Dolceacqua - Imperia - Historischer Reiseführer

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DOLCEACQUA



Wenn man die Küstenstraße SS1 von Imperia bis Dolceacqua nimmt, sind es etwa 50 km Entfernung. Kurz vor Ventimiglia nimmt man dann nach der Brücke über den „Torrente Nervia“ im Kreisverkehr die erste Ausfahrt auf die SP64. Dolceacqua ist hier beschildert. Die Gemeinde hat auch für ausreichende Parkmöglichkeiten gesorgt, wie diesem Schild zu entnehmen ist.





STORIA
Zunächst sollte geklärt werden, woher dieser Name kommt. Eines kann ich mit Sicherheit sagen, das Wasser schmeckt nicht süß! Aber die „dolceacquini“ haben auch hier zwei Erklärungen.

So soll es einen „Dulcius“ gegeben haben, der zu Zeiten des Römischen Reiches hier ein großes Anwesen, die „Villa Dulciaca“, sein Eigen nannte. Mit der Zeit, der Dialekt dieser Region veränderte sich ständig, wurde aus „Dulcius“, „Dulciàca“, dann zu „Dusàiga“ und schließlich zu „Dulcisacqua“.
Die andere Begründung für die Namensgebung wäre, dass man zurückgehen muss, bis zu den Kelten. Diese nannten ihre Siedlung „Dussaga“, was später in „Dulsàga“ umbenannt und irgendwann dann zu „Dolceacqua“ wurde.



Die ältesten archäologischen Funde lassen darauf schließen, dass diese Gegend bereits in der Eisenzeit besiedelt war. Aber das erste offizielle Dokument über Dolceacqua stammt aus dem Jahre 1151. Es bescheinigt, dass die „Marchesi di Ventimiglia“ auf dem Felsvorsprung von Dolceacqua ein „castello“ errichten darf. Dieser Platz war von strategischer Bedeutung, konnte man doch von hier aus das gesamte Gebiet des „Valle Rocchetta Nervia“ und „Val Roia“ kontrollieren und gegebenenfalls auch verteidigen.

So, und ab jetzt muss ich meinen Quellen der Recherche vertrauen und manche Jahreszahlen, die in den touristischen Blättern veröffentlicht sind, etwas korrigieren. In den Geschichtsbüchern stehen etwas andere Zahlen und auch Begebenheiten, so dass ich nun diese Daten nachfolgend nutzen werde.

Am 9. April 1276 wurde das castello von „Oberto Conte di Ventimiglia“ an die Adelsfamilie von „il Ghibellino Oberto Doria“ verkauft. Der Genueser „Oberto Doria“, der durch die berühmten Seeschlachten gegen Venedig und Pisa zu großem Ruhm gelangte, wurde durch die Wahl am 28. Oktober 1270, gemeinsam mit seinem Rivalen „Oberto Spinola“ zum Oberhaupt der Republik Genua „Capitano del Popolo“ gewählt und auf zwanzig Jahre bestimmt.

Die Genueser Welfenfamilie „Grimaldi“ wollte das Gebiet Ponente zu den höchsten Behörden des Stadtstaates erheben, den „Signoria“, doch „Lamba Doria“, der Bruder von „Oberto Doria“ konnte dieses Vorhaben der Grimaldis erfolgreich niederschlagen und nahm kurzerhand dieses Gebiet um Dolceacqua selbst ein.

Die Doria’s konnten sich in den nächsten Jahren hier weiter ausdehnen und erhielten weitere Gebiete, wie das „Val Nervia“ mit den Dörfern „Apricale, Perinaldo und Isolabona“.

Das castello war im 14. Jahrhundert Schauplatz bitterer Kämpfe zwischen den Ghibellinen, der Welfen und den Doria’s. Es folgten schwere Belagerungen im Jahre 1319 sowie 1329, angeführt vom König „Roberto d’Angiò Conte di Provenza e di parte guelfa“, der jedoch kläglich scheiterte.
Man vergrößerte das Anwesen und setzte im 14. Jahrhundert, rund um das Schloss, eine Verteidigungsmauer mit Schießscharten und zwei hohen Wachtürmen.

Bereits Oberto Doria aber auch seine Nachfolger sorgten dafür, dass sich unterhalb des castello das neue Dorf bildete „A Téra“. Der ursprüngliche Ortskern dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter aus. 

Die Häuser wurden kreisförmig um das Schloss herum, ineinander verschachtelt, gebaut. Die schmalen Gassen wurden der eigenwilligen Bauweise angepasst und führten nun durch enge „caruggi“ sowie unter Häusern und Arkaden stetig nach oben, bis zur Burg. 
Noch heute besteht dieser Teil, man könnte fast sagen, aus einem Agglomerat von Häusern, die sich unterhalb der Burg gebildet haben.


Damit auch entsprechende Versorgung gegeben war, ließ man den „Nervia-Fluss“ so umleiten, dass die Brunnen alle mit Wasser versorgt waren und die umliegenden Felder bequem bewässert werden konnten.

Mittlerweile war die Beziehung zwischen Ventimiglia und den „Doria di Dolceacqua“ sehr belastet, denn Ventimiglia war nicht damit einverstanden, dass die Doria’s inzwischen willkürlich Steuern für die wichtige Transitstrecke „Salzstraße“ ins Hinterland erhob.

Im Jahre 1429 aktualisierte der amtierende Doria „Enrichetto I“ die Statuten der „Signoria di Genova“, denen die Doria’s nach wie vor angehörten und bestimmte, dass die Burg in Dolceacqua sicherer gemacht werden müsse. Als „Signoria“ konnten nun die Kosten an die Republik Genua übertragen werden. So wurde das castello weiter ausgebaut und sicherer gemacht um die wiederholten Belagerungen und Zerstörungen einzudämmen. 

               

Bis zum Ende der Renaissance sollte nun das Schloss, inklusive neuer Wohnräume mit glanzvollem Interieur, eine grandiose Befestigung sein und auch der Verteidigung dienen. Das Hauptportal war jetzt mit den neuesten Verteidigungsmechanismen ausgestattet, das gesamte Anwesen schien uneinnehmbar.

Man schrieb das Jahr 1523. „Bartolomeo Doria di Dolceacqua“ war der Sohn von „Francesca Grimaldi di Doria“. Francesca war die Schwester des amtierenden “Signore di Monaco – Luciano I di Monaco”. Bartolomeo Doria hatte seinen Onkel “Luciano I di Monaco”, aus welchen Gründen auch immer, am 22. August 1523 im Palast von Monaco ermordet.
Es wurde auch unterstellt, dass „Andrea Doria“, der berühmte Seefahrer aus Oneglia, daran beteiligt gewesen sein sollte. Zum besseren Verständnis: Andrea Doria war der Sohn von „Caracosa Doria di Dolceacqua“, Bartolomeo war also sein Cousin. Aber Andrea Doria konnte wohl glaubhaft machen, dass er zum Zeitpunkt des Anschlages bei seinen Schiffen im Hafen gewesen sein soll. Er hätte lediglich die Nachricht über den Tod von „Luciano“ erhalten und zu seinem Cousin Bartolomeo geeilt, um ihm zur Seite zu stehen. Andrea Doria, der inzwischen sehr einflussreich war, eilte zum „Duca di Savoia – Carlo II“ und rechtfertigte diesen Mord als „accettasse l’atto di vassallaggio del Signore di Dolceacqua“. Ganz frei würde ich dies übersetzen als „Akt der Vergeltung“.

Um dies nun auch zu verstehen, sollte man noch wissen, dass man „Luciano I di Monaco“ nachgesagt hatte, dass auch er bereits einen Mord verübt hätte. Sein Bruder und Amtsvorgänger „Giovanni II“ stand ihm wohl im Wege, als Luciano an die ersehnte Macht kommen wollte. Warum diese Vorgeschichte? Damit man verstehen kann, weshalb ein freier „Bartolomeo Doria“ so einfach und ohne weitere Erklärung die kompletten Feudalrechte von Dolceacqua an den Herzog „Duca Carlo II di Savoia“ abgetreten hatte und im Gegenzug dann das Amt eines „Vassallo“ übertragen bekam. Er wurde nie des Mordes angeklagt! Bartolomeo stellte sich jetzt in den Dienst des Hauses Savoyen und verpflichtete sich bestimmter militärischer und diplomatischer Dienstleistungen.
Im Gegenzug erhielt das Hause „Doria di Dolceacqua“, vertreten durch „Stefano Doria“ und dem Hause Savoia „Emanuele Filiberto I di Savoia“ königlichen Schutz sowie ab 1559 die Verwaltung des Gebietes von Rocchetta. Somit hatte sich das Ansehen, Prestige und Wohlstand der Doria’s deutlich erhöht.

Jedoch zerbrach die Beziehung beider Familien. Im frühen 17. Jahrhundert hatten die Doria beschlossen, an der Seite der Republik Genua gegen das Herzogtum von Savoyen zu kämpfen. Der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen und die Doria’s mussten sich geschlagen geben und Dolceacqua dem savoyischen Piemont übergeben. Doch „Francesco I di Doria“ konnte, gemäß der Investitur vom 7. November 1652 in den Stand eines „Marchese“ erhoben werden. Dies geschah durch die persönliche Ernennung von „Duca Carlo Emanuele II di Savoia“.

Das castello wurde über die Jahre, aufgrund seiner strategisch günstigen Lage, immer wieder Schauplatz furioser Kämpfe. Der, inzwischen fünfte Marchese, der das castello verwaltete „Marcantonio Scipione“, der das Gebäude von Grund auf restaurieren ließ, verwandelte das Anwesen in einen prächtigen Adelssitz. Jedoch wurde am 27. Juli 1744, durch französisch – spanische Truppen, die sich seit dem Jahre 1742 im Österreichischen Erbfolgekrieg befanden, die Festung größtenteils zerstört.

Der damalige piemontesische Graf, der das Anwesen zu beschützen hatte „Conte Rivara“ war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Er hatte lediglich achtzig Mann, um Dolceacqua zu verteidigen, was mit Zerstörung bestraft wurde. Das Haus Savoyen hatte nun beschlossen, das Herrenhaus nicht mehr aufzubauen und die verbliebenen „Marchesi di Dolceacqua“ mussten in einen naheliegenden „Palazzo della Caminata“, neben der Pfarrkirche „Chiesa Parrocchiale di Sant’Antonio Abate“ umziehen.

Mit Einzug der französischen Truppen im Jahre 1793 kam das gesamte Gebiet, auf Befehl von Napoleon Bonaparte, zu Nizza. Die Doria’s verloren am 14. Juni 1797 nicht nur ihre sämtlichen Adelstitel sondern auch alle Ländereien. Nach der französischen Revolution wurde das Gebiet, inklusive aller Immobilien, mit Beschluss des Wiener Kongresses 1815 an das Königreich Sardinien und später, 1861, an der Königreich Italien übergeben.


        

DER ORT
Überall wird man auf den berühmten Maler „Claude Monet“ hingewiesen. Nein, er stammt nicht von hier! Aber man ist stolz darauf, dass Monet die Kulisse von Dolceacqua für einige berühmte Bilder nutzte, die unter anderem auch in Paris und Williamstown in Massachusetts ausgestellt sind. Im Jahre 1884 hatte der Künstler hier Station gemacht. Er war so begeistert von dem Panorama, der Burg und der davor liegenden „Ponte Romanico“, dass er einige Gemälde, aus verschiedenen Perspektiven, anfertigte.

Der Ortsteil, am Fuße des castello nennt man „A Téra“. Die Häuser wurden mit den Jahren immer höher gebaut, da kein Platz mehr zur Verfügung stand. So erreichten die Gebäude nach und nach durchschnittlich sechs Stockwerke. Man muss diese Gassen bewusst betrachten, Blick öfter nach oben und begibt sich unweigerlich auf eine mittelalterliche Zeitreise. Die Atmosphäre hier zwischen den eng aneinander liegenden Gebäuden ist mit Worten nicht zu beschreiben. Und wenn man dann noch das Glück hat, einen touristenfreien Moment zu erwischen, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, man spürt förmlich die faszinierende Geschichte Dolceacqua‘s.


Vom „Piazza della Vittoria“ beginnt die Zeitreise und führt zunächst an die kleine „Chiesa di San Filippo“, die ganz schüchtern am Rande der Brücke zu erkennen ist.
Diese Kirche wurde, gemäß dem Hinweisschild im 19. Jahrhundert errichtet und gehört der Familie „Conrieri“. Der Innenraum ist in spätbarockem Stil gestaltet.


Weiter geht es nun über die, aus dem 15. Jahrhundert stammende und 33 m lange Brücke „Ponte Romanico“ und wird auf der anderen Seite von einer Wandmalerei empfangen. 


Dieses Gemälde wurde Andrea Doria gewidmet, seine Mutter war ja eine „Doria di Dolceacqua“.

                           

Ab jetzt ist die Entscheidung schwierig, wie man weitergehen soll. Am Flusslauf entlang oder doch lieber erst mal in die „düstere“ Vergangenheit?

                

Der geheimnisvolle Eingang neben dem Wandgemälde führt zur „Via Castello“. Durch das Portal hindurch steht man auf einem kleinen, lichtdurchfluteten Platz. Was sofort auffällt ist das, in typisch „pietre“ gehaltene Wappen, es zeigt die Initialen der Doria sowie Grimaldi. Was es mit diesem Schild auf sich hat, konnte ich aber nicht endgültig recherchieren.

                                                                   
 Hier steht, dass der „Príncipe di Monaco – Alberto II Grimaldi“ am 17. September 2013 hier war und nach 500 Jahren nun die Freundschaft erneuern wollte, oder so. Dies bedeutet, dass also im Jahre 1513 etwas vorgefallen sein muss, oder man hatte einfach keine Lust mehr sich zu besuchen? Denn erst 10 Jahre später war ja der Vorfall mit Bartolomeo, kann also nichts mit diesem Termin zu tun haben.




Zur rechten Seite, neben dem kleinen Löwenbrunnen, geht es tief hinunter in die „Via Rebaudi“. Diese geheimnisvolle Treppe führt aber nicht in einen Keller sondern war früher die Verbindungsgasse „le scasasse“ zum Kirchplatz „Piazza Padre G. Mauro“.

                      

Bereits in dem Durchgang kann man schon links, unter den Häusern durch, in eine weitere Straße „Via Vicolo Borgogno“ nach oben gehen. Die angebrachte Tafel gibt Hinweise auf den Namensgeber der Straße, wobei man die Jahreszahlen etwas verwirrend finden kann. Warum? Das findet man selbst schnell raus.

                    

Aber meine Reise geht weiter auf der „Via Castello“ bis zur Ecke der „Via Giraldi“. Hier hat Mariella einen kleinen Handwerksladen. Sie ist Töpferin und verkauft ihre selbstgemachten Kunstwerke. Schon alleine das Interieur dieses Geschäftes lädt dazu ein, sich einfach mal nur umzusehen.

                               

Die antiken Häuser, die mit Stützbalken verbunden sind, begleiten uns auf dem sanft ansteigenden Weg, bis hinauf zum Schloss. Die Gebäude haben, je nach Lage, bis zu sechs Stockwerke, die man bis zum 17. Jahrhundert auf diese Größe brachte. Dazwischen immer wieder alte „palazzi“ der angesehenen Familien vergangener Zeiten.



Dann geht es, links am Brunnen vorbei, noch zu einem weiteren Künstlergeschäft. Hier hat der Maler „Moris De Leyva“ sein Atelier. Ich hatte das Glück, ihn zu treffen und mich mit ihm auszutauschen.

          


 
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