Nr. 8 - Palazzo Littardi e Palazzo Benza - Imperia - Historischer Reiseführer

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Nr. 8 - Palazzo Littardi e Palazzo Benza

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Nr. 8
PALAZZO LITTARDI E PALAZZO BENZA - sec. XVIII


          

Palazzo Littardi
Der „Palazzo Littardi“ ist auf den ersten Blick doch sehr unscheinbar. Auch die hoch gewachsene Palme, direkt vor dem Eingang, lässt nicht gleich erahnen, dass sich dahinter ein, für Porto Maurizio, geschichtsträchtiger Eingang befindet.

Conte Tommaso Littardi wurde am 30. April 1789 hier geboren. Die Littardis waren ein altes Adelsgeschlecht. Das Gebäude ist im Inneren mit wertvollen Fresken des Künstlers Carrega geschmückt und mit einem schwarz-weißem Marmorboden ausgelegt. Doch viel wichtiger als die Innenausstattung sind die geschichtsträchtigen Besucher, die über die Jahre in diesem Hause auch Zuflucht fanden. Aber auch die Heirat mit der Tochter von Conte Luigi Emanuele Corvetto brachte dem Hause Littardi ein hohes Ansehen.

Corvetto, der Schwiegervater von Tommaso Littardi, war ein sehr umstrittener aber einflussreicher Politiker in der Republik Genua der im Jahre 1797 Mitglied der provisorischen Regierung der „Repubblica Democratica Ligure“ und im folgenden Jahr dann Vorstandsvorsitzender und Mitglied des Obersten Gerichtshofes der Republik, dem „Supremo Tribunale della Repubblica“ war. Seinen Titel „Conte“ hatte Corvetto von Napoleon Bonaparte erhalten. Nach der Annexion 1805, das heißt nach der, von Napoleon ausgerichteten gewaltsamen und widerrechtlichen Aneignung fremden Gebietes, nämlich der Ligurischen Republik, wurde Conte Corvetto dann 1807 französischer Staatsrat und war Hauptperson in der Ausarbeitung des „Code de Commerce“ und wurde dann 1815 Finanzminister der Regierung Richelieu. Nach dem Sturz Napoleons schickte Conte Corvetto in aller Eile seine beiden Töchter Anna und Maria Magdalena nach Porto Maurizio. Hier lernte Anna dann Tommaso Littardi kennen, sie verliebten sich und heirateten.

                                                            

Doch das Haus Littardi hatte noch weitere, geschichtsträchtige Gäste beherbergt, wie den aus Turin stammenden „Conte Camillo Benso di Cavour“. Cavour, am 10. August 1810 in Turin geboren, war italienischer Staatsmann, der sich außerordentlich für die italienische Einheit einsetzte. Er war Herausgeber der 1847 gegründeten Zeitung „Il Risorgimento“ und wurde durch dieses Medium bald zu einem der einflussreichsten Männer der sardischen Politik. Im Jahre 1850 wurde er Minister für Landwirtschaft und Handel. Bereits ein Jahr später war er Finanzminister und 1852 Premierminister von Sardinien. Er war maßgeblich an der italienischen Verfassung beteiligt und der erste Ministerpräsident des neuen Königreiches Italien (1861). Doch bereits zwei Monate nach Amtsantritt verstarb er, am 6. Juni 1861 an einem Schlaganfall. Aber sein politischer Traum vom geeinten Italien war schon fast erfüllt.

Cavour war, ohne dies angestrebt zu haben, zu einer Galionsfigur des Bürgeraufstandes geworden, denn seine 1847 gegründete Zeitung „Il Risorgimento“ wurde später als Titel für die Aufstände Italiens genutzt. Seine Zeitung unterstützte den Liberalismus, Konstitutionalismus und die Einheit Italiens. Als Herausgeber dieser Zeitung wurde er somit zu einer mächtigen Gestalt der sardischen Politik. Er war so einflussreich, dass er maßgeblich daran beteiligt war den König von Sardinien-Piemont, König Karl Albert, zu überzeugen, am 15. März 1848 Österreich den Krieg zu erklären. Auch den Nachfolger des Königs, Vittorio Emanuele II. hatte Cavour unter Kontrolle und konnte seine politische Karriere weiter ausbauen. Conte Camillo Benso di Cavour war ein immer wieder gern gesehener Gast im Hause Littardi, genauso wie Carlo Giuseppe Guglielmo Botta, ein französischer Historiker und Politiker, jedoch italienischer Herkunft.

                                                  

Carlo Giuseppe Guglielmo Botta wurde am 6.November 1766 in San Giorgio Canavese, der Provinz Piemont, geboren. Botta war bereits im Alter von zwanzig Jahren an der Universität Turin, im Jahre 1786, als Mediziner ausgebildet. Er arbeitete unter anderem als Militärarzt für den, von ihm zu Anfang blind vertrautem und hoch verehrtem Napoleon Bonaparte, als er den Feldzug gegen Italien und die folgende Expedition nach Korfu machte. Botta lebte in Paris und war ab 1804 Abgeordneter des „Departements Doire“ in der französischen gesetzgebenden Versammlung und wurde 1808 zu deren Vizepräsident gewählt. Seine, zwischenzeitlich, negative Einstellung zum Regierungsstils Napoleons führte 1814 zu seinem politischen Aus. Nachdem sein Gönner und Verehrer, König Karl Albert, 1831 König von Sardinien wurde, erhielt er die Erlaubnis, seine Heimat Piemont und auch Ligurien wieder zusehen und war des Öfteren in Porto Maurizio, bis er dann endgültig nach Paris zurück kehrte und 1837, im Alter von 70 Jahren, verstarb.

Ein weiterer, gern gesehener Gast im Hause Littardi war Raffaello LambruschiniRaffaello Lambruschini, geboren am 14. August 1788 in Genua war nicht nur ein Politiker. Zunächst war er in Rom um ein Studium der Theologie zu absolvieren, um eine kirchliche Karriere, unter der Aufsicht seiner beiden Onkel, anzustreben. Es war der Wunsch seiner Familie, dass er, genau wie sein Onkel, dem Kardinal und Staatssekretär Scaderdote Paolino Luigi Lambruschini, ein theologisches Studium absolvierte. Doch während der Vorbereitung auf das Priestertum wurde er immer mehr mit sozialpolitischen Problemen der Bürger konfrontiert und er sah nunmehr seine Berufung, die bürgerlichen und politischen Probleme, insbesondere die Bildung und Ausbildung junger Menschen zu forcieren, anstatt sich weiter der Schrift Gottes zu widmen. Sein Engagement in Bezug auf die moralischen und sozialen Fragen gingen soweit, dass er am 18. Februar 1812 verhaftete und ins Exil auf Korsika verbannt wurde.
1814, er war inzwischen zurück in Rom, wollte er sich nicht der Kirche unterwerfen, „Die Kirche, die nicht mehr versucht, Menschen zu fesseln sonder sie zu unterwerfen“. Er zog auf das Landgut von San Cerbone und widmete sich der Landwirtschaft und befasste sich immer mehr mit der Produktion und suchte nach Lösungen der Probleme in der Landwirtschaft und wollte mit einer fundierten Ausbildung für die Landwirte Italien zu einem modernen und produktiven Land weiter entwickeln. Jedoch scheiterte er mit dieser Mission und San Cerbone wurde 1848 aufgelöst.

In den Jahren 1847 und 1848 leitete er, zusammen mit Bettino Ricasoli und Vincenzo Salvagnoli die Zeitung „La Patria“, die aber dann verboten wurde. Lambruschini kehrt 1860 in die Politik zurück und wird Generalinspekteur der Schulen. Lambruschini war eine höchst bemerkenswerte Figur Italiens. Anerkannter Pädagoge und Erzieher des liberalen Katholizismus sowie Gründer des ersten italienischen Magazins „Leitfaden des Erzieher“ (1836), Generalinspekteur der toskanischen Schulen (1859), Senator des Königreichs Italien sowie Professor für Erziehungswissenschaften an dem Königlichen Institut für Höhere Studien in Florenz. Im März 1873 verstarb er, im Alter von 85 Jahren in seiner Villa in San Cerbone.




PALAZZO BENZA
Der „Palazzo Benza“ ist ein Bauwerk des 18. Jahrhunderts und wurde von dem bekannten Architekten Giovanni Bossi im Jahre 1780 fertig gestellt. Es ist das Geburtshaus von Giuseppe Elia Benza, geboren am 28. Oktober 1802 und auch hier verstorben am 20. April 1890. Giuseppe Elia Benza war der Sohn von Giambattista Benza und Teresa Ricci. Er studierte ab dem Jahre 1823 an der Universität von Genua. Hier machte er die Bekanntschaft mit Giuseppe Mazzini sowie den Brüdern Ruffini, die in der italienischen, politischen Geschichte noch eine große Rolle spielen sollten.

                          

Zunächst widmete sich Benza den literarischen Schriften. Doch mit zunehmendem Einfluss auf die politischen Begebenheiten, sowie der übereinstimmenden Gesinnung zu Mazzini, der sich im Jahre 1828 dem Geheimbund der „Carbonari“ angeschlossen hatte, wurde Benza 1830 dann Mitglied in Mazzinis „Carbonari“ (ital. „Köhler“). „Carbonari“ war ein freimaurerähnlicher Geheimbund dessen oberste Bestrebung die Wiederherstellung der italienischen Einheit war. Zur gleichen Zeit schlossen sich auch noch Napolèon Louis Bonaparte sowie sein Bruder Charles Louis Bonaparte, dem späteren Napoleon III., den Carbonari an.
Die Losung der Carbonari lautete „Iustum necare reges Italiae“ , was übersetzt soviel bedeutet wie „Es ist gerecht Italiens Könige zu töten“. Die Abkürzung dieses Spruches war INRI, so wie die Initialen am Kreuz Jesu und war dazu gedacht, die Gegner über dieses Erkennungszeichen INRI zu täuschen. Die Mitglieder selbst nannten sich gegenseitig „buoni cugini“ – gute Vettern, während die Nichtzugehörigen „pagani“ – Heiden genannt wurden. Benza wurde sogar, wegen dieser Gesinnung, für einen Tag in Arrest gesetzt.

  

Benza zog von Genua zurück nach Porto Maurizio ins Elternhaus und übte von hier aus, ab November 1831, die Interessenvertretung für seinen Freund Mazzini.
In diesem Jahr gründete der republikanisch-demokratische Revolutionär Mazzini den Geheimbund „Giovine Italia“ „Junges Italien“. Selbst die dreimonatige Kerkerhaft konnte ihn nicht davon abbringen, sich seinen Idealen zu stellen. Er konnte europaweit, auch mit Hilfe von Benza, viele Mitstreiter für seine Idee eines freien Italiens finden. Die Kampfdevise des „Giovine Italia“ wurde der Spruch „Italia farà da se“ – „Italien befreit sich selbst“.

Im September 1832, Mazzini verweilte inzwischen im Exil in Marseille, wurde Benza von Mazzini zu einer heiklen Mission auserwählt. Unter dem Motto „Uguccione Faggiuola“, deren Ziel es war, den Süden Italiens mit dem Zentrum von Marseille für die Organisation „Giovine Italia“ zu verbinden, war Benza unterwegs, wurde von der „polizia borbonica“ entdeckt und musste fliehen. Benza konnte erst einen Monat später nach Porto Maurizio zurückkehren. In dieser Zeit schrieb er einen großen Artikel für die, bereits in der vierten Ausgabe erscheinenden Zeitung „Giovine Italia“ mit dem Titel „Considerazioni sulla Rivoluzione“ – „Überlegungen einer Revolution“. Nach seiner Rückkehr nach Porto Maurizio distanzierte Benza sich von Mazzini und auch von den politischen Aktivitäten und arbeitete als Anwalt.

          

Mazzini hatte inzwischen eine enge Zusammenarbeit mit anderen nationalen Bewegungen innerhalb Europas, insbesondere dem „Jungen Deutschland“, was im Jahre 1834 zur Folge hatte, dass die Vereinigung „Junges Europa“ gegründet wurde. Das Motto lautete „Freiheit – Gleichheit – Humanität“. Sie wollten, anstelle des Europas der Fürsten und Könige, ein demokratisches Europa der Völker.

Mazzini meldete sich 1836 wieder bei Benza und bat ihn, sich in der „Subalpino“ zu engagieren und etablieren. „Subalpino“ war zu dieser Zeit die, ab dem Jahre 1800, ausgerufene „Subalpinische Republik“ oder auch „Piemontesische Republik“, die aber ab dem Jahre 1802 durch französische Annexion wieder aufgelöst wurde.
Im Juni 1800 gelang es der französischen Armee, Italien zurückzuerobern. Der König von Sardinien wurde ein zweites Mal für abgesetzt erklärt und die ehemalige Republik „Piemontesische Republik“ nun unter dem Namen „Subalpinische Republik“ erneut ausgerufen.

          

Nach dem Niedergang Napoleons 1814 erhielt der König von Sardinien und Herzog von Savoyen „Vittorio Emanuele“ Piemont und Savoyen wieder zurück und nach dem Wiener Kongress 1815 erhielt er außerdem noch die frühere Republik Genua. Vittorio Emanuele war ein reaktionärer Herrscher. Nach einem Aufstand des Geheimbundes „Carbonari“ dankte er im März 1821 als König von Sardinien ab und sein Bruder „Carlo Felice Giuseppe Maria“ wurde sein Nachfolger. Dieser König heizte die Aufständigen noch mehr an, denn er war ein sehr konservativer Herrscher. Im Jahre 1825 erließ er ein königliches Edikt, dass das Erlernen von Lesen und Schreiben nur denen ermöglicht werden könnte, die ein Vermögen von mindestens 1500 Lire besaßen. Weiter erteilte er nur denen die Erlaubnis für ein Studium, die ein Einkommen von mehr als 1500 Lire aufweisen konnten.

Erst mit dem Nachfolger von König „Carlo Felice“ sollte sich in der ehemaligen „Subalpinischen Republik“, dem Verwaltungssitzes des Königshauses, langsam etwas ändern. 1831 trat der entfernte Cousin „Carlo Alberto“ die Nachfolge an. Zunächst noch die konservative Politik fortführend, ging er schon bald ein Militärbündnis mit Österreich ein und unterdrückte liberale Bewegungen. Aber er verwirklichte auch eine Reihe von Reformvorhaben, schuf, nach dem Vorbild des „Code Civil“ oder auch „Code Napoléon“ genannt, ein Gesetzbuch und unterstützte nun Kunst und Wissenschaft.

Benza engagierte sich nun sehr in der politischen Ebene des „Subalpino“, was Mazzini sehr freute und die Beiden sich freundschaftlich, kameradschaftlich ab etwa 1839 wieder sehr nahe standen. Benza war nach wie vor als Anwalt tätig und widmete sich auch seiner Leidenschaft des Schreibens. So veröffentlichte er Anfang 1840 ein Essay über Europäische Literatur. Er schrieb für diverse Zeitungen und machte für Mazzini Übersetzungen von Goethe und Byron.
Benza engagierte sich auch in hohem Maße auf politischer Ebene. Als König „Carlo Alberto“ im März 1848 der neuen Verfassung zustimmte, wurde auch das „Subalpine Parlament“ gegründet. Benza war einer von 43 Abgeordneten, die in die Kammer gewählt wurden. Auch in der zweiten Amtszeit wurde er mit hoher Stimmenzahl als Stellvertreter von Porto Maurizio gewählt. Jedoch zog er sich bei der nächsten Wahl im Jahre 1855 aus dem politischen Leben zurück. Benza hatte in Porto Maurizio noch zahlreiche Positionen in öffentlichen und privaten Institutionen und gab sich auch gerne dem Schreiben, seiner großen Leidenschaft, hin.

Giuseppe Elia Benza verstarb am 20. April 1890 in Porto Maurizio und wird noch heute als großer Patriot verehrt.


 
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