Rezzo - Imperia - Historischer Reiseführer

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Rezzo

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REZZO          563 m üM                                         





Mitten im „Valle Arroscia“ liegt die Gemeinde Rezzo, etwa 32 km von Imperia entfernt. Rezzo erreicht man am schnellsten über die SS28 in Richtung Pieve di Teco. Man fährt bis zum Kreisverkehr, kurz vor Pieve di Teco und folgt dann der Beschilderung nach Rezzo, Lavina, Cenova, San Bernardo, was auch gleichzeitig die Ortsteile von Rezzo sind. Die teilweise gut ausgebaute SP17 führt stetig gemütlich, entlang des Rezzo-Flusses, nach oben. Schon von weitem erkennt man das „castello dei Clavesana“, dem Wahrzeichen von Rezzo.



STORIA – Zwischen Legende und Geschichte… Eine Oper in 2 Akten
Um die Geschichte von Rezzo zu erzählen, muss man unweigerlich mit dem deutsch-italienischen Kaiser Otto I. beginnen, denn er hat sozusagen die Geschichte geschrieben – zumindest eine legendäre Geschichte… Als Grundlage für die Legende wird eine Oper aus dem Jahre 1806 zugrunde gelegt. „Adelasia e Aleramo“, ein Melodram in 2 Akten von Johann Simon Mayr und Luigi Romanelli. Uraufführung war am 28.12.1806 in der Mailänder Scala. Die Oper des „principe carbonaio“ hatte damals große politische Bedeutung und war revolutionär.

Die Legende besagt, dass Kaiser Otto I. angeblich eine Tochter mit Namen Adelasia hatte. Sie war unsterblich in den germanischen Waisenjungen Aleramo verliebt, der bis dahin ihr Schildknappe war. Sie flohen, heirateten und gingen, ohne dass der Kaiser informiert war, nach Italien, wo Alderamo seine eigentlichen Wurzeln hatte. Zunächst fanden die Beiden Unterschlupf in Montenotto, gründeten eine Siedlung und nannten die Ortschaft, zu Ehren der Prinzessin, „Alaxia“, was später zu Alassio wurde.
Die beiden jungen Leute führten ein bescheidenes Leben. Aleramo war inzwischen sehr geschickt als Köhler und verkaufte die Kohle auch an den Koch des Bischofs von Albenga. Dieser stellte ihn kurzerhand als dessen Küchenjungen ein. Der Bischof von Albenga wiederum war ein Lehensmann des Kaisers Otto I. Der Kaiser plante ein Heer gegen den Widerstand der Einwohner von Brescia aufzustellen. Der Bischof von Albenga nahm mit seinem Gefolge an dem Heer teil, darunter natürlich auch sein Koch Aleramo und dessen inzwischen 16jährigen Sohn Otto, dem gemeinsamen Kind von Aleramo und Adelasia. Der Sohn Adelasia war inzwischen der Schildknappe des Bischofs geworden.
Durch Mut und Tapferkeit zeichneten sich Aleramo und sein Sohn aus, was auch Kaiser Otto I. zu Ohren kam. Erst bei einem Treffen, wo der Kaiser ihnen seinen persönlichen Dank zum Ausdruck bringen wollte kam heraus, dass diese Beiden sein Schwiegersohn und Enkel waren. Er söhnte sich mit seiner Tochter und der Familie aus und verlieh nun Aleramo einen Adelstitel. Der Grundstein für das Adelsgeschlecht der Aleramo, aus dem auch künftig dann die Adelsfamilien „Del Carretto, Del Vasto und Clavesana“ entstammten, war gelegt.
Diese Legende ist teilweise Geschichte, teilweise nur eine Oper. Aber die „rezzesi“ gaben dieser Geschichte noch ein weiteres Happy End. In der Pfarrkirche von Rezzo befindet sich nämlich eine alte Marmortafel in lateinischer Inschrift, welche ein Marchese zu Ehren zwei junger Menschen anfertigen ließ. Die Legende besagt weiter, dass Aleramo und Adelasia nach ihrem Tode hier beigesetzt werden wollten. Rezzo war in einem Lehen ihrer Verwandten und sie wollten, in Ehrerbietung des Heiligen Martin, dem die Kirche geweiht war, hier begraben werden. Der Heilige Martin war, genau wie Aleramo und Adelasia, ein Flüchtling.

Doch genug der Legenden, jetzt die Fakten…

           

STORIA
Die Siedlung von Rezzo gründete sich bereits vor der Jahrtausendwende. Man geht davon aus, dass auch die, oberhalb verlaufende „Via Marenca“ dafür sorgte, dass Handelsreisende hier Unterschlupf fanden. Aufgrund dieser strategisch günstigen Lage sollte es immer wieder zu heftigen Landstreitigkeiten, insbesondere zwischen den Häusern Savoyens und Genuas geben.

Rezzo war, auf Beschluss des Kaisers Otto I. zunächst ein Lehen des „Marchese di Clavesana“. In einem Dokument von 1259 heißt es, dass Rezzo zwar nun ein Lehen der Republik Genua gewesen sein soll, aber die „Marchese di Clavesana“ das Lehen als „luogo della Serenissima Repubblica di Genova“ erhielten. Im 14. Jahrhundert war Rezzo ständig Mittelpunkt von Auseinandersetzungen zwischen den Clavesana und den „Marchesi Del Carretto“ sowie den „Marchesi di Ceva“. Diese Beiden hatten sich, auf nicht ganz legale Weise, Ländereien angeeignet.

Um diesem erbitterten Streit nun erst mal ein Ende zu setzen, übertrugen die „Marchesi di Clavesana“ im Jahre 1385 einen Anteil des Lehens von Rezzo zurück an Genua, was aber später wieder, durch Vererbung, an die Clavesana ging. Und so ging dieses hin und her auch im 15. Jahrhundert weiter. Die Marchesi „Del Carretto, Clavesana und Ventimiglia“ hatten sich zwischenzeitlich den Visconti, die im Krieg mit Genua waren, angeschlossen. Doch sowohl „Del Carretto“ als auch „Marchese di Clavesana“ wollten dieses Gebiet. Genua sprach ein Machtwort und der Gouverneur von Genua „Marchese Pallavicino“ gewährte 1471 dann „Marchese Gaspare Clavesana“ die Investitur und übertrug somit den Grundbesitz an ihn. Gaspare kaufte „Marchese del Carretto“ noch die geerbte Hälfte des Lehens ab und konnte somit das gesamte Rezzo-Gebiet wieder vereinen.

                            

Das Dorf Rezzo konnte erst einmal zur Ruhe kommen. Der „Marchese Clavesana“ hatte nun das Hauptaugenmerk auf die Verschönerung des Dorfes gelegt und förderte den Bau einer neuen Kapelle, die Restauration der Pfarrkirche sowie den Bau einiger Residenzen. So wurde 1492 das „Santuario della Natività di Maria“ oder „Santuario di Nostra Signora del Santo Sepolcro“ durch den Bischof Leonardo Marchese eingeweiht.

Gaspare ließ auch die bereits stark beschädigte Pfarrkirche „San Martino“ sehr aufwändig restaurieren, was die sehr gläubigen rezzesi wohlwollend aufnahmen und sich dem Marchese noch enger verbunden fühlten. Rezzo wurde zu dieser Zeit geradezu umringt von neuen Kapellen und Pfarrkirchen, die teilweise bis heute noch gut erhalten geblieben sind.
Zwischen dem 15. Und 16. Jahrhundert wurde die „Comunità Ventimigliesi“, die das gesamte Rezzo-Tal und das Maro-Tal beinhaltete kulturell sehr großzügig unterstützt. Unter der Schirmherrschaft von „Onorato Lascaris“ wurden die Künstler der direkten Umgebung von Rezzo auch finanziell großzügig unterstützt. Ortsansässige Künstler, wie der Steinmetz Valenzo, die Architekten Ricca und Poncello, aber auch Künstler der Muse wie il Maestro Gaggini und Brea konnten, dank der Unterstützung von Onorato Lascaris große Meisterwerke und musikalische Werke, von großem kulturellen Wert, produzieren.

Aber Rezzo sollte nach wie vor nicht zur Ruhe kommen. Die Herrschaft über die Grafschaft Rezzo wurde noch Ende des 16. Jahrhunderts von Ventimiglia, Lascaris und dem Haus Savoyen übergeben. Dies führte unweigerlich zu weiteren Konflikten mit der Republik Genua und war Hauptgrund für die Kriege im 17. Jahrhundert. Bereits 1625 wurde das Grenzgebiet Rezzo Schauplatz eines grausamen Krieges. Der Ort Cenova war den Truppen nicht mächtig, wurde ausgeplündert und das Dorf dem Erdboden gleich gemacht. Herzog „Carlo Emanuele II“ ordnete die Zerstörung des castello in Rezzo an und die Truppen des „Conte di Scalenghe“ führten den Befehl aus. Somit war auch das Symbol der Clavesana vernichtet.
Ende des 17. Jahrhunderts war hier der Schauplatz grausiger Auseinandersetzungen zwischen der Republik Genua und dem Hause Savoyens. Am 16. Juli 1672 wurde Rezzo zum Kriegsschauplatz. Das Heer der Savoyer und einiger Schweizer Truppen fielen in Rezzo ein. Die Savoyer hatten sich in den Kopf gesetzt, eine Verbindungsstraße von Ormea im Piemont, nach Oneglia zu bauen, um die Handelsgeschäfte dann vollständig unter Kontrolle zu haben. Pornassio war das kleinere Hindernis. Die Truppen der Savoyer überfielen das Dorf und das Problem hatte sich erledigt. Doch die Einwohner Rezzos leisteten erbitterten Widerstand bis zum Schluss. Sie verbarrikadierten sich im bestehenden Schloss und versuchten die martialischen Truppen abzuwehren. Doch diese gewannen die Oberhand und man konnte den grausamen Plünderungen und Raubzügen nur noch zusehen. Das, aus dem 12. Jahrhundert stammende Schloss wurde dem Erdboden gleich gemacht. Der Wiederaufbau des Schlosses von heute wird nachfolgend noch ausführlich beschrieben.

1735, gemäß der Vereinbarung des Wiener Vertrages, wurde Rezzo nun endgültig dem Herzogtum von Savoyen zugesprochen. Carlo Emanuele III, Herzog von Savoyen, wurde Herrscher von Rezzo. Man war nun dem Könighaus Sardinien verbunden. Diese wiederum waren Verbündete Österreichs. So kam es, dass Rezzo von 1740 bis 1748 auch unmittelbar in den Krieg, den Frankreich und Spanien gegen Österreich führten, verwickelt war. Rezzo wurde von den französisch-spanischen Truppen heimgesucht und war gezwungen, mit dem Feind zu kollaborieren. Doch bereits zum Kriegsende 1748, gemäß dem Aachener Abkommen, ging Rezzo an den König von Sardinien zurück. Im Jahre 1784 gewährte man dem genuesischen Adeligen „Gerolamo Pallavicino“ die Mitherrschaft. Dieser hatte eine Nachkommin der Clavesana geheiratet und somit wieder ein Stück der alten Herrschaft zurück gebracht.

Es war aber noch immer nicht Schluss mit den Kriegen. Jetzt kam Frankreich. Es war das Jahr 1794 und die Zeit von Napoleon Bonaparte. Er hatte die „Armee d’Italie“ gegründet. General Jean-André Masséna wurde beauftragt, Rezzo einzunehmen. Ziel war es, Ligurien von mehreren Seiten einzunehmen umso an Piemont heranzukommen. Doch die „rezzaschi“ leisteten viel Widerstand, wurden aber gezwungen, mit Napoleon zu kollaborieren. Die Besatzungszeit war für die rezzesi nicht einfach, doch hatte diese kurze Zeit auch gewisse Vorteile, denn die Wirtschaft wurde neu belebt und es förderte auch die Errichtung neuer Infrastrukturen, insbesondere der Ausbau der Verbindungsstraße zwischen der Küste und dem Hinterland.
Gemäß dem „Wiener Kongress“ kam Rezzo dann 1815 wieder zum Königreich Sardinien. Und dann kamen noch die „Pallavicinos. Diese herrschten hier noch bis zum Jahre 1835, bis Allessandro, der Sohn Paolo Girolamo Pallavicino, all seinen Familienbesitz an die, hoch angesehene Familie „Trucco“ aus Pieve di Teco verkaufte und dann 1861 das Königreich Italien die Herrschaft übernahm.

Die Gemeinde Rezzo ist seit dem Jahre 1928 für die Orte Lavina und Cenova verantwortlich.




„Castello dei Clavesana XVIII“ - Das Schloss der „Marchesi Clavesana“

Das Schloss, so wie man es heute noch gegenüber der Pfarrkirche antrifft, wurde im späten 17. Jahrhundert gebaut. Die alte Residenz aus dem 12. Jahrhundert, die sich oberhalb des Dorfes befand, wurde durch die Savoyer zerstört.

                

Das neue castello wurde an einer strategisch günstigen Lage errichtet, denn von hier aus konnte man das gesamte Tal und die Zugangsstraßen überblicken. Das Schloss hat einen viereckigen Grundriss und verfügt an den Ecken, im oberen Stockwerk, über eine Art von Aussichts- oder auch Wachzimmern. Um das Gebäude wurde ein Graben gezogen. Die ehemalige Zugbrücke wurde später durch eine stabile Brücke ersetzt.

 Über dem Haupteingang befindet sich eine Nische mit der kleinen Statue der Heiligen Jungfrau. Auf den Schieferbalken über dem Portal ist auch die Inschrift „Nec selentio transeunda“ eingemeiselt. Man nimmt an, dass diese Aufforderung, verschwiegen zu sein, einfach nur daran erinnern soll, dass man mit dem Geheimwort, mit welchem man Zugang zum Schloss hatte, sorgfältig umzugehen.



Links vom Eingang kann man am abgeblätterten Mauerwerk noch einen zugemauerten Nebeneingang erkennen. Darüber befindet sich das alte Stadtwappen von Rezzo. Hinter der großen schweren Eingangstüre ist eine imposante Eingangshalle. Die Wände sind aufwändig mit Medaillons verziert, sowie Wappen und Portraits der Aleramo, die zu den ältesten Herrschern und Herren des Schlosses gezählt werden. Aber auch alte Waffen und verschiedene Trophäen kann man bestaunen. Vom Foyer aus gelangt man durch die linke Türe in einen Saal, der mit alten Gegenständen bestückt ist. Von hier aus gelangt man in die Küche, die mit einem alten Steinofen sowie originalen Küchengeräten und Mobiliar aus alten Zeiten. Rechts von der Haupthalle kommt man in einen großen Saal mit Steinkamin. Hier sind viele Gegenstände drapiert, wie zum Beispiel alte Tische und Stühle aus Holz, Sand- und Sonnenuhren, Stoß- und Hiebwaffen, die aus einem langen Stil mit axtförmiger Klinge und scharfer Spitze bestehen sowie viele weitere antike Gegenstände. An der Wand befinden sich auch einige alte Gemälde. So sieht man zum Beispiel eine Darstellung von Maria und dem Jesuskind, die von vielen Engeln umringt werden.

Zurück zur Eingangshalle führt eine Schiefertreppe in die oberen Stockwerke. Hier befanden sich die Zimmer der Bediensteten sowie eine eigene kleine Familienkapelle. Hier, in dem einen oberen Zimmer soll auch „San Leonardo di Porto Maurizio“ für einige Zeit gewohnt haben. Vom Foyer aus gelangt man über eine Treppe, die sich hinter der Türe befindet, zum Untergeschoss. Von hier aus ging es zu den Gefängniszellen, wo die Gefangenen, in der Regel, bis zu ihrem Tod ausharren mussten. Bei der Freilegung einer zugemauerten Zelle fand man noch Überreste eines menschlichen Skeletts. Zu späteren Zeiten wurden diese Zellen zu Getreidespeicher und Kellerabteile umgebaut. Die Skizzen und Einkerbungen, die die ehemaligen Gefangenen im Mauerwerk hinterlassen haben, sind noch sehr gut erhalten geblieben. Geht man den Gang im Kellergewölbe weiter, kann man den riesigen, aus Stein gehauenen Wassertank, der die Versorgung des Schlosses sicherstellte, entdecken. Und, wie es sich für ein altes Schloss nun mal gehört, befindet sich, hinter einer Falltür, noch ein Geheimgang.

Leider ist das Schloss nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Da ich aber zu den vor genannten Informationen auch die dazugehörigen Fotos machen will, werde ich alles daran setzen, dass noch ein letztes Mal die Pforten für einen Fremden geöffnet werden und ich das Bildmaterial bald hinzufügen kann.

Gegenüber des Schlosses stand ursprünglich eine kleine Kirche, die bereits vor dem Jahr 1000 erbaut worden war. Leider gibt es hierzu keine weiteren Aufzeichnungen. Auf dem Fundament dieser Kirche wurde dann eine neue Kirche errichtet, die


„Parrocchiale di San Martino“

Gemäß dem Schild, das an dem Hauptprotal angebracht ist, soll die Kirche erst ab dem Jahre 1645, auf Geheiß des „Marchese di Clavesana“, in dieser imposanten, majestätischen Größe gebaut worden sein. Meine Recherchen vor Ort haben aber ergeben, dass die Kirche bereits Ende des 14. Jahrhunderts existiert hat, aber nicht in dieser Größe.

Die rezzesi wählten Ende des 14. Jahrhunderts einen Schutzheiligen für ihr Dorf und benannten die bestehende Kirche nach dem Heiligen Martin. Im Jahre 1440 gründete Giovanni Bonfante eine „Cappellania“ für die Gemeinschaft von Rezzo und weihten den Altar zu ehren der „Santa Caterina“. 1446 wurde ein weiterer Altar installiert und zur „Cappellania“ der Marchese di Clavesana. Vor diesem Altar hatten die Clavesana auch ihr Familiengrab.
Im Laufe der Jahre, auch aufgrund der vielen Kriege und Raubzüge, hatte die Kirche viele Beschädigungen erlitten, so dass das Bauwerk mehrmals, unter der Anleitung des Marchese Gaspare sowie Nicolò di Clavesana, restauriert werden musste. Bis jetzt war der Eingang der Wallfahrtskirche noch an der Seite, ungefähr auf gleicher Höhe wie das „Oratorio di San Giovanni“. Doch weitere Restaurierungsarbeiten, aber auch auf Geheiß der „Marchesi di Clavesana“, trugen dazu bei, dass der Haupteingang nun ostwärts zum Schloss ausgerichtet wurde. Diese Arbeiten erforderten mehr als zwölf Jahre Bauzeit.




Die Kirche, wie man sie heute betrachten kann, ist aus dieser Bauzeit und wurde 1645 fertiggestellt. Eine, für diese Zeit, schlicht gehaltene Wallfahrtskirche mit einer beeindruckenden Steintreppe. Der Innenraum besteht nur aus einem einzigen Schiff mit einem tiefen Presbyterium sowie sechs Seitenaltäre. Über einem dieser Altäre befinden sich ein, erst vor kurzem, restaurierten Bild aus dem 14. Jahrhundert, das den Heiligen Martin darstellt, wie er seinen Mantel halbiert und dem Armen schenkt sowie ein, aus der gleichen Zeit stammendes, hölzernes Kruzifix.. Ein weiteres Kunstwerk aus vergangenen Zeiten ist das, aus schwarzem Stein geformte Taufbecken aus dem 15. Jahrhundert, das noch das Wappen der Clavesana trägt. Es soll von den Steinmetzen aus Cenova hergestellt worden sein.





          

Links von der Kirche geht es in eine schmale „carruggi“. Nach wenigen Metern erkennt man schon das alte Oratorium mit dem typischen Vorplatz und atemberaubender Aussicht.



„Oratorio di San Giovanni“
Wie man auf der, rechts vom Eingang, angebrachten Tafel lesen kann, wurde dieses Oratorium im späten 15. Jahrhundert, für die hohen Herren von Cenova und Lavina, gebaut. Über dem Altarbereich befindet sich ein Kreuzgewölbe, das noch Spuren antiker Fresken aufweist. Der Fußboden ist noch aus dem 15. Jahrhundert.
Über dem Hauptprotal an der Außenfassade befindet sich das „Agnus Dei“, ursprünglich in weiß und mit viel Liebe zum Detail geformt. Die Inschrift im Kreis ist in gotischer Schrift und stammt ebenfalls aus dieser Zeit.



“Santuario della Madonna del Santo Sepolcro”

Etwa zwei Kilometer vom Schloss entfernt, inmitten von Linden und Kastanienbäumen, auf einer Anhöhe wurde im 14. Jahrhundert das “Santuario della Madonna del Santo Sepolcro” errichtet. Es ist ein Ort der Ruhe und Spiritualität. Diese Wallfahrtskirche wurde im Juni 1492 durch den Bischof Leonardo Marchese eingeweiht. Man weiß aber, durch alte Aufzeichnungen, dass etwa im 12. Jahrhundert hier eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Jungfrau gestanden haben muss, denn an dem heutigen Santuario befinden sich an der Rückseite noch einige Reste der alten Apsis.




Ursprünglich sollte hier eigentlich ein Kloster gebaut werden. Ein Anwohner Rezzos hatte den Mönchen des Klosters des „Heiligen Teofredo“ in Cervere dieses Grundstück auf der Anhöhe geschenkt. Zwar gab es 1448 einen Beschluss, dieses Kloster zu bauen, doch wurde es nicht umgesetzt. Man geht davon aus, dass es auch wegen den vielen politischen Auseinandersetzungen zwischen Savoyen und Genua nicht dazu kam. Außerdem wäre es dann ein Piemonteser Kloster auf Ligurischem Boden geworden. Doch die rezzesi wollten ihr religiöses Gebäude. Dank der Unterstützung von „Manuele Clavesana“ und dem „Marchese di Finale Ligure, Giovanni Del Carretto“ holten sie gemeinsam bei Papst Pius II die Genehmigung ein, um eigentlich ein kleines Kloster zu bauen. Pius II war sehr träge, so dass dann eine Kirche, nur dank des unermüdlichen Tuns der Einwohner Rezzos, das Bauvorhaben umgesetzt und diese Kirche errichtet werden konnte. Nach der Weihung 1942 wurde die Kirche dann von zwei, zur Verfügung gestellten Beamten, verwaltet die u.a. auch einen Kaplan zu wählen hatten. In späteren Jahren wurde das Santuario dann Gemeindebesitz.

      

Der aus Ranzo stammende Künstler „Pietro Guido da Ranzo“ wurde im Jahre 1515 beauftragt, die Wände der Wallfahrtskirche zu gestalten. Er malte unter anderem die Szenen aus dem „Leben Christi“, die mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Dann noch eine Darstellung der „Sieben Todsünden“ sowie Szenen aus dem Leben auf dem Bauernhof, um auch die Bewohner von Rezzo mit einbeziehen zu können.





In einer großen Nische erblickt man ein kleines Juwel. Eine Marmorstatue „Madonna mit Kind“ von dem Genueser Bildhauer Filippo Parodi. Rezzo feiert am 8. September das Fest „Festa della Madonna Bambina“ man sagt auch „La festa del Sepolcro“. Die Statue der Jungfrau Maria wird dann, in einer spektakulären, feierlichen Prozession durchs Dorf getragen.






      

    





Rezzo und seine Heiligen – Ein kleiner Rundgang zu den Kapellen von Rezzo
Der Ort ist umringt von vielen Kapellen, die verschiedenen Heiligen geweiht sind. Rezzo war ja auch Durchgangsstraße von der „Via Marenca“, von dem „Passo San Bernardo di Conio“ nach „Pieve di Teco“ und die Reisenden konnten bei den zahlreichen Kapellen, entlang des Weges, beten oder um Schutz und Unterschlupf ersuchen. Hier nun eine kleine Auswahl der Kapellen, Kirchen und Oratorien.

Rezzo
„Cappella dell’angelo custode“ – Kapelle des Schutzengels
Befindet sich eben der „Ponte Napoleonico“
Geht man den „mulatiere“ nach oben in Richtung Rezzo gelangt man unweigerlich zur

                
"Cappella Santa Margherita"
Die „cappelletta“ wurde bereits im Jahre 1585/86 urkundlich erwähnt. Das alte Mauerwerk sowie die wunderschönen Verzierungen sind sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, doch kann man noch erahnen, welche Malereien zum Beispiel die Außenfassade einst geschmückt haben. Im Innenraum befindet sich noch ein, mit Fresken verzierter Altar.
Nur wenige Schritte weiter nach oben befindet sich die



„Cappella dell’Ospedale“ 
Diese kleine, in die Jahre gekommene, Kapelle verdankt seinen Namen des alten „Hospitium Pauperum“, dem alten Armenhaus, das einst an dieser Stelle stand. Im Inneren befinden sich Gemälde mit verschiedenen Heiligen sowie eine Darstellung der Kreuzigung.

„Cappella di Doria“
An der Grenze zwischen Rezzo und Lavina steht diese Kapelle. Angeblich soll Francesco Maria Clavesana seiner Ehefrau, Benedettina Doria diese kleine Kirche gebaut haben.

„Cappella Santa Croce“
Dieses Bauwerk steht inmitten der Kastanienbäume und stammt aus dem 16. Jahrhundert.

„Oratorio San Mauro e Santa Consolata Monaca“
Befindet sich im oberen Teil von Rezzo, in der Nähe vom castello.

„Cappella San Michele“
In Richtung Friedhof steht diese, aus dem Jahre 1493 stammende kleine Kapelle.

„Oratorio Santi Sebastiano e Rocco“
Man frequentierte dieses Gebäude gerne, um in den Trockenperioden um Regen zu beten.


Case Soprane
„Cappella San Bernardo“
Sie beherbergt wertvolle Fresken von Guido Maria da Ranzo.

„Capella San Giuseppe“
Man nennt sie auch Krippenkapelle, da sich über dem Altar ein Bild mit der Geburt Jesu hängt.

„Oratorio Santa Croce dell’Ospedale – Santa Maria Maddalena
Unterhalb des Rathauses steht dieses Oratorium. Es besitzt Fresken von Guido Maria da Ranzo. Das Oratorium bekam diesen Namen, weil daneben einst das „Hospitium Pauperum“, das Armenhaus stand. Hier bekamen die Armen aber auch Wallfahrer Unterkunft und Verpflegung.

Dies waren jetzt nur einige Beispiele. Viele weitere Kapellen befinden sich auch mitten im Wald und waren früher auch gerne Treffpunkte von Hirten.





“Cavagni” – Die Korbmacher von Rezzo
Seit dem 17. Jahrhundert nannte man die rezzesi “i cavagni”, denn Rezzo hatte sich inzwischen einen großen Namen mit der Herstellung handgemachter Körbe gemacht. Noch bis zum zweiten Weltkrieg gab es in Rezzo über siebzig Korbmacher. Aber auch heute wird diese alte Tradition noch weitergeführt. Nach meinen Informationen soll es noch etwa 12 Handwerksbetriebe in der Gemeinde Rezzo geben.
Die “Cavagni” oder auch noch “ceste oder canestri” genannt, sind Körbe, die aus Haselnussholz hergestellt und dienten früher als Tragebehälter für Obst und Gemüse aber auch als Vorratskorb für zum Beispiel Kartoffeln. Aber auch beim Hausbau kamen die Körbe zum Einsatz und wurden als eine Art Verschalung genutzt.
Den Haselnussbaum findet man auch heute noch recht zahlreich in den Wäldern rund um Rezzo. Die Korbmacher gingen in den Wald und suchten geeignetes Haselnussholz. War der passende Baum gefunden, wurden etliche, sehr lange, Zweige abgeschnitten. Unter einem Feuer wurden dann die Zweige so lange „erhitzt“, bis sich die Rinde leichter entfernen ließ. Dann wurden die nackten Ruten, mittels einer „prana“, eine Art Schälmesser, dünner gemacht und in unterschiedliche Formate geschnitten: längere, rundliche Stäbe, den „scuje“, die zum eigentlichen Flechten genutzt wurden und die dünneren und breiteren „fundi und Coste“, die für das Gerüst eines Korbes gebraucht wurden.
Vor dem eigentlichen Flechten mussten alle Leisten im Wasser eingeweicht werden, damit die Ruten biegsamer und somit leichter geflochten werden konnten. Mit einer „Hippe“, ein Werkzeug das auch heute noch benutzt wird, wurden die Ruten dann fein bearbeitet. Jetzt erst konnte man mit der eigentlichen Arbeit des Korbflechtens beginnen. Damals war dies eine sehr aufwändige und zeitraubende Vorarbeit, da man auf Hilfsmittel, wie man sie heute hat, nicht zurückgreifen konnte.

Doch die Korbmacher in Rezzo bestehen auf alte Traditionen und bearbeiten das Grundprodukt des Haselnussbaums mit der gleichen Technik und den gleichen Werkzeugen wie anno dazumal. Es ist viel Geduld und Geschick erforderlich. Selbstverständlich ist dies heute keine Tätigkeit, um sein Einkommen zu erzielen. Es ist die Leidenschaft und Faszination, was die Korbmacher heute dazu bewegt, diese Tradition zu pflegen und die Produkte dann an Bauern oder aber auch auf den Märkten zu verkaufen.



          


 
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