

Seitlich vom Oratorium führen alte Steinstufen hinauf, vorbei an uralten Olivenbäumen, entlang der „chiesa di San Bernardo“ bis zum „torre antibarbaresca“. Man hat bereits von unterwegs einen herrlichen Ausblick auf das Prino-Tal bis hinüber nach Montegrazie.

„chiesa di San Bernardo“

Man erzählt sich, dass etwa um 1624, der Genueser Senat schwor, sollte der damalige Krieg zu Gunsten Genuas ausgehen, den Schutzheiligen „San Bernardo“ zu würdigen. So geschah es, dass man 1625 wohl aus diesem Grunde diese kleine Kapelle errichten ließ. Auch der Standort wurde bewusst gewählt. Direkt an dem Sarazenenturm erhoffte man sich den größtmöglichen Schutz für die Kirche. Später kam das Gotteshaus unter die Leitung der Bruderschaft „Confraternita die Disciplinanti di San Giovanni Battista“, die nun auch für die Pflege und Instandhaltung verantwortlich war.

           


     
          
                         
„torre antibarbaresca“

Etwa gegen Mitte des 16. Jahrhunderts wurde dieser Turm, zur Verteidigung der „Terziere di San Giorgio“, errichtet. An der Außenmauer erinnert eine Tafel daran, wie die Bewohner in der Nacht zum 18. Mai 1562 den Turm zur Verteidigung gegen die türkischen Truppen, erfolgreich zu nutzen.
Der Turm wurde 1993 umfangreich restauriert und beherbergt heute ein ganz kleines Museum.





Es geht nun den gleichen Weg wieder zurück bis zum Oratorium und schlendert gemütlich durch die keinen, schmalen Gassen, bis man wieder am Parkplatz angelangt ist. Torrazza, ein kleines Dorf, ideal um zu entspannen und Seele baumeln lassen.

                               

              



Blick von Torrazza auf Porto Maurizio und das Meer...





 
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