Lucinasco - Imperia - Historischer Reiseführer

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Lucinasco

DIE GEMEINDEN > Comunità Montana dell'Olivo > L - V
LUCINASCO             (499 m üM)



Die Gemeinde Lucinasco liegt oberhalb des Flusstales des "Impero", etwa 18 km von Imperia entfernt.
Am gemütlichsten erreicht man Lucinasco über die SS28 in Richtung Chiusavecchia. Der Weg führt dort über den Impero und an Borgoratto, dem Ortsteil der Gemeinde Lucinasco, vorbei.

              

 Die Straße schlängelt sich nun sehr kurvenreich durch die typischen Oliventerrassen nach oben.
Bereits auf diesem Weg erkennt man, dass es sich um eine sehr geschichtsträchtige Gegend handelt, denn den Weg säumen einige Schilder, die auf die besonderen Sehenswürdigkeiten hinweisen.

          


STORIA
Lucinasco war im Besitz des Grafen von Ventimiglia bis das Dorf in das Eigentum der Familie Lascaris überging. Die Lascaris Ventimiglia war durch Heirat nun verwandt mit den Grafen von Ventimiglia.

Durch die Hochzeit im Jahre 1261 zwischen Guglielmo Pietro, Graf von Ventimiglia, und Eudossia Lascaris, der Tochter des byzantinischen Kaisers Teodoro II Lascaris, war die Verwandtschaft besiegelt. Noch heute erinnert die Burg, „Castello di Lucinasco“, ursprüngliches Eigentum der Grafen von Ventimiglia, von dem Reichtum der Besitzer.

Im Jahre 1575 beanspruchte das Haus Savoyen „Casa Savoia“ das Land, bis Lucinasco dann 1861 an das italienische Königreich übereignet wurde.

      

Familie Acquarone
Bereits im 14. Jahrhundert verstand es die Familie Acquarone, durch Handel mit Fischerei und Olivenöl, sich großzügigen Reichtum zu erwirtschaften. Sie hatten weitläufige Ländereien im Hinterland und auch einige Anwesen, wie auch beispielsweise hier in Lucinasco.
Aus der Acquarone-Familie entstammen einige historisch wichtige Personen, wie zum Beispiel

  • Lazzaro Acquarone, Mitte des 16. Jahrhunderts in Lucinasco geboren, wurde ein wichtiger und anerkannter Bildhauer.

  • Bernardo Acquarone, im Jahre 1618 in Porto Maurizio geboren. Er wurde später Kapuzinermönch und Ordensvorsteher.
        Im Jahre 1616 kamen die Kapuzinermönche nach Porto Maurizio. Der Nachbar der Acquarones, Domenico Marini hatte den   
        Mönchen ein Grundstück übereignet, damit man hier ein Kloster und eine Kirche bauen konnte. Während der Arbeiten wohnten 
        die Kirchenväter im „Palazzo Acquarone“ in Parasio. Der junge Bernardo war von dem Schaffen und Wirken der „Cappuccini“ 
        sehr angetan und sie beeinflussten sein späteres Leben. Mit Hilfe von Bernardo konnte man ab 1640 mit dem Bau des Klosters und
        der Kirche, der heutige Piazza Roma in Parasio, beginnen. Weitere Informationen findet man unter „Rundgang durch Parasio“.

  • Bartolomeo Acquarone, im Jahre 1815 in Porto Maurizio geboren, war ein erfolgreicher Journalist und Historiker aber auch ein gefeierter Patriot.

  • Vittorio Bartolomeo Acquarone wurde 1918 in Porto Maurizio geboren und wurde ein Politiker. Er promovierte 1946 an der Universität von Genua das Studium der Rechtswissenschaften und war 1950 einer der Gründungsmitglieder des Historischen Institutes “Istituto Storico della Resistenza in Liguria” und betätigte sich bis zu seinem Tod im Jahre 1966 als Bauunternehmer. Er sah seine Aufgabe darin, die wichtigen Gebäude in und um Imperia aber auch Genua zu erhalten beziehungsweise die Strände und historischen Häfen dieser Gegend wieder aufzubauen.

Leider wurde im 16. Jahrhundert, nach einem großen Feuer in Porto Maurizio, das Familienarchiv der Acquarones stark beschädigt, so dass die Aktivitäten der wohlhabenden Familie nicht weiter dokumentiert werden können. Aber auch das kleine Museum in Lucinasco „Museo Lazzaro Acquarone“ kann hierzu einen Beitrag leisten. Zumindest weiß man, dass es auch heute noch von dem alten Stammbaum der Acquarone etwa achtzig Personen im Umland von Imperia gibt, jedoch ist der Glanz vergangener Zeiten verschwunden und man lebt in „normalen Verhältnissen“.


DER ORT
Die Gemeinde Lucinasco kann man eigentlich nur zu Fuß richtig erleben und genießen. Hier scheint die Zeit in einer Epoche angehalten zu haben, in dem es Priorität ist, die Stille der Natur mit kunstgeschichtlichen Studien zu verbringen. Schon der Weg hinauf zu diesem Ort versetzt uns in frühere Zeiten. Die wunderschönen, romantisch wirkenden Steinmauern der Olivenhaine, den sogenannten „fasce“ verführen dazu, einfach stehen zu bleiben und den malerischen Blick auf die Hügel des Marotals zu genießen. 




Hier wird die Olivenernte größtenteils noch traditionell verrichtet. Zwar sieht man vereinzelt auch die Netze, die unter den Bäumen ausgelegt sind, aber die meisten Olivenbauern legen Wert auf Tradition. So werden die Olivenbäume ab November bis in den März mit langen Kastanienhölzern geschlagen und die Oliven in den schwebenden Netzen direkt aufgefangen. Die ortsansässigen kleinen und größeren Olivenbauern freuen sich auf Ihren Besuch. Mit Familie Abbo verbindet mich persönlich eine langjährige Freundschaft. Ich durfte "hinter die Kulissen" schauen und bei der Ernte und Verarbeitung der Früchte dabei sein. In der Rubrik "EXTRA's" wird, anhand des Betriebes von Familie Abbo alles rund um das Olivenöl, mit vielen Fotos, erklärt.


Entlang der „Via Roma“, der Hauptstraße, findet man, mit etwas Glück, den einen oder anderen Parkplatz, oder man fährt schon mal an den Weiher an der „Chiesa S. Stefano“, der sich etwa 300 m außerhalb von Lucinasco befindet.

       

Die Erkundung beginnt bei den Parkplätzen an der Via Roma. Schon der Blick von hier ist atemberaubend. Man hat freie Sicht auf die gegenüber liegenden Orte Chiusanico sowie den, angeblichen, Geburtsort von Columbus, „Borgata Castello“.


   

An der „Via Roma“ befinden sich alte Treppenstufen, die zur „Via Cesare Battisti“ führen. Man schlendert durch die schattenspendenden Häuserfronten und gelangt nach nur wenigen Metern zum ersten Museum „Museo Lascaris Acquarone Etnografica“. Die Straße führt weiter zum „Piazza Sant Antonio“.

       

Hier befinden sich die alte Schule „Scuola Materna sowie die alte Kirche „Chiesa Sant’Antonio“, die im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut und renoviert wurde.

                 

Gegenüber erkennt man unschwer das alte Castello, in dem sich heute das „Museo d’Arte Sacra“ etabliert hat. Man kann, sofern man sich an die strikt vorgegebenen Öffnungszeiten hält, Skulpturen und Holzstatuen aus dem 15. Jahrhundert sowie eigene Werke des lokalen Bildhauers Lazzaro Acquarone, bewundern.

     

          
      

Lucinasco ist faszinierend. Man kann nicht sagen, welche der kleinen Gassen man als erstes erkunden sollte. Einfach darauf loslaufen und alles auf sich wirken lassen. Sei es die pittoreske Landschaft rund um den Ort oder die, mit viel Liebe zum Detail, herausgeputzten alten Steinhäuser oder die alte mulattiera, die zwischen der Schule und der Kirche nach oben in die Weinberge führt.

     

An der „Piazzetta Roberto Lucifredi“ angelangt, steht man vor dem alten Rathaus und gelangt dann auf gemütlichem Wege, am Ende der SP30, wieder auf der „Via Roma“.



Hier ist auch die Abzweigung zum Weiher „Laghetto di Santo Stefano“ und auch „Chiesa Parrocchiale di Santo Stefano“. Nach etwa 300 m hat man dieses kleine Paradies erreicht. Die Gestaltung dieser Landschaft gewährt uns einen Blick in eine scheinbar andere Welt.



Die romanisch-gotische Kirche Santo Stefano ist umrahmt von einer Steinmauer und liegt unmittelbar, inmitten eines Haines von Zypressen, Eichen und vielen anderen Bäumen, an dem idyllischen See. Dieses Gesamtbild strahl einfach nur Ruhe aus und lädt unweigerlich dazu ein, hier zu verweilen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Die Beschreibung auf dem Schild drückt es mit wenigen Worten aus „Suggestiva oasi verde di tranquillità e di meditazione“ – Eine grüne Oase der Ruhe und Meditation!

     

Chiesa di Santo Stefano
Der ursprüngliche Sakralbau wurde am 06. Dezember 1649 Opfer eines verheerenden Unwetters. Der Sturm und ein Blitzschlag hatten das Gebäude fast völlig zerstört. Brauchbare Reste des Mauerwerks wurden in den Neubau integriert. Nur einige Teile des Portals, die wohl dem Jahre 1437 entstammten, konnten gerettet und beim Wiederaufbau in das neue Portal integriert werden. Über der Eingangstüre erkennt man noch die Wappen der Familien Doria sowie Conti di Ventimiglia sowie der Signori del Maro. Auf dem Rasen vor der Kirche, aber auch auf dem Grundstück des mittelalterlichen Friedhofs liegen weitere Bruchstücke des alten, ursprünglichen Bauwerks.
In der „Chiesa di Santo Stefano“ wurde Don Pietro Battista Acquarone begraben. Er war Theologe und als Probst “doctor utriusque” im Zeitraum von 1711 bis 1741 in dieser Region verantwortlich.



Diesen unvergessenen Ausflug sollte man vielleicht auch mal ganz anders beenden. In Lucinasco befindet sich ein Alimentari, der sehr gut mit allen Lebensmitteln bestückt ist. Man sollte sich dort einfach alles für ein gemütliches picknick einkaufen und den Tag, oben am Weiher, mit der fantastischen Aussicht, leckeren antipasti, pane und spritzigem Wein ausklingen lassen. Buona serata!



Anfahrt:
GPS-Daten: 43° 58’03.75 „N 7°57’46.12“E
Von Imperia aus geht es über die SS28 in Richtung Torino. Nach etwa 10 km der Beschilderung folgen und kurz vor dem Tunnel rechts abbiegen in Richtung „Centro Chiusavecchia“ und Lucinasco 8 km. Am Municipio von Chiusavecchia vorbei und nach etwa 400 m nach links auf die SP30 abbiegen und der Beschilderung folgen. Nach weiteren 7 km ist man am Ziel.



 
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