20. JAHRHUNDERT
Anna Kuliscioff und Filippo Turati waren nicht nur ein Liebespaar, sondern auch Gründungsmitglieder der Partei "Partito Socialista Italiano" PSI. Sie waren Reformisten und bestrebt, den Sieg des Sozialismus mit Hilfe des Parlamentes, der Volksbildung aber auch der Gewerkschaften zu erreichen. Ihre eigene Zeitung „Critica Sociale“ probagierte die Ideen und war ein wichtiges Instrument vor dem Ersten Weltkrieg. Die Partei PSI gewann immer mehr Interesse und so konnte Turati mit seinem politischen Temperament sich Gehör verschaffen und die politische Akzeptanz vergrößern und gewann im Jahre 1900 in der Kammer insgesamt 32 Sitze.
Der Nachfolger des Ministerpräsidenten Francesco Crispi wurde „Giovanni Giolitti“. Ministerpräsident Giolitti versuchte 1901 die PSI, die ja diese 32 Sitze in der Kammer hatten, in die Regierung mit einzubinden, was aber die PSI nicht wollte. Den Einfluss, den Giolitti auf die Politik und die Massen ausübte, war so prägend, dass man diese Zeit als „età giolittiana“ nennt. Es war die Zeit der anwachsenden Industriestädte, der Entstehung sozialistischer und katholischer Volksmassen, italienischer Kolonialpolitik.
Der Ministerpräsident unterstützte die Industrialisierung Italiens, führte 1912 eine staatliche Sozialversicherung ein und änderte das italienische Wahlrecht für Männer, die nun unabhängig vom Einkommen wählen durften. Somit stieg die Zahl der Wahlberechtigten auf über 8 Millionen Italiener an.
Nach den Parlamentswahlen von 1914 verkündete Giolitti seinen Rücktritt. Der ehemalige Finanzminister und Schatzmeister, „Antonio Salandra“ wurde zum Nachfolger ernannt und hatte das Amt des Ministerpräsidenten von Italien sowie den Titel als Innenminister bis 1916 inne. Salandra, der wegen militärischer Misserfolge während des ersten Weltkrieges seinen Rücktritt erklärte, setzte man im Juni 1916 zunächst „Paolo Boselli“ auf dieses Amt. Boselli erwies sich jedoch als nicht sonderlich fähiger Kriegs-Premier und wurde bereits im Oktober 1917 aufgefordert, nach der Niederlage von Karfeit „Battaglia di Caporetto“, zurückzutreten.
Vittorio Emanuele Orlando, der schon während der verschiedenen Regierungen Ministerposten inne hatte, u.a. als Unterrichtsminister, Justizminister, Innenminister, wurde Bosellis Nachfolger. Als Staatsoberhaupt von Italien nahm er an den Gesprächen der „Pariser Friedenskonferenz“ im Jahre 1919 teil, spielte aber hierbei nur eine untergeordnete Rolle.
MUSSOLINI - DER 2. WELTKRIEG - DAS ENDE EINER MONARCHIE
Zu dieser Zeit, der erste Weltkrieg war vorbei, Verträge ausgehandelt, sollte sich das Leben der Italiener schlagartig ändern.
Eine rechtsgerichtete politische Bewegung, die sich „Fasci Italiani di Combattimento“ – „Italienische Kampfbünde“ nannte, wurde von einem „Benito Mussolini“ ins Leben gerufen. Mussolini erwarb 1901 das Abitur sowie das Diplom eines Grundschullehrers. Nach seiner, nicht zu verhindernden Absolvierung des Militärdienstes, wurde er nach 1906 u.a. auch Französischlehrer an der Schule im damaligen Oneglia. Doch seine politisch übermotivierten Beiträge in Lokalblättern führten auch in Oneglia, wie zuvor in anderen Lehreranstellungen, zur Kündigung.
Mussolinis politische Wurzeln entstammten der PSI. Obwohl Mussolini 1914 das Anti-Kriegs-Manifest der PSI unterschrieben hatte, gründete er kurz darauf die Gruppe „Fasci d’Azione Rivoluzionaria, FAR“ und propagierte für einen Kriegseintritt Italiens. Die Gruppe wurde nach Kriegsbeginn wieder aufgelöst. Doch die, von Mussolini 1919 in Mailand, gegründete politische Bewegung „Fasci di Combattimento“ hatte mit Ende des Ersten Weltkrieges nun die große Chance, dem Volk Italiens als Gewährleiste von Recht und Ordnung zur Seite zu stehen.
Aus Furcht vor einer Revolution ließen die bürgerlichen Regierungskoalitionen die „Fasci“ gewähren, die „Rechte“ konnte immer mehr Mitglieder verzeichnen. Gewerkschaftliche Landarbeiterverbände schlossen sich, vor allem 1921 und 1922 den „Fasci“ an und wurden schnell zur größten Massenbewegung Italiens. Die logische Schlussfolgerung war die Gründung einer Partei. Die Umwandlung der „Fasci di Combattimento“ erfolgte am 7. November 1921 in Rom und wurde zur National – Faschistischen – Partei, der „Partito Nazionale Fascista, PNF“ mit Mussolini an der Spitze.
Die PNF sollte dem Volk Mussolinis Ideologien des Faschismus näher bringen und sie begeistern. Seine Partei war ideales Druckmittel bei seinem Marsch auf Rom am
28. Oktober 1922, um an die Macht zu gelangen. Mussolini drohte König Vittorio Emanuele III mit einem Putsch, woraufhin dieser ihn zum Ministerpräsidenten ernannte.
Nach massiven Änderungen der Wahlgesetze gewann die PNF die, im April 1924 angesetzten, umstrittenen Wahlen und ab 1928 war die PNF die einzige zugelassene Partei Italiens, was sich bis 1943 nicht ändern sollte. Viele etablierte Politiker schlossen sich Mussolinis Partei an.
Interne „Extremisten“ versuchten innerhalb der Partei Machtkämpfe auszutragen, was Mussolini nicht dulden konnte, da nur er der „Duce“ – Führer war. Nach einem gescheiterten Streik innerhalb der PNF wurden parteiinterne Wahlen abgeschafft und die Extremisten aus wichtigen Positionen entfernt. Somit hatte nun die Beamtenschaft Anrecht auf Parteizugehörigkeit. Der Duce präsentierte sich nur zu gerne als Mann des Volkes, ein Vater, Frauenheld und Sportler, dessen Vision vom Großmachtanspruch des antiken Römischen Reiches ihn nicht losließ. Während des Zweiten Weltkrieges wurde von Mussolini abermals die Schaffung eines „Italienischen Imperiums“ erklärt.
Mussolini wurde am 25. Juli 1943 vom „Großen Faschistischen Rat“ dem „Gran Consiglio Del Fascismo“, durch einfache Mehrheit, abgesetzt.
Den, von königstreuen italienischen Truppen, gefangen gehaltenen Mussolini wurde von deutschen Fallschirmjägern am 12. September 1943 befreit. Dieser gründete die „Repubblica Sociale Italiana, RSI“ oder auch „Repubblica di Salò“ genannt und war der letzte faschistische Staat in Italien, den Benito Mussolini bis zum 25. April 1945 als Staatschef beanspruchte, was auch der Tag der Befreiung darstellte. Partisaneneinheiten hatten bereits Ligurien, Turin und Mailand, ja nahezu ganz Norditalien, noch vor Eintreffen der Alliierten, befreien können. Der italienische Diktator Benito Mussolini flüchtete vor den Alliierten aus Salò und die deutschen Truppen kapitulierten vor ihnen. Die offizielle Kapitulation trat am 2. Mai 1945 in Kraft.
Das Königreich von Italien war ab 1925 eine faschistische Diktatur, aber König Vittorio Emanuele III war trotzdem noch Staatsoberhaupt, auch wenn er bis 1943 nur bedingt politisches Gewicht hatte und bewusst keinen Einfluss mehr nahm. Nach seinem Aufstieg zum Kaiser, durch die von Mussolini inszenierte Eroberung von Abessiniens, der von den Faschisten propagandistisch und taktisch wirksam publiziert wurde, erhielt Vittorio Emanuele III. am 9. Mai 1936 den Titel als „Kaiser von Abessinien“ und erhielt, um den obersten militärischen Rang des Landes als „Primo Maresciallo dell’Impero“, „Erster Marschall des Reiches“, jedoch ohne jegliche weitere politische Macht. Mussolini hatte nach wie vor den Oberbefehl über die Streitkräfte.
Nach der Befreiung Roms durch die Alliierten am 4. Juni 1944 kehrte der König, der sich seit 1943 in Brindisi aufgehalten hatte, wieder zur Hauptstadt zurück und ernannte seinen Sohn, Umberto II zum Stadthalter über das Königreich Italien. Am 9. Mai 1946 dankte Vittorio Emanuele III ab und übertrug seinem Sohn Umberto II den Thron und Vittorio Emanuele III nahm den Titel „Graf von Pollenzo“ an.
Doch das Referendum über die Monarchie erklärte bereits 33 Tage nach Übernahme der Königskrone, dass die zukünftige Staatsform Italiens ab dem 2. Juni 1946 eine Republik ist und verwies das Königshaus Savoyen des Landes.