Chiesa evangelica luterana - Imperia - Historischer Reiseführer

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Chiesa evangelica luterana

KÜSTENSTÄDTE > SANREMO > Die Stadt Sanremo > Spaziergang Osten
Chiesa evangelica luterana



An der Ecke „Corso Garibaldi“ und „Via Pallavicino“ steht die kleine restaurierte Kirche. Im Jahre 1882 wurde dieses Gotteshaus, gerade wegen der vielen deutschen Gäste, erbaut um auch dieser kleinen eigenen christlichen Gemeinde eine Stätte des Gebetes zu ermöglichen.


Wie alles begann…

Die Engländerin „Lady Kay Shuttleworth“ war der deutsch-evangelischen Kirche sehr verbunden und hatte eine große Vorliebe für Deutschland. Schon als Mädchen hatte sie ein Bild und einige Bücher über Martin Luther.
Im Jahre 1868 verbrachte sie die Wintermonate in dem, noch nicht so bekannten Sanremo. Es sollte eigentlich nur eine bescheidene Wohnung werden, die sie sich bauen ließ, doch letztendlich war es eine stattliche Villa „Villa Ponente“ – heute „Villa Quisisana“, in der Via Hope 1, genannt.

Es waren große Räume, alles war viel größer als gewollt. Sie hatte Dienstboten aus Italien und Deutschland. Lady Shuttleworth war von Anfang an sozial sehr engagiert und kümmerte sich um deutsche Waisenkinder, die auch zeitweise hier wohnten. Für diese kleine Hausgemeinschaft durfte der Pastor „Paul Bennemann“ aus Halle, der eine Erziehungsanstalt in Bordighera leitete, an den Sonntagen predigen.
Bennemann hatte angeboten, 1870 auch das Osterfest in der Villa auszurichten. Lady Shuttleworth wurde des Öfteren von deutschen Herrschaften, die regelmäßig in Sanremo verweilten, gefragt, ob sie auch zu diesem besonderen Fest in ihre Villa kommen könnten. So lag die Überlegung nahe, die regelmäßigen Gottesdienste für alle Seelen zugänglich zu machen und so fand am Ostermontag am 18. April 1870 der erste deutsche Gemeinschaftsgottesdienst in der Villa von Lady Shuttleworth in Sanremo statt. Ab jetzt waren in der Villa regelmäßige öffentliche Gottesdienste, der Saal in der Villa bereits bis zum Winter 1870/1871 bis zum letzten Platz gefüllt.

Am 14. September 1874 starb Lady Shuttleworth in Bad Soden im Taunus, aber ihr Denken und Tun für die deutsche Gemeinde in Sanremo war gegenwärtig. Im darauffolgenden Herbst richtete der Rechtsanwalt „Dr. Rose“ aus Hannover, der aus gesundheitlichen Gründen hier her gezogen war, in der Villa eine Art Pension ein. Er gestattete aber die unentgeltliche Erweiterung des Saales für die christliche Gemeinde und versorgte sie auch noch mit einem Harmonium sowie Gesangsbücher.

1873 gründete Pastor Mader einen Ausschuss für kirchliche Angelegenheiten und rief die Bevölkerung auf, durch Spenden die Gemeinde zu unterstützen. Die Erträge der Sammlungen, organisiert durch ein Damenkomitee, und mit der Unterstützung von Herrn von Grote, konnte am 8. Dezember 1874 ein Verein gegründet werden.
Inzwischen hatten sich der Gemeinschaft einige Engländer angschlossen und unterstützten auch finanziell den Verein. Man veranstaltete Basare und weitere Sammlungen, die ab sofort in deutscher und englischer Sprache stattfanden. Im Herbst 1874 wurde beschlossen, dass die Zusammenkunft der englischen Kirche ausdrücklich gestattet wäre.

Doch der Saal in der Villa wurde schnell viel zu klein für die stetig wachsende Gemeinde. Man wollte nun einen eigenen gottesdienstlichen Raum. Nach langen Verhandlungen mit dem Magistrat der Stadt wurde dem Verein eine alte katholische Kapell an der „Piazza Cassini“ zur Verfügung gestellt. Man vereinbarte, dass man an die Stadt, als „kleine Erkenntlichkeit“ für dieses freundliche Entgegenkommen, eine jährliche Spende von 100 Lire zahlen sollte.

Man zog in dieses Gotteshaus, doch der zunehmande Lärm des Straßenverkehrs machte es fast nicht möglich, einen besinnlichen Gottesdienst zu zelebrieren. Bis zum Jahre 1880 hatte man durch die vielen Spenden, Sammlungen und Basarerlöse eine stattliche Summe von 21.500 Lire angespart und man beschloss, nun selbst eine Kirche zu bauen.

Es wurde ein Bauplatz am „Corso Garibaldi“ gekauft und konnte die kleine Kirche, die nach den Entwürfen des Architekten „Pisani“ gebaut wurde, bereits am 22. Januar 1882 einweihen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 39.791 Lire, die durch weitere großzügige Spenden getragen wurden. Einer der Gönner war zum Beispiel seine Majestät „Kaiser Wilhelm I“, der 3.000 Lire spendete. So mussten lediglich 7.000 Lire, durch eine Hypothek, von der Kirche selbst getragen werden.




Im Sommer 1887 war es der deutsche „Adolph Thiem“, der das Innere der Kirche nach seinen Vorschlägen verschönern ließ. Außerdem sorgte Thiem, mit einigen wertvollen Gegenständen und Einrichtungen, für die weitere Ausschmückung der Kirche. Auch die Gestaltung der Apsis ist auf die Initiative von Thiem zurückzuführen.
Die Kirche war nun auf die Herren Thiem sowie Konsul Schneider offiziell eingetragen worden, da der bestehende Verein keine Kooperationsrechte besaß, wie auch das Königliche Dekret vom 9. August 1887 bestätigte. Somit waren jetzt auch die Rechtsverhältnisse zum italienischen Staat geregelt.

          

1887 war auch das Jahr, als Kronprinz Friedrich, aufgrund seiner Krebserkrankung nach Sanremo kam. Er wohnte mit seiner Familie ab 12. November 1887 in der Villa Zirio, bis ihn die Nachricht über den Tot seines Vaters Kaiser Wilhelm I, im März 1888 ereilte und er nach Berlin musste.
Seine Frau hatte in dieser Zeit auch des Öfteren die Gottesdienste hier besucht. Die kaiserliche Familie beteiligte sich auch an den Basaren, was dazu beitrug, dass weitere Einnahmen zu verzeichnen waren. So hatte man bis zum Winter 1887 bereits über 10.000 Lire Spenden eingenommen und konnte die Schulden, bis auf 3.000 Lire, begleichen. Doch seine Majestät Kaiser Friedrich gab noch eine stolze Spende von 4.000 Lire dazu, so dass die Kirche und Gemeinde jetzt schuldenfrei waren.



Quelle: Buch „Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinde in Sanremo“ Verfasser: Pfarrer Hörstel; mit freundlicher Unterstützung von Jakob Betz, Sanremo

Bei meinem Besuch im April 2017 erzählte mir Jakob Betz noch, dass man nach dem 2. Weltkrieg den Deutschen das Gotteshaus enteignete und der Stadt Sanremo übergab. Es konnten keine Gottesdienste mehr abgehalten werden, mit den Jahren wurde aus dem Gotteshaus ein Blumenlager für den angrenzenden Blumen-Großmarkt, ein kleiner Teil durfte man abgrenzen und als Notbehelf für Gottesdienste nutzen. Erst in den 90er Jahren wurde, nach langen Verhandlungen, die Kirche wieder der Gemeinschaft übergeben. Doch das Gebäude war innen und außen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und wurde, über viele Jahre, liebevoll restauriert und renoviert.




 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü