Tavole - Imperia - Historischer Reiseführer

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Tavole

DIE GEMEINDEN > Comunità Montana dell'Olivo > L - V > Gemeinde Prelà
Tavole       ( 473 m üM )



Tavole ist ein Ortsteil der Gemeinde „Prelà“ und befindet sich etwa 7 km von Molini di Prelà entfernt. Man fährt am besten über Porto Maurizio die SP41 Richtung Dolcedo und dann gerade aus weiter zur SP39 nach Prelà und hier dann der Beschilderung folgen.


STORIA
Der Name „Tavole“ soll sich daraus herleiten, dass es hier oben große Holzproduktionen gab. Man zimmerte aus dem Kastanienbaum Bänke, Stühle und eben auch Tische "Tavole".

Seit dem Mittelalter war das eine Tal von Prelà bis nach Villatalla und auf der anderen Seite des Tals von Prelà bis  Castello di Prelà ein unabhängiger, feudaler Bezirk. Im 12. Jahrhundert war diese Gegend noch in fester Hand der Markgrafen „Marchesi di Clavesana“.
Die „Signoria di Prelà“ war seit dem Jahre 1200 in zwei Burggrafschaften „castellanie“ unterteilt. Das Zentrum des unteren Teils „inferiore“ war damals „Costiolo“, das heute nur noch aus ein paar Häusern und der „Chiesa San Bernardo“ besteht. Costiolo war verantwortlich für Valloria, Tavole sowie viele kleine Weiler und auch einige Häuser entlang des „Prino“, was heute „Molini di Prelà“ heißt.

In dieser Zeit waren die eigentlichen Feinde der Markgrafen von Clavesana ihre eigene Verwandtschaft. Die Feudalherren wollten mehr Grundbesitz. So war es nicht überraschend, dass die Besitztümer immer wieder, aufgrund der Machtbesessenheit  zwischen den Grafen von Ventimiglia und den Clavesana, immer wieder den Besitzer wechselten. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatten die „conti di Ventimiglia“ den Kampf gewonnen und besaßen nun sowohl das gesamte obere Gebiet als auch das gesamte Maro-Tal. Trotz vielfacher Querelen in der eigenen Familie blieben die Grafen von Ventimiglia bis zum Ende des 16. Jahrhunderts im Besitz des Tales von Prelà.
Bedingt durch die vielen angeheirateten Adelsfamilien war es dann 1576 nicht verwunderlich, dass, genauso wie das Maro-Tal, auch Prelà an „Emanuele Piliberto di Savoia“ übereignet werden musste. Somit war das Tal nun ein Teil des damaligen Staates Piemont, das sich mit Oneglia verbündet hatten. Ab 1861 gehörte Prelà zum Königreich Italien und ist heute eine eigenständige Gemeinde der Provinz Imperia.


Der Ort
Das Dorf „Tavole“ setzt sich aus drei Ortsteilen zusammen. „Villa“ oder auch „Villa Oreggi“ genannt, dann, oberhalb von Tavole „Borgata Novelli“ sowie „Borgata Revelli“ und dazwischen die "Chiesa della Santissima Annunziata".



Bereits kurz nach dem Ortseingangsschild ist man schon im Bereich „Villa“. An der Steinmauer auf der linken Seite ist der alte Dorfbrunnen, direkt gegenüber das “Oratorio di San Carlo”. Hier beginnt die „Via Villa Oreggi“ und führt durch den kleinen Ortsteil.

                       

Die Hauptstraße weiter kommt man unweigerlich zum alten Rathaus, das heute eine Bar und Trattoria beherbergt. Hier ist sozusagen der Herzschlag von Tavole, denn oberhalb auf dem Kirchenvorplatz traf man sich auch schon früher, um den Nationalsport „pallone elastico“ zu spielen und seine „passeggiata“ zu machen. Wie mir Bewohner von Tavole berichten, trifft man sich auch heute noch auf diesem Platz zum Spielen. 










„Chiesa della Santissima Annunziata“
Die Pfarrkirche wurde angeblich vom Architekten „Giacomo Filippo Marvaldi“ auf den Grundmauern der alten Kirche „Chiesa S. Agostino” errichtet, wovon noch ein Teil des alten Glockenturms aus dem 15. Jahrhundert erhalten blieb. Der obere Teil des Turms stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Das Gotteshaus beherbergt Gemälde des portoriner Künstlers „Francesco Carrega“ sowie ein wertvolles Altarbild von „Agostino Casanova“ aus dem Jahre 1575, was sehr aufwändig restauriert wurde.

Diese Kirche verbirgt noch einen besonderen Schatz!




"Organo della chiesa di Tavole" aus dem Jahre 1750 von den Orgelbauern „Roccatagliata di Santa Margherita“

Besondere Aufmerksamkeit verdient zudem die, aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende, spätbarocke Orgel, ein Instrument der bedeutenden Orgelbauer "Roccatagliata di Santa Margherita". Don Sandro Marzano, der damalige Pfarrer der Gemeinde, verglich die Entdeckung dieser Orgel mit dem Fund einer Stradivari auf einem Flohmarkt.
Sämtliche Bauteile dieser Orgel wie Mechanik, Klaviatur, Pfeifen, Windlade und Gebläse sind noch im Original vorhanden, wenn auch in desolatem Zustand. Es fehlen lediglich 19 der ursprünglich 637 Pfeifen, so Dr. Wolfgang Theobald, der Restaurator der bedeutenden Orgelbaufirma "Klais Orgelbau" in Bonn.
Dass hier mit großer Kunstfertigkeit gearbeitet wurde, zeigt auch das Orgelgehäuse, das mit verschließbaren Flügeltüren versehen ist. Das gesamte Instrument wurde sehr aufwändig bearbeitet und detailverliebt bemalt.                                                        Foto: Claus Rudolph

Wie ich in Erfahrung bringen konnte, diente diese Orgel aber nicht ausschließlich liturgischen Zwecken. Wenn die Bauern und Hirten nach einem schweren Arbeitstag zu ihren Familien kamen, traf man sich hier am Kirchenplatz. Die Kirchentür wurde geöffnet und die Orgel sorgte, mit gesellschaftlichen Liedern, für eine gute, ausgelassene Stimmung. Diese Orgel war somit ein wichtiger Bestandteil der Dorfgemeinschaft im 18. und 19. Jahrhundert.

Peter Hoenisch, der Ende der 70er Jahre bei Sony und später bei RTL tätig und dort u.a. für Kulturarbeit zuständig war, hatte 1985 im idyllischen Tavole ein kleines Bauernhaus erworben. Er hörte von dem Plan, die Orgel zu restaurieren, was jedoch für die Gemeinde finanziell undenkbar war. Ein Kostenvoranschlag der weltbedeutenden Bonner Firma "Klais Orgelbau" belief sich auf ca. 100.000 €. Die einzige Möglichkeit war, auf Spendenfang zu gehen. Hierzu gründete Hoenisch 2008 zusammen mit dem Bürgermeister, dem Pfarrer Don Sandro und anderen der Verein "Tesori nascosti – verborgene Schätze", womit es möglich war, Spendenquittungen auszustellen. Die Schirmherrschaft über das gesamte Projekt übernahm der Domprobst des Kölner Domes, Dr. Norbert Feldhoff.

Foto: Claus Rudolph

Um die Beschaffung von Spenden in Deutschland kümmerte sich Peter Hoenisch. Ein Mitternachtskonzert im Kölner Dom und Orgelkonzerte in Frankfurt und Saarbrücken, eine von Alfred Biolek gestaltete Weinprobe in Berlin und 120 Flaschen Wein, Spende eines piemontesischen Winzers, die im Freundeskreis verkauft wurden, ergeben inzwischen auf dem Spendenkonto einen Betrag von ca. 45000 €. Leider zu wenig, um mit der Restaurierung beginnen zu können. Es muss also weiter gesammelt werden, denn es wäre sehr schade, wenn das wertvolle Instrument weiter verfallen würde.

Spendenaufruf
Und da ich dieses Projekt wertvoll und einzigartig finde, habe ich es in meine Aufzeichnungen über die Provinz Imperia aufgenommen und will damit versuchen, einen Beitrag zur Realisierung zu leisten. Informationen zum Projekt, Spendenaufruf, Kontaktadresse, Verein "Tesori nascosti" und Peter Hoenisch unter http://die-orgel-von-tavole.org


                   Foto: Claus Rudolph


Wenn man die “carruggi”, links von der Kirche nach oben geht, erreicht man, nach nur wenigen Metern die anderen beiden Ortsteile von Tavole “Borgata Novelli” und “Borgata Revelli”. An der Abzweigung nach links führt, nach etwa 200 m nach „Novelli“. Hier steht am Ende des Dorfes, die erst kürzlich restaurierte kleine Kapelle „Oratorio di San Rocco“, oder wie die angebrachte Schiefertafel ausweißt „Ciassa de San Rocu“.
Von „Novelli“ aus kann man auch ausgedehnte Spaziergänge machen. Etwa 50 Meter hinter der kleinen Kapelle beginnt die „Via Crucis“, der Kreuzweg mit den 14 Stationen bis hinauf zum „Santuario della Madonna del Piano“. Dazwischen liegt noch die kleine „Chiesetta campestre di Santa Marta“.



Wenn man bei der Abzweigung nach rechts hoch geht, ist man direkt in „Revelli“ und findet, oberhalb des Ortsteils das „Oratorio di San Benedetto“. Warum man dieses Oratorio so benannte, hat seinen Grund. So besagt die Legende, dass im 10. Jahrhundert angeblich die Eltern des legendären Bischofs von Albenga, „Benedetto Revelli“ hier im Ort gewohnt haben sollen. Um der wütenden Pest zu entgehen, sollen sie nach Taggia gezogen sein, wo dann Benedetto geboren wurde. Er war wohl auch ein Benediktinermönch und wurde später heiliggesprochen – „San Benedetto di Revelli“.



„La Calcinaia“ – Das Kalkhaus
Eine Besonderheit zeichnet noch Tavole aus. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Kalkhaus, in einem Waldstück von Tavole, in einen Hügel reingebaut. Es besteht aus zwei Etagen, die untere für Brennholz, die obere für die Steine, aus denen Kalk gewonnen werden sollte.
Um den Kalk zu gewinnen, war es unbedingt nötig, das Feuer im Kalkhaus für mindestens zwei bis drei Tage durchgehend brennen zu lassen, bis die Steine pulverisiert waren. Es war ein schweißtreibender Job, denn die Feuerstelle musste währenddessen ständig bewacht werden.




 
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