Nr. 6 - Oratorio dei Disciplinanti di San Pietro - Imperia - Historischer Reiseführer

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Nr. 6 - Oratorio dei Disciplinanti di San Pietro

KÜSTENSTÄDTE > IMPERIA > Porto Maurizio > Passeggiata centro storico
Nr. 6
ORATORIO   DEI   DISCIPLINANTI  DI   SAN   PIETRO –
sec. XII - XVIII



Das Oratorium di San Pietro ist das älteste religiöse Gebäude der Stadt. Leider gibt es keine verlässlichen Dokumente die bestätigen können, wann genau mit dem Bau begonnen wurde. Doch den Schätzungen zufolge muss zwischen dem zwölften und dreizehnten Jahrhundert das ursprüngliche Gebäude errichtet worden sein. Das Oratorium war ursprünglich das „sacello della Compagnia di Mercanti“, was man etwa so übersetzen könnte „Die Gedächtniskapelle der lokalen Händlervereinigung“, denn die Kapelle lag ganz in der Nähe der Markthalle und diente nicht nur der religiösen Zusammenkunft sondern auch als Treffpunkt der gut betuchten Gesellschaft von lokalen Händlern.



Die ursprüngliche Kapelle wanderte im Jahre 1400 zunächst in den Besitz der Familie De Verdonis und einhundert Jahre später in den Besitz der Familie Barla, die das Bauwerk in eine wunderschöne, wertvolle Kapelle verwandelte. Seit 1599 erhielt die Bruderschaft „Confraternita dei Disciplinanti di San Pietro“ die Erlaubnis, das Oratorium zu nutzen.
Die Architekten Giovanni Semeria sowie Giovanni Bossetti vervollständigten die barocke Innen- und Außenfassade. Semeria gestaltete im 17. Jahrhundert die barocke Form und das Tonnengewölbe, während Bossetti 1789 mit der äußeren Loggia und Treppe das Werk ergänzte.
          


Geschichte
Die ursprüngliche Architektur des Oratoriums bestand nur aus einer einfachen Eingangstüre sowie zwei schmucklosen Fenstern, in direkter Nachbarschaft des Palazzo Lavagna. In der Kirche wurden für lange Zeit, neben den Gottesdiensten, auch alle politischen und finanziellen Aktivitäten der „Compagnia dei Mercanti“ abgehalten. Einige Dokumente und kommerziellen Verträge dieser Zeit sind noch heute erhalten geblieben. Der Wehrturm, der sich in unmittelbarer Nähe befand und der Adelsfamilie Pagliari gehörte, wurde – bevor er in das Bauwerk des Oratoriums aufgenommen wurde – für unterschiedliche Zwecke genutzt wie z. B. auch als Windmühle für die Getreideproduktion.

Die Kirche wurde als eine der Wichtigsten in der Provinz Porto Maurizio erachtet, da hier, bis ins Jahr 1405, der größte Handels- und Finanzplatz der Küste war. Noch im Eigentum der Gesellschaft, beherbergte es bereits im Jahre 1370 die erste Bruderschaft Disciplinanti. Das Oratorium war im 15. Jahrhundert im Besitz der angesehenen Familie De Verdonis, die auch die notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten durchführen ließ. Im Jahre 1511 ging dann der Besitz über zur Familie Barla, die es dann 1599 an die Bruderschaft übergab und seinen Namen erhielt „ Oratorio dei Disciplinanti di San Pietro“.

Der südliche Erweiterungsbau der Kirche erfolgte im Jahre 1752. Man nutzte als Fundament die Reste der ehemaligen Befestigungsanlage der Stadtmauer von Porto Maurizio. Man kann heute noch diese Grundmauern deutlich an der linken Seite des Oratoriums erkennen. Innerhalb von 2 Jahren, von 1789 bis 1790, wurden der Haupteingang, der Turm, die Fassade, die Loggia sowie die Treppe erbaut. Der Wehrturm wurde zum Glockenturm umgebaut und an die Außenfassade angepasst. Der Architekt Carrega war zu dieser Zeit verantwortlich für das gesamte Interieur.

Im Jahre 1837 wurde, unweit des Oratoriums, die alte Pfarrkirche „Parrocchia di San Maurizio“ abgerissen, um wichtiges Baumaterial für den Dom zu bringen. Somit wurde der Altar „Altare del Cristo Nero“, für den man keine Verwendung mehr hatte, in das Oratorium gebracht und wieder aufgebaut. Zeitgleich wurden im Innenraum lange Reihen von Holzbänken montiert und es sah aus, wie die Bestuhlung eines Parlamentes. Dieser Umstand wurde im 19. Jahrhundert tatsächlich dazu verwendet, um politische Gespräche mit den Familienoberhäuptern zu führen und auch zur Anwerbung von jungen Menschen für den Wehrdienst. Aber auch die Projekt- und Bauvergabe für den Dom Bau, der „Duomo di San Maurizio“ wurden in diesen Räumen diskutiert.

Im Jahre 1851 wurde die ursprüngliche große Loggia, die weit auf den heutigen Vorplatz hinausragte, durch eine Kleinere, wie sie noch heute besteht, ersetzt. Im Mauerwerk über der Seitentür findet man eine Tafel mit einer kleinen Zeitgeschichte, die man wie folgt übersetzen könnte: „Das Oratorium di San Pietro Apostolo“ beherbergte die erste Handelsgesellschaft zur Förderung der Konvention mit Genua – anno 1252.“




Außenfassade
Von Giovanni Bossetti konzipiert, stellt die Außenfassade ein typisches Beispiel für die Bauweise des ligurischen Barocks dar. Am deutlichsten ausgeprägt zeigt sich dies in den Rahmen und den drei Bögen der Loggia, wenn es nicht sogar schon in den neoklassizistischen Stil übergreift. 



Das Tympanon, das mit Reliefs geschmückten, nach oben bogenförmig abschließendem Feld über dem Türsturz des Portals, ist seitlich von einer doppelten Reihe von geschmückten, flach aus der Wand hervortretenden Säulen, den so genannten Pilastern, eingerahmt. Der obere Abschluss der Säule, der Kapitelle, ist dekoriert mit der Papstkrone – der Tiara – und den Schlüsseln von San Pietro. Darüber steht in großen Lettern:

NON PRAEVALEBUNT.
(Matteo, XVI, 18) Die Worte Jesu an den Apostel Petrus:
« tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam, 
et portae inferi non praevalebunt ad versus eam »
 Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, 
und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.




Des weiteren kann man im Stuck die Tiara des Papstes erkennen, die so genannte Triregno. Unterhalb der Tiara steht auf einem seitlich gerollten Blatt:

TU ES PETRUS – ET SUPER HANC PETRAM – AEDIFICABO ECCLESIAM – MEAM.

Ursprünglich erstreckte sich die Außentreppe von vorne auf den Platz, die meisten der Bereich umfasst, wurde auf seine heutige Größe im Jahre 1887 reduziert. Der Säulenvorbau an der Haupteingangsseite, dem so genannten Portikus, besteht aus drei Bögen, die mit jeweils zwei Säulen gehalten und verziert werden. Auf beiden Seiten des Haupteingangs gibt es zwei große gemalte „medaglioni“ von Maurizio Carrega aus dem Jahre 1802.



Auf der rechten Seite zeigt das Bild den Prediger und Heiligen der Stadt „San Leonardo“, wie er mit einem Kruzifix in der Hand zu den Gläubigern predigt. Es soll die im Jahre 1743 stattgefundene Predigt zu den „confratelli incappucciati“ darstellen. Das Bild trägt die Aufschrift: „PERENNIS PATRIAE GLORIA“. In der Loggia auf der linken Seite sieht man „San Maurizio“ zu Pferde, in einer typischen Rüstung der Renaissance. Die Szene trägt den Titel: „SEMPER PROPUGNATOR“.

Der Glockenturm war eigentlich Bestandteil eines ehemaligen Wehrturms aus dem 14. Jahrhundert, den der Künstler Bossetti in das Bauwerk mit einfließen lässt. Nur der Abschluss wurde mit Stuck und barocken Elementen verziert. Die Malereien sind von Maurizio Carrega, einem begnadeten Maler aus Porto Maurizio (1750 – 1815). Die innere Struktur hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. So kann man noch heute die drei Öffnungen im Turm, die zu Verteidigungszwecken dienten, erkennen und auch der Zugang zu den oberen Etagen , der über die steinerne alte Wendeltreppe führt, ist noch intakt.


Das Oratorium von Innen
Das Oratorium hat eine rechteckige Form mit nur einem Kirchenschiff mit Tonnengewölbe. Die Wände sind kunstvoll mit Figuren der heiligen Geschichte bemalt. Die Künstler dieser besonderen Dekoration waren Francesco Carrega sowie seine Söhne Tommaso und Maurizio Carrega aus Porto Maurizio.



Francesco Carrega, Oberhaupt der Familie, inspiriert durch die römische Schule von Batoni, gestaltete das Gewölbefresko. Das Fresko hat eine Größe von ca. 100 qm. Dargestellt wird „Gloria di San Pietro“ und beinhaltet viele Figuren und architektonische Elemente. Tommaso Carrega, Sohn von Francesco, malte zur gleichen Zeit Ereignisse und Handlungen aus dem Leben der Heiligen und der Kirchenväter. Inspiriert wurde er durch den Künstler Lorenzo De Ferrari, was man besonders an den Hell-Dunkel-Effekten erkennen kann. Am oberen Teil der Gemälde sind Balkone, die, so scheint es, Einblicke in die Gänge und Gewölbe geben. Und Engel, die auf Balustraden sitzen, einige mit Geigen oder Trompeten. Das Ganze ist mit einem azur blauen Himmel hinterlegt. Das Zentrum bildet San Pietro, umgeben von glücklichen Engeln. Ein weiterer Sohn Francescos, Maurizio Carrega, seines Zeichens Schüler des neapolitanischen Künstlers Placido Costanzo, kreierte zwei Fresken auf beiden Seiten des Hochaltars.

    

Am Ende des Ganges befindet sich der, durch seine Bedeutsamkeit ins Auge fallende Altar aus dem Jahre 1686 und ein Kunstwerk des Meisters Giacomo Corbellino. Bedeutsam deshalb, weil er aus der alten ehrwürdigen Kirche „Parrocchia di San Maurizio“ im 18. Jahrhundert demontiert werden musste und seine „letzte Ruhestätte“ nun hier gefunden hat. Der Altar ist aus dunkelgrünen Marmorsäulen und mit buntem Marmor verziert. Ein typisches Beispiel Genueser Barocks. In der Altarmitte ist der Tabernakel mit weißen Säulen, verziert mit einer Statue „Pietà“, die von einer wohlhabenden Familie Porto Maurizios gespendet wurde. Entlang der Seitenwände stehen die massiven Bänke aus Nussbaum, die liebevoll mit verschiedenen geometrischen Mustern und Skulpturen reich verziert wurden. Dies war die meisterhafte Arbeit der ortsansässigen Handwerker.

An beiden Seiten des Haupteingangs stehen zwei erhöhte Bänke, die besonders verziert sind. Die eine Bank trug ein Wappen mit Symbolen der päpstlichen Tiara und war somit dem „priore“ dem Vorsteher vorbehalten. Die zweite erhöhte Bank war für den Vize und verziert mit doppeltem Lothringer Kreuz sowie zwei gekreuzten Schlüsseln.
Die ursprüngliche Anordnung der Bänke glich der Anordnung eines Parlamentes, was einzigartig in den Kirchen von Imperia war.


Fresken und Ölgemälde innerhalb des Oratoriums

             


Entlang der linken Wand befinden sich folgende Kunstwerke:

  • - La Crocifissione di San Pietro
  • „Die Kreuzigung des Hl. Petrus“ Fresko von Tommaso Carrega
  • - La Costernazione di Saffira
  • „ Die Bestürzung über Saphira“ Fresko von Tommaso Carrega
  • Dieses Fresko zeigt Saphira, wie sie nach der Lüge
  • an Petrus ihm Tot zu Füßen liegt.
  • - La Visione di San Pietro
  • „Die Vision des Hl. Petrus“ Fresko von Tommaso Carrega
  • - La Caduta di Simon Mago
  • „Der Fall des Simon Magus“ Fresko von Maurizio Carrega

Entlang der rechten Wand findet man:

  • - La Prigionia di San Pietro
  • „Die Inhaftierung des Hl. Petrus“ Fresko von Tommaso Carrega
  • - San Pietro guarisce gli infermi
  • „Hl. Petrus heilt die Kranken“ Fresko von Tommaso Carrega
  • - San Pietro sulle acque
  • „Hl. Petrus auf dem Wasser“ Fresko von Tommaso Carrega
  • - La Vedova Tabita
  • „Die Witwe Tabitha“ Fresko von Maurizio Carrega
Dieses Fresko bedeckt die gesamte rechte Wand des Chors, gegenüber des Gemäldes Simon Magus
und beinhaltet eine Fülle von Zahlen, architektonischen Details und eine Fülle von Farben.

Neben den Fresken befinden sich folgende Ölbilder:

  • - Deposizione dalla Croce
  • „Vom Kreuz genommen“ Ölbild von Maurizio Carrega
Über der Türe zur Sakristei befindet sich das große Ölbild mit der Darstellung, wie der leblose
Körper von Jesus nach der Kreuzigung in den Armen seiner Mutter liegt. Im Hintergrund sieht
man die dunklen Kreuze von Golgatha (Golgota) an dem auch Jesus gekreuzigt war.



  • - Incontro con la Veronica
  • „Zusammentreffen mit Veronica“ Ölbild von Lorenzo De Ferrari
Dieses Ölgemälde in der Größe von 3 x 3 m stellt eine der vierzehn Station des Kreuzweges dar.
Es zeigt Jesus auf dem Weg nach Golgatha. Hier trifft er unterwegs auf einige fromme Frauen,
darunter auch Veronica. Auf der linken Seite sieht man die Figur des Simon von Kyrene, der Jesus half.

Dies ist eine außergewöhnliche Arbeit von Lorenzo De Ferrari, da er nicht die, für diese Zeit typisch barocke Elemente verarbeitete sondern seinem Gefühl folgend das Meisterwerk auf Leinwand brachte.

  • - Incoronazione della Vergine, San Pietro e Santa Caterina d’Alessandria
  • “Krönung der Jungfrau Maria” Ölbild von Francesco Bruno 1689
Dieses Altarbild verfügt über einen Schiebemechanismus, damit der Besucher auch den
„Cristo Nero“ den Schwarzen Christus in der Nische, über dem Altar sehen kann.
Der Künstler Francesco Bruno wurde hier durch seinen Kollegen Pietro da Cortona beeinflusst,
was sich in den Gesichtern und der beweglichen Figuren widerspiegelt.

  • - Tobia, cielo, assistito dalla famiglia e Guarigione di Tobia
  • „Blinder Tobia“
„Heilung Tobia“ Ölbild von Francesco Bruno Diese beiden Gemälde befinden sich in der Sakristei.

            

  • - Coena Domini
  • „Abendmahl“ Ölbild von Francesco Bruno
Auch dieses Gemälde befindet sich in der Sakristei. Jedoch ist dieses 2 x 1,50 m große
Bild durch ungünstige Lagerung inzwischen in einem renovierungsbedürftigem Zustand.



  • - Santa Caterina VM
  • „Heilige Caterina“ unbekannter Künstler
Dieses kleine, ovale Gemälde stammt aus der alten Pfarrkirche „San Maurizio“ und gehörte früher
der Bruderschaft „Confraternita di Santa Caterina“. Es hängt an der Wand vor der Seitentür.


Skulpturen

„Il Cristo Nero“
ist ein großes Kruzifix und befindet sich im inneren des Tabernakels, umrahmt von zwei künstlerisch gestalteten Säulen aus schwarzem Marmor mit zwei Engeln, die den Baldachin stützen. Jedoch ist diese außergewöhnliche Skulptur nicht immer zu sehen, da das zuvor beschriebene Altarbild durch den Schiebemechanismus auch vor das Kruzifix verschoben werden kann. Das Kruzifix, man kann es kaum glauben, war ursprünglich komplett vergoldet. Man fand das Kreuz im Jahre 1616 am Strand von San Lazzaro. Es handelt sich um eine ausgezeichnete spanische Arbeit aus dem sechzehnten Jahrhundert. Man nimmt an, dass das Kruzifix wohl auf einem spanischen Boot war und während eines Sturms über Bord ging.



Das Kreuz wurde von der Bruderschaft von San Pietro restauriert und der Künstler Gio Batta Rizzo konzipierte 1703 eigens hierfür einen Altar. Wie auch bereits zuvor beschrieben, musste der Altar aus der ehemaligen Pfarrkirche und wurde zusammen mit dem Kruzifix im Jahre 1837 in das Oratorium umgesiedelt. Dieses Kruzifix ist seit jeher ein Objekt der Anbetung und großer Hingabe. Wie der Notar Gazo aus Porto Maurizio in seinen Schriften aus dem Jahre 1827 aufzeigte, soll das Kruzifix auch als „miracoloso“ als Wunder in die Geschichte eingegangen sein.



„Statue San Pietro“
ist eine, aus farbigem Holz gestaltete Statue aus dem Jahre 1700 und befindet sich hinter Glas, auf der linken Seite des Altars. Diese Skulptur ist eine besondere Statue und wird noch heute, anlässlich der Prozession am 29.Juni eingesetzt. (29. Juni 65 n.C. – Die Hl. Apostel Petrus und Paulus werden in Rom unter Kaiser Nero hingerichtet).

„Statue di Sant’Antonio“
diese Statue wurde von einer Privatperson im Jahre 1932 gespendet und befindet sich auf der gegenüber liegenden Seite der Statue San Pietro.

„Angelo orante“
der betende Engel ist aus weißem Marmor. Er befindet sich auf der rechten Seite der Stufen zum Altar. Man geht davon aus, dass dies eine Arbeit des Bildhauers Salvatore Revelle aus Taggia aus dem neunzehnten Jahrhundert ist.


Von dem Vorplatz aus hat man einen wundervollen, atemberaubenden Blick auf die Küste Imperia.


Die Geschichte der „Confraternita dei Disciplinanti di San Pietro"

noch in Bearbeitung!!!


 
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