1861-1946 Königreich Italien - Imperia - Historischer Reiseführer

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1861-1946 Königreich Italien

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KÖNIGREICH   ITALIEN
1861 - 1946

Am 17. März 1861 erfolgte in Turin die Proklamation des Königs von Sardinien Vittorio Emanuele II., zum König von Italien.

Die Anfangsjahre als Königreich waren doch sehr problematisch, denn der wirtschaftliche, aber auch soziale Fortschritt des Landes teilte Italien in zwei Hälften – das fortschrittliche Nordwest- und Mittelitalien und eben der Süden. Der gesamtitalienische Markt wirkte beschleunigend. Da der Süden auf den Freihandel nicht richtig vorbereitet und ausgerüstet wurde, kam der Erfolg und Ertrag hauptsächlich im Norden an. Kapitalistische Unternehmer aus der Landwirtschaft beeinflussten hier nach wie vor die Politik der Regierungspartei.

Der Eisenbahnbau wurde vorangetrieben, wobei auch hier wieder der Norden bevorzugt wurde, da man den Handel mit den angrenzenden Ländern forcieren und nicht noch auf tagelange Anlieferung aus dem Süden warten wollte. Denn dort wurden die Küstenregionen mit kleinen Stichbahnen ins Landesinnere angelegt. Das große Anliegen des Risorgimento, der Freihandel, die Integration Italiens in den gesamteuropäischen Modernisierungsprozesses konnte nur zum Teil erfüllt werden. Fehlende Reformierung der Landesverwaltung sowie des Steuersystems trugen zu diesen Problemen bei.

Was auch ein großes Manko war, der Analphabetismus und die vielen Dialekte brachten große Verständigungsprobleme innerhalb der italienischen Bevölkerung. Italienisch war eigentlich eine Bildungssprache, die sich ab dem 14. Jahrhundert langsam entwickelte. Man strebte an, die italienische Sprache bis zum 16. Jahrhundert als Einheitssprache für gesamt Italien zu etablieren. Jedoch kam diese Sprache nur in den gebildeten Kreisen des privilegierten Bürgertums zur Vollendung. Die italienische Literatur, die Dichter des Risorgimento, lieferten hier maßgebliche Grundlagen für sprachlich kulturelle Fortschritte. 



Alessandro Manzoni zum Beispiel, der mit seinem 1826 veröffentlichten Roman „I promessi sposi“ die italienische Sprache auf ein hohes Niveau brachte, wird noch heute in den weiterbildenden Schulen in Italien als Unterrichtsmaterial für Abiturienten verwandt. Man kann davon ausgehen, dass die italienische Sprache, so wie wir sie heute kennen, erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf die italienische Bevölkerung übertragen wurde.

Der Süden Italiens konnte mit dem, nach der Staatsgründung eingeführtem Freihandel nicht standhalten. Die süditalienischen Kleinbauern und Landarbeiter hatten sich eine bessere Umverteilung des Großgrundbesitzes erhofft und waren enttäuscht. Auch die indirekten Steuern, die jetzt für Haus und Grund sowie auf das Einkommen zu entrichten waren, verstärkten nur noch mehr die Armut. Die Folge war, dass viele sich in den industriellen Norden Italiens, aber auch ins Ausland abwanderten. Ende des 19. Jahrhundert, so schätzt man, wanderten mehr als 1,5 Millionen Italiener aus. Viele davon kamen aus Mittel- und Süditalien.

Während der Norden die Industrialisierung zu spüren bekam, tolerierte die Regierung weiterhin die „Latifundien“ im Süden. Landgüter wurden durch Sklaven sowie freie Saisonkräfte bewirtschaftet. Viehzucht, Oliven- und Weinanbau waren hier die Einnahmequellen. Der Grundeigentümer verteilte den Besitz auf mehrere Kleinpächter und zog ordentliche Beträgt als Pachtzins ein. Man verpachtete das Land an kleine Bauern, die sich damit in völlige Abhängigkeit vom Grundherrn begaben. Während im Norden das Eisenbahnnetz kontinuierlich ausgebaut wurde – die Verbindung reichte vom Norden ununterbrochen bis Salerno bzw. bis Lecce und Rossano – so wurde auf Sizilien lediglich eine Strecke von Messina über Catania ins Landesinnere nach Leonforte und von Palermo nach Lercara gebaut, Stand 1870.

Bei den Italienern regte sich der Wunsch nach einem neuen starken Führer. „Francesco Crispi“, der bereits bei der Bildung des Königreichs mitwirkte und schon zwei mal das Amt des Innenministers vertrat und zwei Jahre, bis 1877 Präsident der Abgeordnetenkammer war, sollte hier eingreifen. Crispi war ein, aus dem Risorgimento hervorgekommener Politiker, der Autorität und Imperialismus verkörperte und eine straffere Staatsführung befürwortete. Er war ab 1887 bis 1896 Ministerpräsident und von 1887 bis 1891 Außenminister Italiens. Crispi regierte autoritär und unterdrückte vor allem aber die Arbeiterschaft. Seine Innenpolitik war vor Steuerpolitik und Sparmaßnahmen geprägt. Außenpolitisch orientierte er sich am Deutschen Reich. Nach seiner Niederlage im Italienisch – Äthiopischen Krieg musste er zurücktreten.

Inzwischen war die Regierungsform Crispis zu einer „demokratischen Diktatur“ angeschwollen, auch der Lebenswandel von ihm hatte weiter keinen Vorbildcharakter. So nutzte man die Gelegenheit im März 1896, als die leidenschaftlichen Straßendemonstrationen – aber auch die Herrschaften im Parlament sich gegen ihn richteten – ihn zum Rücktritt zu bewegen, was der König sogleich annahm.

Während der Regierungszeit von Crispi gründete sich in Genua die „Partito die Lavoratori Italiani“. Noch während des Sozialistenkongresses am 14. und 15. August 1892 gründete „Filippo Turati“ als Initiator dieser Partei, die aus der Fusion von:

  • - Partito Operaio Italiano (gegründet 1882)
  • - Lega Socialista Milanese (gegründet 1892)
  • - Viele weitere kleinere Gruppen mit sozialistisch-marxistischer Ausrichtung

Beim zweiten Parteikongress 1893 fusionierte die Partei mit der „Partito Socialista Rivuluzionario Italiano“ und wurde zur „Partito Socialista die Lavoratori Italiani“, der PSLI und nahm dann ihren endgültigen Parteinamen zum 3. Januar 1895 an „Partito Socialista Italiano“ der PSI, deren Symbol Hammer und Sichel darstellte.

 
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