Chiesa Russa - Imperia - Historischer Reiseführer

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Chiesa Russa

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Chiesa Russa - und die Zarenfamilie


Die Kirche wird zur Zeit renoviert - deshalb nur Detailfoto

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der russische Adel Sanremo für sich entdeckt. Die bekanntesten Besucher waren wohl die Kaiserfamilie von „Zar Alexander II“. Seine Frau, die deutsche Prinzessin „Marie von Hessen-Darmstadt“, die sich bereits im zarten Alter von 16 Jahren mit dem Zaren vermählte, bereiste schon Anfang der 1860er Jahre das Mittelmeer und war von dem Fischerort Sanremo sehr beeindruckt. Auch vor ihr hatte die Krankheit Tuberkulose nicht Halt gemacht und so kam sie, auf Anraten des kaiserlichen Leibarztes, in diese mediterrane Gegend. Sie konnte den Zaren davon überzeugen, hier gemeinsame Zeit zu verbringen und mit der gesamten Familie Ferien zu machen. 1864 verbrachte die Zarenfamilie den gesamten Winter in Sanremo.

Der langjährige Freund des Zaren und seiner Gemahlin war „Alexei Konstantinowitsch Tolstoi“. Er besuchte die kranke Kaiserin und verbrachte auch einige Wochen hier. Er war so beeindruckt, dass er, nach seiner Rückkehr nach Russland dem russischen Adel in den schillerndsten Farben von der faszinierenden Landschaft aber auch von der Güte und Freundlichkeit der Bewohner Sanremos berichtete.

Die Kaiserin fühlte sich, trotz ihrer Krankheit, hier sehr wohl. Aus Dankbarkeit für die entgegengebrachte Freundlichkeit der sanremesi ließ die Kaiserin im Jahre 1864 den heutigen „Corso Imperatrice“ mit Palmen säumen.



Zu dieser Zeit kam die Kaiserin auf die Idee, hier auch eine russisch-orthodoxe Kirche errichten zu lassen und bemühte sich, bis zu ihrem Tode, dieses Projekt zu verwirklichen. Erst zehn Jahre nach ihrem Tod, im Jahre 1890 setzte sich der damals erst 21 jährige Großfürst „Sergei Michailowitsch Romanow“ dafür ein, die Vision seiner Verwandten wieder aufleben zu lassen. Sergei lebte bereits einige Zeit in Sanremo. Er konnte erst im Jahre 1909 „Kaiser Nicolaus II“, den Sohn und Thronfolger der verstorbenen Kaiserin, von der Idee seiner Mutter überzeugen, eine russisch-orthodoxe Kirche hier zu errichten.

Nicolaus II bildete 1910 das Komitee „comitato per la costruzione della chiesa“ und forderte zu Spenden auf, wobei hier der Kaiser der größte Gönner war. Graf „Cheremetiev“, der auch in Sanremo wohnte, wurde mit dem Vorsitz des Ausschusses beauftragt, unterstützt von Graf „Talevic“, der für den Erwerb von geeigneten Grundstücken zuständig war. Man sagt, dass er diese Aufgabe zu Anfang sehr wörtlich nahm.
Ein weiteres Mitglied war „Aleksei Victorovici Sciusev“, ein berühmter russischer Architekt, der auch u.a. den Kasaner Bahnhof in Moskau oder aber auch das Lenin-Mausoleum entworfen und gebaut hatte. Architekt „Sciusev“ entwarf die ersten Grundrisse dieser Kirche in Sanremo. Die Besonderheit hier war, er lieferte exakte Skizzen und Bauentwürfe ab, ohne je selbst in Sanremo gewesen zu sein.
Die Durchführung der Arbeiten sowie die Bauaufsicht gingen dann an den sanremeser Architekten „Pietro Agosti“, der sich bereits einen Namen gemacht hatte. „Agosti“ hatte große Erfahrung im Hotelbau und Gebäude, wie das Hotel de Paris, Hotel Savoy aber auch den Palazzo Asquasciati oder die Villa Gandolfi, gehörten zu seinen Vorzeigeobjekten.

Grundsteinlegung war im November 1912 und dem Erlöser Christus sowie „Santa Caterina“ und „San Serafino di Sarov“ gewidmet. Das Gotteshaus wurde auf ein Betonfundament gesetzt, die Bausubstanz besteht aus Ziegeln und ist bestückt mit insgesamt fünf Zweibeltürmen. Die kubische Form sowie die gesamte Gebäudestruktur entsprechen dem typisch Moskauer Stil des 17. Jahrhunderts, wie auch die Dekorationen an der Außenfassade belegen. Die Kuppeln sind mit Kreuzen im russischen Stil versehen und mit bunten Schuppen bedeckt.


Vor der Kirche sind zwei Büsten installiert und zeigen „Re Vittorio Emanuele III“ und seine Frau „Elena di Montenegro“, die auch die Tochter von „Nikolaus I“ war.

Aber schon während dieser Zeit zeichnete sich ab, dass sich die russische Präsenz des reichen Adels hier in Sanremo deutlich verringert hatte und nach der bolschewistischen Revolution 1917 die russischen reichen Geschäftsleute hier fast nicht mehr zu sehen waren. Dies hatte zur Folge, dass die Gelder zwar für die prunkvoll gestaltete Außenfassade ausreichend war, aber aufgrund der aktuellen Situation, der Innenausbau auf ein Minimum reduziert werden musste. So wurde auf die, für orthodoxe Kirchen so typische und mächtige Abfolge von Ikonen verzichtet, aber man schuf trotzdem eine Atmosphäre der aufrichtigen, tiefen Spiritualität.

      
Gemäß Bauschild sollten schon 2016 die Arbeiten abgeschlossen sein. Foto stammt von meinem  Besuch im April 2017 

Der Innenraum wirkt nüchtern, die Wände sind kaum bemalt und nur durch die goldenen Ikonen, die im Hauptaltar eingelassen sind, mit Glanz erfüllt. Die Ikonen von Christus sowie die von der Mutter Gottes sind wahre Schätze. Sie wurden von den Künstlern „Michail Vrubel“ und „Victor Vasnetzsov“ als Kopie in Auftrag gegeben.

Hier waren auch die Eltern der Königin „Elena di Montenegro“ begraben. „Nicola I“ und seine Frau „Milena“ lagen hier, zusammen mit den Kindern „Vjera“ und „Xenja“, bis die sterblichen Überreste der Königsfamilie am 29. September 1989 nach Cetinje, der ehemaligen Hauptstadt von Montenegro übergeben wurden. Nun sind in der Krypta nur noch die Sarkophage aus schwarzem Marmor, die einst vom Steinmetz „Guidiccini“ gestaltet wurden.



Man geht über den Platz vor der Kirche vor zur SS1 und erreicht nach wenigen Metern dieses Hotel, wo auch einst das herrschaftliche Castello stand.

(von „Chiesa Russa“ zum „Hotel Royal“: 200 m
Parco Marsaglia e la storia del Castello Marsaglia )



 
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