Pigna - Imperia - Historischer Reiseführer

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Pigna

DIE GEMEINDEN > Comunità Montana Intemelia
PIGNA               (280 m üM)



Diese Gemeinde kann man über mehrere Wege erreichen. Ab Sanremo gibt es zwei Möglichkeiten.
Der erste Weg führt über die SP56 nach Bevino, weiter auf der SP61/SP62 über Apricale nach Isolabona. An der Kreuzung rechts auf die SP64 in Richtung Pigna. Dies ist eine, ca. 37 km lange, gemütliche Strecke mit herrlichem Panorama und einer Fahrtzeit von etwa eineinhalb Stunden bis zum Ziel. Der zweite Weg führt über die Küstenstraße SS1 bis kurz vor Ventimiglia. Nach dem Fluss „Torrente Nervia“, im Kreisverkehr, die erste Ausfahrt nehmen und auf die SP64 der Beschilderung folgen. Diese Strecke beträgt ab Sanremo etwa 34 km und einer gemütlichen Fahrtzeit von etwa einer Stunde.




STORIA
Bereits in prähistorischer Vorzeit gab es hier nachweislich eine kleine Ansiedlung, die dem damaligen „Albintimilium“, dem heutigen Ventimiglia unterstanden haben soll. An dem Platz, wo heute nur noch die Ruinen der „Chiesa Benedettina di San Tommaso“ stehen, war früher ein vorrömisches Dorf.
Offizielle Dokumente über Pigna stammen aus dem 12. Bis 13. Jahrhundert, als die „Conti di Ventimiglia“ hier eine Verteidigungsburg errichten ließen. Hier führte einst die wichtige Handelsstraße durch, die das Meer mit dem Piemont verband. So musste man unweigerlich an Pigna vorbei, wenn die Handelsreisenden von Nizza oder Ventimiglia ihre Waren über Triora nach Briga und weiter nach Piemont bringen wollten.

Im 13. Jahrhundert unterstand Pigna den „Conti di Provenza“, unter ihnen auch „Carlo d’Angiò“, auch „der Lahme“ genannt, der zu dieser Zeit aber noch nicht König von Neapel war. Jetzt hatte er lediglich den Titel eines Fürsten „Principe di Salerno“ und unterstand noch der Grafschaft Nizza. Zwischen dem 13. Und 14. Jahrhundert war das gesamte Nervia-Tal Mittelpunkt der vielen Streitigkeiten zwischen den Kaisertreuen Ghibellinen und den Papsttreuen Guelfen. Aber auch die territorialen Auseinandersetzungen zwischen den „Regno di Provenza“ und der „Repubblica di Genova“ musste Pigna ertragen.

Es war das Jahr 1388, Pigna stand noch unter der Verwaltung der „Conti di Provenza di Nizza“, wurde nun „Giovanni Grimaldi“, der einstige „gran siniscalco della città di Nizza“ vom neapolitanischen Herrscher gezwungen, das gesamte Gebiet von Nizza an das Haus Savoyen und somit an Piemont, abzutreten. Es wäre noch anzumerken, dass der amtierende Herrscher, König von Neapel, zu diesem Zeitpunkt der etwa 12 jährige Sohn von „König Karl III von Neapel“ war, nämlich „Ladislaus von Neapel“, auch „der Großmütige“ genannt.

„Amadeo VII di Savoia“ kam am 28. September 1388 nach Nizza und ernannte nun die noch amtierenden Grimaldis zu Gouverneuren von Savoia und übertrug ihnen die Verantwortung mehrerer benachbarter Lehen.
Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte Pigna einen weiteren Höhepunkt, denn die britischen Adelshäuser hatten diesen Ort und die Therme für sich entdeckt. Das schwefelhaltige Wasser sollte den schönen und reichen Herrschaften helfen, ihre Wehwehchen zu lindern.

Nach dem Sturz von Napoleon wurde das Gebiet 1815, auf Beschluss des Wiener Kongresses, an das Königreich Sardinien und im Jahre 1861 an das Königreich Italien übergeben. Heute gehört diese Gemeinde der Provinz Imperia an.


     

    



DER ORT
Die Bevölkerung, aber auch Geschichtsbücher sind sich einig, dass Pigna seinen Namen aufgrund der baulichen Struktur erhalten hat, denn man ist der Meinung, dass die Altstadt wie ein Tannenzapfen „Pigna“ aufgebaut wurde.



Die Altstadt, ab „Piazza Castello“ bis hinunter zum „Torrente Nervia“ hat tatsächlich fast eine symmetrische Anordnung der „caruggi“, die wiederum mit schmalen, engen, dunklen Gassen verbunden sind. Diese Gassen nennt der Volksmund auch gerne „chibi“. Dieses Wort könnte man übersetzen mit „dunkel, schattig, schlechtes Licht“.

          

„Chibi“ sind die, bei eng aneinander gereihten Häusern, schmalen Gassen, die auch teilweise unter den tiefen Torbögen der Häuser verlaufen. Diese Bögen waren aber auch architektonisch von großer Wichtigkeit, denn sie gaben den, bis zu 70 cm dicken Häuserwänden gegenseitig mehr Stabilität.

                               

Pigna muss man individuell erkunden. Man kann hier eigentlich keinen Rundweg definieren, denn schon alleine die vielen „chibi“ verführen dazu, vom Hauptweg abzukommen. Aber ruhig zu und mutig der Intuition folgen, denn verlaufen kann man sich hier nicht.



Pigna zählt wohl zu den bedeutendsten Orten im Nervia-Tal, denn die besondere mittelalterliche Architektur, angereichert durch Kunstschätze und außergewöhnlichen und wertvollen Malereien, prägt noch heute diese Gemeinde.

Schon auf dem Weg zur Oberen Altstadt ist man von dem Panorama überwältigt. Auf der schattigen Seite der Hügel fällt der Blick auf die Buchen- und Kastanienwälder. Gegenüber, auf der Sonnenseite, dann die Olivenhaine und Gärten. Doch etwas will erst einmal garnicht ins Gesamtbild passen. Unten im Tal, inmitten der gründen Landschaft, steht ein modernes, großes 4-Sterne Hotel. Aber, wie schon zuvor beschrieben, hat auch dies seine Daseinsberechtigung. Dort, am Talboden befindet sich eine schwefelhaltige Quelle. Das Wasser sprudelt mit einer Temperatur von etwa 31° aus der Quelle „Madonna Assunta“ und wird heute für externe Anwendungen wie Bäder, Schlammpackungen, aber auch als Inhalationstherapie verwandt. Bei Herz- und Kreislauferkrankungen, dem Muskel- und Skelettaufbau, Atmungssystem und natürlich bei diversen Hautproblemen finden sich hier erfolgreiche Behandlungsmethoden. Aber eines sollte man nicht vergessen, Schwefel kann durchaus sehr unangenehm riechen!

Pigna soll, gemäß der ersten beiden Volkszählungen in den Jahren 1861 und 1871 bis zu 3.500 Einwohner gezählt haben. Dies ist durchaus nachvollziehbar, wenn man sich auf die mittelalterliche Reise durch diese große Gemeinde begibt.



Unterwegs entdeckt man immer wieder, ins dicke Mauerwerk eingearbeitete, schwarze Schieferplatten. Diese hatten auf den Stand der Herrschaftshäuser und deren besondere Privilegien hingewiesen. Pigna war eine große Handelsstadt und hatte entsprechend hohe Steuereinnahmen, was sich zumindest in den Palazzi aber auch beim Ausbau der gesamten Stadt bemerkbar machte.




Inmitten der verschachtelten, robusten Häuser entstand eine große Loggia, die mit starken Schiefersteinsäulen an der alten Piazza errichtet wurde. Hier befinden sich auch noch die alten Füllmaße sowie eine Art Maßband.



Man sollte hier innehalten und alles auf sich wirken lassen. Mit etwas Phantasie kann man sich zurück versetzen, erlebt förmlich das rege Treiben der Geschäftsleute, der Händler und Handwerker. Marktschreier, Bäcker und Bauern, wie sie ihre Produkte angepriesen haben. Ein wildes Durcheinander unter der schattenspendenden Loggia sowie angrenzenden carruggi.



Aber die Piazza Vecchia war nicht nur Handelstreffpunkt. Pigna genoss, wie auch andere Gemeinden der Grafschaft Nizza, eine große Autonomie. Dies wurde im Jahre 1575 durch entsprechende Statuten geregelt. Die Gemeinde wurde nun selbst verwaltet durch das „parlamento giurato“, das heißt durch zwei Bürgermeister, zehn Gemeinderäte sowie „28 uomini da bene“. Somit hatten vierzig Bewohner die Verantwortung für Pigna zu tragen. Das hieraus entstehende „conseglio delli dodeci“ wurde jedes Jahr am „San Michele“ Tag erneuert. Hier auf diesem Platz „Piazza Vecchia“ hatten jetzt diese Obrigkeiten an allen Sitzungen des Gemeindeparlamentes teilzunehmen. Die wichtigsten Sitzungen waren am „Giorno di San Michele“, „Girono di Ognissanti“ sowie am 1. Mai.

                        


Oberhalb dieses Platzes erhebt sich stolz die „Chiesa Parrocchiale San Michele Arcangelo“. Nach meinen Recherchen gab es hier an dieser Stelle zunächst, ab dem 13. Jahrhundert eine kleinere Kirche, die man aber, auch aufgrund der ständig wachsenden Zahl der Handelsreisenden, dann mit den Jahren immer wieder vergrößerte und 1450, mit Unterstützung der inzwischen regierenden Herrschaft von Savoyen, das christliche Gebäude erheblich erweitern ließ. Die, aus schwarzem Stein gefertigte Außenfassade wurde von dem Architekten und Steinmetz „Giorgio De Lancia“ entworfen. 




Über dem Eingangsportal schuf „Giovanni Gaggini da Bissone“ das runde, mächtige, aber noch filigran wirkende Fenster „Dodici Apostoli“ mit zwölf eingearbeiteten Strukturfenstern sowie der umliegenden Marmor - Rosette. Es sind zwölf Säulen, die zum Mittelpunkt, dem „Agnus Dei“, verlaufen. Die bunten Fenster zeigen jeweils einen Apostel.
Weiterhin gibt das gesamte Bauwerk auch das Wahrzeichen des Ortes preis, die hohe Kampanile mit einem Giebel aus unregelmäßig geformten Steinblöcken.



                                                   

Die Kirche besteht aus drei Schiffen. Der erste Eindruck, wenn man das Gotteshaus betritt, hat ehr was mit Schlichtheit zu tun. Doch wenn der Blick zum Altar schweift, kann man von dem Polyptychon nicht mehr seinen Blick lassen. Das etwa viereinhalb Meter hohe Kunstwerk thront seit dem Jahre 1500 an Ort und Stelle. Die „Leinwand“ besteht aus langen Holzplatten, die Ikonographie dieses Gemäldes ist reich an Detailarbeiten mit 36 Einzelbildern.



Der Untergrund basiert auf Goldfolie, die unterschiedlichen Bilder wurden teilweise durch dreidimensionale Laubsägearbeiten, mit Säulen und Bögen, bestückt. Das Ganze wurde durch dekorative Elemente und viel Gold in Szene gesetzt. Der Künstler „Giovanni Canavesio“ signierte seine fertige Arbeit am 4. Januar 1500 mit „Presbiter Giovanni Canavesi de Pinerolio pinxit“. Canavesi wurde um 1430 in Pinerolo im Piemont geboren. Seit 1472 war er ein anerkannter Künstler, der sich, wegen dem außergewöhnlichen Gespür für Perspektiven sowie integrierter architektonischer Bauelemente, einen großen internationalen Namen gemacht hatte.

Das Polittico di Giovanni Canavesio zeigt folgende Szenen:

In der MitteSan Michele in triumphierender Position. Er ist gekleidet mit einem goldenen Gewand. Er hat den linken Fuß auf dem Teufel, damit er die Seele, die auf der Waagschale liegt, nicht stehlen kann.
Links davonSanto Stefano und San Giovanni Battista
Rechts davonSan Pietro und San Lorenzo
Oberhalb des bildes mit San MicheleDarstellung der Dreifaltigkeit. Im Hintergrund Gott, davor Jesus am Kreuz und das Symbol des Heiligen Geistes, eine Taube, die auf der linken Schulter Jesus sitzt.
Links davonSanta Caterina di Alessandria und Santa Caterina di Siena
Rechts davonSanta Maria Maddalena und Santa Margherita
Unterhalb LinksSan Gregorio Magno und San Gerolamo
RechtsSan Ambrogio und San Agostino
An der Außenseite des Bildes noch die Darstellungen wie folgt
Links, von oben nach unten: Santa Lucia, San Luigi, San Francesco di Assisi und Erzengel Gabriel – Arcangelo Gabriele
RechtsSant’Apollonia, San Nicola da Bari, San Domenico und Maria 


Darunter befinden sich dann noch fünf Bilder aus dem Leben Jesu. Den Abschluss bilden die zwölf Apostel und Jesus.





Neben der Kirche reihen sich um den kleinen Platz weitere Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel der Brunnen „Fontana die Canui“, „Oratorio di Sant’Antonio Abate“ und das Geburtshaus von „Carlo Fea“.





Der, im Jahre 1575 errichtete Brunnen stand ursprünglich an der Außenwand der Kirche. Wie man unschwer an den vielen Auskerbungen am Brunnenrand erkennen kann, nutzte man diesen Brunnen auch gerne zum Schleifen der Werkzeuge, wie Sicheln und Messer.
Leider konnte ich bisher keine weiteren Informationen über das, oberhalb liegende „Oratorio di Sant’Antonio Abate“ erhalten und keine Fotos vom Innenraum machen.

Hier auf diesem Platz steht das Geburtshaus von „Carlo Fea“. Hier geboren am 2. Februar 1753, studierte er in Rom Jurisprudenz, Rechtswissenschaften, fand aber seine Berufung in der Archäologie. Er erhielt ab 1798 Forschungsaufträge für Ausgrabungen römischer Altertümer. Bekannt wurde er 1781, als er auf einem der römischen Hügel, dem „Colle Esquilino“ die Statue eines Diskuswerfers fand. Dieser, von Fea, entdeckte „Diskobolos“ steht noch heute als „römische Marmorkopie“ im Nationalmuseum von Rom. Rea hatte, anhand antiker Beschreibungen diese Skulptur als „Diskobolos des Myron“ identifiziert.
Fea war auch maßgeblich an den Ausgrabungen am Pantheon und Forum Romanum beteiligt.
Fea bewies aber auch politisch viel Geduld. Ihm wurde unterstellt, dass er Anhänger des politischen Vereins von „Maximilien de Robespierres“ wäre, also ein sogenannter „Jakobiner“. Die Neapolitaner, die 1799 Rom besetzten, sperrten Fea ein, ließen ihn aber nach kürzester Zeit wieder frei, denn der amtierende „Camerlengo Chigi“ ernannte Fea als „Commissario delle Antichità“, sowie persönlicher Bibliothekar. So war Fea ab 1801 bis zu seinem Tode 1836 oberster Denkmalpfleger für Rom und den ganzen Kirchenstaat. Er hatte die volle Verantwortung für Ausgrabungen und deren Lizenzen.




Wenn man nun zwischen den beiden Kirchen die schmale Gasse weitergeht, gelangt man auf einen Vorplatz mit atemberaubendem Panorama. Die vielen Sitzmöglichkeiten laden dazu ein, hier eine kleine Verschnaufpause zu machen.
Hier ist auch das Museum, das man über die paar Treppenstufen erreichen kann. Die Öffnungszeiten sind jedoch regelmäßig unregelmäßig. Das Museum zeigt Beispiele für das traditionelle Leben der Landwirte aus dem gesamten Nervia-Tal, mit originalen Werkzeugen sowie Dokumentationen aus dieser Zeit.


Im Museum findet man auch Informationen zum „antico forno a legna“. In der Altstadt von Pigna wurde früher am lokalen Holzofen Brot gebacken, dies war ein ganz besonderes Ritual. Von Samstagfrüh bis Sonntagabend stand der Bäcker am Ofen und backte für alle das, zuvor bestellte Brot. Dem Bäcker war es verboten, für Fremde Brot zu backen, nur die pignaschi hatten ein Recht darauf. Man sagt, dass der Bäcker sozusagen mit dem „Zehnten“ bezahlt wurde, das heißt, jedes zehnte gebackene Brot gehörte ihm. Da das Brot im halbe Stundentakt gebacken wurde, kann man sich vorstellen, dass der Bäcker ausgesorgt hatte. Sobald der Ofen am Samstagmorgen die richtige Temperatur hatte, lief der Bäcker durch die Gassen und blies in ein Horn. Die Bewohner mussten nur noch darauf warten, dass der Bäcker ein zweites Mal ins Horn blies, denn dies bedeutete, etwa im Halbstundentakt, dass das nächste Brot fertig war. Alte Dokumente, die im Museum zu besichtigen sind, belegen dieses Ritual. Man sagt, dass noch heute der Ofen am Weihnachtsabend angefeuert und zum Backen verwandt wird. Den Ofen findet man in unmittelbarer Nähe von der Pfarrkirche San Michele, eine Beschilderung habe ich nicht gefunden.

Wieder durch die große Loggia hindurch, kann man eine der vielen „chibi“ entlang gehen und das Ambiente auf sich wirken lassen.

     

Ein weiterer gemütlicher Spaziergang, der gleich hinter dem Geburtshaus von Fea beginnt, führt über die alte „Via Fossarel“. Dies war die alte Handelsstraße, die Sanremo über Bajardo nach Pigna und dann mit Saorge sowie Tenda in Frankreich verband.
Man läuft diesen gemütlichen Weg, vorbei an der „Grotta di Lurdes“ bis hinter den Friedhof und erblickt sodann das, aus dem 14. Jahrhundert stammende christliche Gebäude „Chiesa di San Bernardo“.
Die Kirche wurde über viele Jahrzehnte aufwändig restauriert und am 5. April 1998 für das Publikum wieder geöffnet, wobei man aber nicht genau sagen kann, wann sie tatsächlich mal für Besichtigungen geöffnet wird. Aber es ist allemal ein schöner Spaziergang, der sogar noch erweitert werden kann, denn von dieser Straße führt der Weg, gesäumt mit den fünfzehn Stationen des Kreuzweges, nach oben zur kleinen Wallfahrtskirche „Santuario della Madonna di Passoscio“. Die „pignaschi“ sind erfreut, wenn sie nach diesem Weg gefragt werden, ist es doch eine Legende, die dieses Bauwerk umgibt. Dieser Fußweg dauert ungefähr eine Stunde.

Die Hirten nutzten gerne diese Strecke, wenn sie mit ihren Schafen und Ziegen von den Weiden kamen. Eines Tages, als ein „pastore“ mit seiner Herde von den Bergen kam, sah er in den Büschen ein Gemälde, was „die Verkündigung Maria“ darstellte. Er nahm das Bild und brachte es mit nach Hause. Doch einige Tage später, er kam wie gewohnt mit seinen Tieren hier vorbei, lag das Gemälde wieder an gleichem Ort. Jetzt wusste der gute Mann nicht mehr weiter, nahm das Bild wieder an sich und brachte es zum Vorsteher der „Parrocchia di San Michele“, der es vorübergehend im Inneren der Kapelle aufbewahrte.
Doch was wäre ein Mythos ohne Gläubiger. Die Bewohner hörten sich diese Geschichte nur allzu gerne an und waren so überzeugt von diesem Bericht des Hirten, dass der Glaube sie so bestärkte, dies als Zeichen anzusehen und eine kleine Kapelle, zu Ehren der Madonna an dem Platz zu errichten, wo das Gemälde ursprünglich gefunden wurde. Das Bild bekam darin einen Ehrenplatz sowie den Namen „Madonna del Monte“.

Diese Geschichte hatte sich natürlich in Windeseile verbreitet und immer mehr Pilger bereisten diesen Ort, kamen zum Beten, so dass bald kein Platz mehr für die Gläubigen vorhanden war. Man beschloss, dieses Bauwerk zu vergrößern. Das heutige Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert noch mit einer Art Presbyterium umbaut.

Doch die Ausbauarbeiten des 17. Jahrhunderts hatten auch noch mit einer weiteren „Wundertat“ zu tun. So erzählt man sich, dass der berühmte Maler „Carlo Maratta“ im Jahre 1650 mit dem Schiff unterwegs nach Marseille war. Auf der Höhe von Ventimiglia kam plötzlich ein wütender Sturm auf, das Schiff drohte zu kentern. Mit an Bord waren auch Geschäftsleute aus Pigna. Sie versammelten sich in ihrer Todesangst und fingen an, zur „Madonna del Monte di Pigna“ zu beten, forderten besagten Maratta auf, sich ihnen anzuschließen und um Schutz zu bitten. Carlo Maratta soll daraufhin gesagt haben, wenn die Madonna seine Gebete erhört, wolle er sich dankbar zeigen und ihr zu Ehren ein Gemälde der Kapelle stiften.
Maratta’s Gebete wurden erhört, das Schiff kam, trotz anhaltendem Sturm wieder frei und konnte die Reise bis zum nächsten Hafen fortsetzen. Und der Künstler soll Wort gehalten haben und nach einigen Monaten nach Pigna gereist sein, um sein Kunstwerk „l’Annunciazione“ persönlich in der Kirche zu installieren.
Da dieses unschätzbare Kunstwerk schon mehrmals gestohlen worden sein soll, aber, ein weiteres Wunder, immer wieder den Weg zurück zur Kirche fand, beschloss man, das Gemälde von Maratta an einen sicheren Ort in Genua aufzubewahren. So wurde mir die Geschichte von ehrlichen Bewohnern Pigna’s berichtet, ich habe nur versucht, dies hier zu dokumentieren…





Jeden 3. Sonntag im Monat findet hier der "Mercantino dei prodotti tipici" statt.



Im Oktober feiert man hier das Fest „Raviolata di San Tiberio“. Diese „sagra“ hat eine Tradition. Als die Sarazenen immer wieder versuchten, auch Pigna zu überfallen, hatten die „pignaschi“ beschlossen, die Sarazenen mit allen Mitteln zu bekämpfen.
Man goss heißes Öl in große Behälter und schüttete dies auf die Eindringlinge, die schreiend das Weite suchten. Man sah sie angeblich nie mehr wieder.
Das sollte anschließend mit einem großen Fest gefeiert werden. Alles war für die Vorbereitung der leckeren Pasta vorhanden, außer das Olivenöl. So bereiteten sie ihre Lieblingsspeise „Ravioli“ ohne das notwendige Öl zu und füllten die Nudeln stattdessen mit leckerem Pecorino-Käse.






Seit 20. Januar 2015 ist Pigna ein Teil der neu gegründeten Vereinigung „L’Unione dei comuni delle Valli Nervia e Roja“, etwa wie die Verwaltung der Verwaltung zu verstehen, mit den Gemeinden Airole, Apricale, Castel Vittorio, Dolceacqua, Pigna, Isolabona, Olivetta San Michele und Rochetta Nervina.


                     


 
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