14. - 15. Jahrhundert - Imperia - Historischer Reiseführer

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14. - 15. Jahrhundert

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GESCHICHTE  ITALIENS  -  LIGURIEN  UND  PROVINZ  IMPERIA


SPÄTMITTELALTER
14. Jahrhundert – 15. Jahrhundert

Die inzwischen recht umfangreich gewordene Familie Visconti wollte nun auch ein kleines Stück vom Kuchen abbekommen. Konflikte waren nicht mehr zu vermeiden. Nach dem Tod von „Azzones“ kamen seine Onkel Giovanni, der seit 1342 Erzbischof war und Onkel Luchino an seiner Stelle und erhielten zusätzlich noch die Signorie über Asti und Parma. Mit Luchinos Tod erwarben die Nachfolger weitere Gebiete und nahmen Bologna und Genua (nur bis 1356) als Signore ein. Der Sohn von Galeazzo II wurde im Jahre 1378 Nachfolger. Der Sohn Gian Galeazzo entmachtete 1385 seinen Onkel und wurde alleiniger Herr von Mailand. Durch den König „Wenzel IV“ erhielt Gian Galeazzo Visconti im Jahre 1395 die erbliche Herzogswürde. Die Visconti waren von der Stellung eines Signore über das Reichsvikariat nun zum Status eines Fürsten gekommen.

Als Gian Galeazzo 1402 starb, hinterließ er seinen beiden jungen Söhnen „Giovanni Maria“ 14 Jahre alt, der die Herzogswürde mit Mailand und dem größeren Teil des Gesamtgebietes erhielt, und dem 10jährigen Sohn „Filippo Maria“, der fortan Graf von Pavia, mit dem Rest des Staates, war. Zunächst standen die Jungen noch unter der Vormundschaft der Mutter. Doch nach deren Ermordung 1404 war der Graf von Biandrate „Facino Cane“ der eigentliche Machthaber. Im Jahre 1412 starben sowohl Giovanni Maria als auch Facino Cane, so dass die ganze Verantwortung nun in den Händen vom, inzwischen 20jährigen Filippo Maria lag.

Er konnte sich aber in seiner Machtgröße nie richtig behaupten. Venedig und Florenz wollten auf Kosten Mailands die „Terraferma“ weiter ausbauen. Er war auch in der Defensive gegenüber dem Hause „Savoyen“, die als aufstrebende Macht am westlichen Rand der Poebene ihre Besitztümer verteidigten. Selbst das Papsttum, an der Spitze den, in Venedig geborenen, Papst „Eugen IV“ wiegelte er gegen sich auf. Resultierend daraus waren Kriege, die mit Hilfe von Söldnern „Condottieri“ geführt wurden. Letztendlich sah man Mailänder Bürger nur noch als Geldquelle an.

Der Führer einer gefährlichen Söldnergruppe, „Francesco Sforza“, sollte hier die Visconti unterstützen. Um Sforza mehr an Visconti zu binden, gab Filippo Maria seine uneheliche Tochter, Bianca Maria, ihm zur Frau. Filippo Maria selbst war mit „Bona“, der Tochter des Grafen von Savoyen verheiratet. Die Ehe blieb jedoch kinderlos. Als Filippo Maria starb, war kein direkter Nachfolger bestimmt und Francesco Sforza, der Ehemann seiner, nicht ehelichen, Tochter erhob, als Schwiegersohn, gewisse politische Ansprüche auf die Nachfolge.

Doch in dieser Zeit bäumte sich die Mailänder Bevölkerung auf und rief die „Ambrosianische Republik“ aus. Sie wollten eine kommunale Selbstregierung. Es drohte der Zerfall des Staates, da die Venezianer die Macht an sich reißen wollten. Somit sah sich die Ambrosianische Republik genötigt, nun doch Sforza zu bestätigen und als obersten Heerführer zu akzeptieren. Im Februar 1450 kam es schließlich zu einer Revolte und Sforza wurde im März 1450, durch den Beschluss der Stadträte, zum Mailänder Herzog ernannt.
Während dieser Zeit wurden viele Intrigen, Kriege und Entmachtungen durchlebt, denn sowohl der Kaiser, der Adel aber auch in höchstem Maße die Kirche, vertreten durch mehrere Folgepäpste und Bischöfe, wollten Ihre Machtstellung immer wieder verteidigen oder auch zurück gewinnen. Letztendlich hatte das, unter Lehen lebende, Volk darunter zu leiden. Erst auf dem Konzil in Konstanz konnte man sich 1417 darauf einigen, dass das „Viel-Papsttum“ und die, in den norditalienischen Randgebieten konkurrierenden und Macht besessenen beide Bischöfe abgesetzt und klare Fronten durch Papst „Martin V.“ erwirkt wurden. Doch auch hier war wieder eindeutig zu erkennen, dass nur der Adel das Sagen hatte.

Papst „Martin V“, bürgerlicher Name „Oddo di Colonna“, war der Sohn von Caterina, aus dem Hause Conti. Diese waren ein bedeutendes römisches Adelsgeschlecht, die insgesamt fünf Päpste aus dem eigenen Hause an die Macht bringen konnten, nämlich ab 1198 Papst Innozenz III, von 1227 bis 1241 Papst Gregor IX, ab 1254 bis 1261 Papst Alexander IV, dann von 1417 bis 1431 Papst Martin V und zu guter letzt im 18. Jahrhundert, von 1721 bis 1724 Innozenz XIII. Durch jede Papsternennung wurde der Einfluss und Reichtum größer. Man erhielt Ländereien, Lehen, Burgen und Schlösser.

Im 15. Jahrhundert wechselten ständig Koalitionen.,Konflikte und Machtübernahmen. Aragòn, Frankreich, die Osmanen oder auch die politisch – militärischen Konflikte zwischen Venedig, Genua und Pisa ließen schließlich die großen Bankhäuser zu mehr Macht kommen. Die Familien „Bardi“ und die Florentinischen „Peruzzi“ wurden immer einflussreicher.

Steigende Löhne lockten Fachhandwerker in die großen Städte. Die kommunale Wirtschaft orientierte sich nun an dem wachsenden Bedarf an Luxusgütern, Eisen- und Metallverarbeitung sowie für die feine Gesellschaft, Seidenhandwerk und Edelsteinverarbeitung. Aber auch die Kunst der Papierherstellung fand seine Meister. Durch diese einseitige wirtschaftliche Betätigung drohte auch die Gefährdung der Flottenwirtschaft.

Papstes „Alexander VI“ war von 1492 bis 1503 Papst. Er war einer der schillernden Figuren im Papsttum. In der Nähe von València geboren ging er zum Jurastudium nach Bologna, wurde er Bischof, dann Kardinal und päpstlicher Verwalter, führte den Titel eines Renaissancefürsten und war Machtpolitiker. Als er von einer seiner Reisen als Papst aus Avignon zurück kehrte, flossen plötzlich erhebliche Kapitalströme nach Italien und förderten damit unweigerlich den Aufstieg der Adelsfamilien „Medici“, „Strozzi“ und „Salviati“ in Florenz aber auch den „Grimaldi“ und „Spinola“ in Genua. Durch den Einfluss dieser Familien bei der Gesetzgebung und bei den Finanzierungsmodellen, erhielten diese Adelshäuser großzügige Einkünfte aus Steuerpacht und die Vermögensbildung der oberen Schicht war gesichert.

Italien gehörte im 15. Jahrhundert zu dem am schnellsten wachsenden Land, das heißt, die kleinen Dörfer an den Küstenregionen, aber auch die strategisch günstigen Ansiedlungen gewannen rasch an Bevölkerung und wuchsen innerhalb nur einigen Jahren zu großen Städten heran. Die Städte boten nun viele Alternativen zum alltäglichen Leben. Politische Freiheit aber auch kulturelle und wissenschaftliche Wege eröffneten sich. Das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig, Florenz, der Kirchenstaat und das Königreich Neapel waren nun eine ideale Plattform.

Im Kirchenstaat erkannte man diese Lebensform besonders stark an dem Verhalten der Kirche. Die Päpste nahmen die Lebensweise der weltlichen Fürsten an. Man führte Kriege im Namen der Kirche und erlangte für die eigene Familie durch schlimme Intrigen noch mehr Macht und Reichtum. Bestes Beispiel stammt aus dem Hause „Borgia“. Es gibt bereits viele Mythen und Geschichten über dieses Haus. Belegt ist jedoch, dass er, trotz Frau und vier Kinder, ohne Priesterstudium, durch Ämterkauf, der „Simonie“, im Jahre 1492 zum Papst gewählt wurde und sich den Namen „Alexander VI“ gab. Dessen Sohn, Cesare Borgia versuchte, dank des Einflusses seines Papst-Vaters, als Machtpolitiker und Söldnerführer, Italien unter seine Herrschaft zu bringen.

„Niccolò di Bernardo die Machiavelli“ (1469 – 1527), florentinischer Philosoph, Politiker, Geschichtsschreiber und Dichter, analysierte diese dreiste Form der Staatsräson und formulierte in seinem Buch „Il Principe“ – Der Fürst – dies so:

„Der perfekte Fürst muss die traditionellen
 Moralvorstellungen vorspielen können, 
aber er darf auch, im Interesse der Staatsräson, 
vor Gewalt und Terror nicht zurück schrecken.“

Francesco I Sforza kommt diesem Bild schon nahe, doch nur Cesare Borgia könnte ein perfekter Fürst sein. Er machte nur einen Fehler, nämlich dem neuen Papst „Pius III“, nach dem Tod seines Papst-Vaters zu vertrauen, obwohl er ihn zuvor entmachtete.

Ende des 15. Jahrhunderts verlor Italien zunehmend seine wirtschaftliche Bedeutung. Durch die Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 durch den Genueser „Cristoforo Columbo“ sowie dem Venezianer Giovanni Caboto, der 1497 Nordamerika entdeckte, verlagerte sich das Handelsgeschäft und die Handelsrouten vom Mittelmeer zum Atlantik.
Die politische Lage in Italien im 15. Jahrhundert war angespannt. Feudalstaaten sowie Signorien beherrschten die Städte und Gemeinden. Ausschlaggebend für die Wahl der „Podestà“, deren Titel ein bestellter Gouverneur war, der die Städte und Gemeinden, gemeinsam mit seinen eigenen Juristen, Verwaltungsfachleuten sowie Soldaten leiten sollte, waren die erbitterten Parteikämpfe zwischen den kaiserlich treuen Ghibellinen und den päpstlichen Guelfen sowie den nicht enden wollenden Streitigkeiten zwischen Adelsfamilien, Patriziern und Handwerkern. Jedoch auch die Podestà waren bestechlich. Mit List und Gewalt kamen auch somit viele zu dem erblichen Titel eines Signore. Sie waren eine Art Mäzene, die trotz ständiger Unruhen eine wirtschaftliche und kulturelle Ära herbei zauberten.

Mit dem Vordringen Frankreichs im Jahre 1494 brach das italienische Staatensystem zusammen. Noch bevor der erste französische Feldzug 1494/1495 begann, regierte ab 1481 in Mailand „Ludovico Sforza“, der für seinen minderjährigen Neffen „Gian Galeazzo Sforza“ die Geschäfte übernahm und verwaltete. Eigentlich wollte er doch selbst Herzog werden. Im Alter von 20 Jahren heiratete Gian Galeazzo die Tochter des Königs von Neapel „Ferdinand I“ (Ferrante) und die Machtbalance wurde, in Zusammenarbeit mit dem Hause Medici wieder hergestellt.

Nach König Ferdinands Tod 1494 verbündete sich Mailand mit dem König „Karl VIII“ von Frankreich. Inzwischen war Ludovico Sforza Herzog von Mailand und unterstützte Karl VIII mit allen erdenklichen Mitteln bei der Eroberung von Neapel, was er nach kurzer Belagerung dann 1495 einnehmen konnte. Karl, der mit außergewöhnlicher Härte seinen Italienfeldzug unternahm, konnte bei der Schlacht bei Fornovo gestoppt werden. Die Verluste der Franzosen waren so schwer, dass sie die Kriegsbeute zurück ließen und nach Frankreich kehrten. 

Nach dem Tod Karls im April 1498 wurde der 36jährige Ludwig XII im Mai 1498 zum König von Frankreich. Kaum an der Regierung erhob Ludwig XII Ansprüche auf Mailand. Er verbündete sich mit Papst Alexander VI sowie der Republik Venedig, hatte die Schweizer auf seiner Seite und beschäftigte den Römisch-Deutschen König Maximilian, so dass er sein Vorhaben, Mailand einzunehmen, unter Kontrolle schien.

Ludwig XII war der Enkel von der mailändischen Prinzessin Valentina Visconti sowie des Herzogs Ludwig von Orléans und erhob die Rechte auf Mailand. Unter der Führung von Gian Giacomo Trivulzio wurden etwa 5000 eidgenössische Söldner nach Italien geschickt um das gesamte Herzogtum Mailand einzunehmen.

Im Frühjahr 1500 konnte der Herzog von Mailand, Ludovico Sforza, ebenfalls mit der Hilfe von rund 5000 Söldnern sein Herzogtum wieder zurück erobern. Bei Novara standen sich beide Heere sowie die Söldnertruppen gegenüber. Sforza hatte weitere 6000 Schweizer Moros und Ludwig XII weitere 10.000 Schweizer Söldner verpflichtet, die Stadt zu verteidigen beziehungsweise zu belagern. Die schweizerische eidgenössische „Tagsatzung“ vermittelte, denn es sollte verhindert werden, dass sich nun Brüder und deren Väter bekriegen. Ludwig XII ließ sich überreden, aber nur unter der Prämisse, dass Sforza ausgeliefert würde. Die Schweizer jedoch wollten Sforza, als Söldner verkleidet, aus der Stadt führen. Doch der Kriegsknecht Hans Rudolf Turman gab den kontrollierenden französischen Truppen einen Hinweis, worauf Sforza entdeckt und in die Burg Loches im Loiretal in Gefangenschaft genommen wurde, wo er auch acht Jahre später verstarb.

Die Franzosen und Spanier besetzten gemeinsam, zur gleichen Zeit, Neapel, was willkürlich auch in einem Machtkampf endete. Die Spanier vertrieben, mit großer Anzahl italienischer Söldner die Franzosen und behielten, unter der Herrschaft Ferdinand II, das Königreich Neapel. Die Titel des Königs Ferdinand II waren etwas verwirrend. So nannte er sich ab 1494 „Ferdinand der Katholische“ italienisch „Ferrando II o Catolico“, dann ab 1479 „Ferdinand II – König von Aragón, König von Sizilien, König von Sardinien“, weiter ging es von 1479 bis 1504 als „Ferdinand V, König von Kastilien und León“, dann für ein Jahr „Ferdinand III, König von Neapel“ und letztendlich ab 1506 wieder als „Ferdinand V, König von Kastilien und León“. Neapel ging 1505 an Spanien, was Ludwig XII nun anerkennen musste. Süditalien unterlag jetzt in den folgenden 200 Jahren der Spanisch-Habsburgerischen Herrschaft.

Der große Venezianerkrieg, der erstmals 1508 bis 1510 ausgerufen wurde, entpuppte sich schon kurz nach Beginn als großer Fehler. Papst Julius II wollte mit allen Mitteln die Rückeroberung der, von Venedig auf dem Festland „Terraferma“ besetzten Gebiete. Bei dieser Schlacht hatten die Franzosen sowie die Habsburgerischen Spanier die Oberhand und somit weiteres Land eingenommen. Papst Julius II konnte froh sein, dass er sich zumindest auf die 150 eigenen Söldner verlassen konnte, die ihm seit 1505 von der „Tagsatzung“ zugeteilt, nicht mehr von der Seite wichen, heute besser bekannt als die „Schweizergarde“.

 
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