Nr. 9 - Palazzo Gandolfo e Palazzo del Capitano - Imperia - Historischer Reiseführer

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Nr. 9 - Palazzo Gandolfo e Palazzo del Capitano

KÜSTENSTÄDTE > IMPERIA > Porto Maurizio > Passeggiata centro storico
Nr. 9
PALAZZO GANDOLFO E
PALAZZO DEL CAPITANO - sec. XVI


                 

Palazzo Gandolfo oder auch Palazzo Gelesia
Früher nannte man diese Straße “Carruggio di Porta Nuova”, denn man öffnete ein weiteres Tor in der Stadtmauer, die direkt zum Hafen führte. Porto Maurizio hatte sich vergrößert und so war es notwendig, weitere Zugänge zu schaffen. Diese Gasse entwickelte sich, auch aufgrund seiner Bewohner, zum Verwaltungszentrum der Stadt. Später wurde diese Straße in die „Via Acquarone“ umbenannt und beherbergt heute, mit der Hausnummer 34, den „Palazzo Gandolfo“. Dieser Palast ist ein Teil einer Reihe von Adelsresidenzen, die hier entstanden sind. Dieser Ort erlebte unzählige historische Ereignisse, die bis zu den blutigen Ausschreitungen mit den „Anti-Genuesen“ im Jahre 1787 und 1792 reichen.

Dieses Renaissance-Gebäude wurde in den Jahren 1590 bis 1592 von den Architektenbrüdern Gio Batta und Giovanni Semeria aus Montegrazie entworfen und gebaut. Der Palazzo war zunächst im Besitz des „Marchese Gandolfo“, eines der ältesten und berühmtesten Familien von Porto Maurizio. Gandolfo erhielt seinen Adelstitel noch von „Carlo Emanuele I.“ dem Herzog von Savoyen.



Die Fassade des großen Gebäudes besitzt auch heute noch das typische „Terra di Siena“ was inzwischen sehr „verwaschen“ aussieht, aber gesamt gesehen in doch sehr gutem Zustand erhalten ist. Das Eingangsportal ist aus „pietra nera“ , aus schwarzem Schiefer, was die filigrane Arbeit der „scuola lapicida di Genova“ widerspiegelt. Steinmetze aus Cenova, der Provinz Rezzo, waren die Meister dieses Eingangsportals. Es besteht aus zwei quadratischen kannelierten, also mit senkrechten Rillen versehenen, Pilastern. Die ionischen Kapitelle bilden den Abschluss der beiden Säulen. Darüber befindet sich ein Fries, welches reichlich mit plastischen Pflanzenornamenten geschmückt ist. In der Mitte befindet sich noch eine Inschrift „NE QUID ULTRA VIRES“. 

                         

Sämtliche Rahmenwerke, Fußböden sowie Eisengitter sind im Original erhalten geblieben und schmücken diesen Palazzo von Innen und Außen. Direkt in dem Hauseingang, dem „sportego“ findet man, in Marmor gemeiselt, die Namen lokaler Revolutionäre, die sich gemeinsam mit Gandolfo um die „Supremi Sindicatori“ im Jahre 1620 verdient gemacht hatten.

     

Im Jahre 1745 beherbergte der Palazzo Gandolfo Don Filippo di Borbone – den spanischen Prinzen - mit seinem gesamten Gefolge. Auch seine, damals 4jährige Tochter Isabella, die dann mit neunzehn Jahren Joseph II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, heiratete, war jetzt hier zu Hause. Es war die Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges. Während dieser Zeit kämpfte Don Filippo di Borbone in Italien und wurde schließlich im Frieden von Aachen 1748 zum Herzog von Parma bestimmt und übernahm die Regierungsgeschäfte dann offiziell im Jahre 1749.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Palazzo Gandolfo in der „Via Acquarone 21“ steht ein weiterer, beeindruckender Palazzo.


     

PALAZZO DEL CAPITANO oder auch „Palazzo De Franchi“
Der malerische Blick auf die „Via Acquarone“ lässt erahnen, wie diese alten Adelshäuser den Charakter dieses Stadtteils prägten. Als man Anfang des 15. Jahrhunderts einen weiteren Zugang von der Stadtmauer legte, wurde diese kleine Gasse zur „Carruggio Porta Nuova“. Man kam vom Hafen und gelangte durch das Tor zu einem malerischen dreieckigen Platz. Zur linken die beiden neu gebauten Paläste „Palazzo del Capitano“ und zur rechten den „Palazzo Gandolfo“. Über alte Steinstufen ging es dann zu dem oberhalb liegenden „Piazza Pagliari“.

So wurde diese Gasse, auch aufgrund seiner Bewohner zum Verwaltungszentrum der Stadt. Die reichen „portorini“ investierten in den Ausbau der Stadt und ließen elegante und in modernem Stil eingerichtete Palazzi bauen. Als Aristokrat war man dem Diktat der Mode und des Geschmacks unterworfen und baute nach den genuesischen Vorbildern. Aufgrund der Bauweise und der Handschrift einiger Künstler, muss dieses Renaissance-Gebäude wohl Ende des 16. Jahrhunderts gebaut worden sein. Der ursprüngliche Besitzer hatte die Steinmetze aus Cenova, Provinz Rezzo, beauftragt, das Eingangsportal zu gestalten. Diese Bildhauer hatten auch bereits das gegenüberliegende Eingangsportal geschaffen. Die Außenfassade wurde einfach und schlicht, ja schmucklos gestaltet. Der Hausverputz war im typischen „Terra di Siena“. Das Gebäude wurde jedoch durch das imposante Eingangsportal zum Blickfang.



Die Eingangspforte ist aus schwarzem Schiefer „pietra nera“. Die beiden quadratischen Pilaster sind mit rautenförmigen Medaillons mit Blumenmotiven verziert. Diese beiden Pfeiler stehen jeweils auf einem Sockel, der links und rechts mit Masken im Relief verziert ist. Das ausgeschmückte Kapitell bildet den Abschluss der beiden Säulen. Der Fries ist mit Girlanden und Tierfiguren kunstvoll dekoriert. In der Mitte befindet sich eine Schieferplatte mit der Inschrift „ HOSPES NATUS HOSPES COLLE“, die vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt erst hinzugefügt wurde. Auch auf der Innenseite des Portals befinden sich diese aufwändigen Dekorationen.

Die Fassade des Gebäudes zur „Piazza Pagliari“ wirkt dagegen schlicht und einfach und durch die verschiedene Anordnung der vielen Fenster könnte man denken, dass es sich um mehrere Häuser handelt, doch die unterschiedliche Höhe des Gesimses hat wohl seine Berechtigung und machen auch irgendwie den Charme dieses Platzes aus. Es mag natürlich auch mit dem Umbau des Palazzo zu tun haben, der, auf Befehl des genuesischen Senats im Jahre 1683, stattfand und vom Architekten G.B. Faggiano beaufsichtigt wurde.

Ab dem 18. Jahrhundert, bis zum Sturz der adligen Herrschaft von Genua, also Ende des 18. Jahrhunderts, war der Palazzo eine feudale Residenz für den „Capitano Giusdicente“. Er war für die Stadt Porto Maurizio der offizielle Vertreter der höchsten genuesischen Ortsbehörde, ähnlich der Position einer Justizbehörde. Dieser „Capitano“ lebte, gemeinsam mit seiner Familie, im zweiten Stock des „Palazzo Capitano“. Eine Etage darunter waren die Anwaltskanzleien für Zivil- und Strafrecht untergebracht. In einem anderen Teil dieses Stockwerks befanden sich der Sitzungssaal und der geräumige Gerichtssaal.

Oben im dritten Stock wohnte der „Cancelliere della Curia“ der Kanzler der Kurie, der auch verantwortlich für das Geheimarchiv war. Zur Erklärung: 1588 schuf Papst Sixtus V. eine Organisationsform bestehender Kongregationssystemen. Dies war nun ein einheitliches Verwaltungssystem für die Weltkirche und den Kirchenstaat. Zwar gab es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Veränderungen in der Amtsstruktur der Kurie, doch die definierte Rolle der Kurie blieb fast unverändert. So war also der Kanzler in der Lage, von hier aus im Namen und seiner Autorität entsprechend zum Wohl und Dienst an den Kirchen und im Namen des Papstes die öffentlichen Angelegenheiten der Kirchen, Kongregationen, den Gerichtshöfen und anderen Einrichtungen „kirchliche Geschäfte“ zu führen. Im Erdgeschoss war das neue Archiv untergebracht. Die Stallungen sowie die Wachmannschaft des Stadtgefängnisses – dem Bargello – waren ebenfalls hier.

Doch wie bereits erwähnt, konnte der „Capitano“ nur bis zum Ende der Adelsherrschaft seine Amtsgeschäfte hier tätigen. Denn auf dem Platz vor dem Palazzo trugen sich unzählige historische Ereignisse zu, die bis zu den blutigen Ausschreitungen mit den „Anti-Genuesen“ im Jahre 1787 und 1792 reichen.

Die sehr wohlhabende Familie „De Franchi“ aus einer „all’albergo di nobili“ einer einflussreichen Gemeinschaft von Geschäftsleuten stammenden „Familie“, hatte viele Güter und auch eigene Interessen an Porto Maurizio und erwarb unter anderem auch im 18. Jahrhundert den „Palazzo Capitano“, der nun zum „Palazzo De Franchi“ wurde. De Franchi war verwandt mit den Familien Acquarone, Pagliari sowie anderen mächtigen portoriner Familien.

Das Gebäude befindet sich heute nicht mehr im Besitz der Familie „De Franchi“. Das historische Haus wurde zwischenzeitlich innen umgebaut und in mehrere Wohnungen unterteilt. Das „Ministero per i Beni e le Attività Culturali“ hat auch dieses Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und ist überzeugt davon, dass dieser Adelspalast ein interessantes Beispiel für das Leben im 16. bis 19. Jahrhundert in Porto Maurizio ist.


 
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