Isolabona - Imperia - Historischer Reiseführer

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Isolabona

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ISOLABONA                     (106 m üM)



Über die Küstenstraße SS1, von Imperia nach Isolabona, sind es etwa 55 km Fahrtstrecke. Eine Alternative dazu wäre über die Autobahn A10 bis Ventimiglia, dann auf der SS20 in Richtung Innenstadt, weiter auf der SS1 Sanremo. Vor dem „Torrente Nervia“, im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt zur SP64 Richtung Dolceacqua, Isolabona. Nach etwa 10 km ist man am Ziel.



STORIA
Erste offizielle Aufzeichnungen von Isolabona gibt es aus dem Jahre 1277, als „Oberto Doria di Dolceacqua“ von den „Conti di Ventimiglia“ dieses Gebiet kaufte. Mit dem Bau des „castello di Doria“ wurde noch Ende des 13. Jahrhunderts begonnen. Das castello wurde an einer strategisch günstigen Lage errichtet. Von hier aus hatte man den gesamten Blick auf das Nervia-Tal und volle Kontrolle über die wichtige Route nach Apricale.

Ab dem Jahre 1330 war dieses Gebäude zunächst nur als Verteidigungsfestung in Gebrauch. Erst mit den kommenden Jahrhunderten wurde das Schloss zu einer Residenz mit vielen Wohneinheiten ausgebaut. So diente es den Herrschaften in den heißen Sommermonaten als erfrischender Rückzugsort.
Ende des 15. Jahrhunderts installierten die Doria’s hier einen wichtigen Industriezweig. Isolabona wurde zum Papierhersteller. Untersuchungen des „Französischen Historischen Institutes“, ein gewisser Monsieur Briquet, analysierte im Jahre 1888 Dokumente wie Briefpapier und Karten, die in Isolabona hergestellt wurden und kam zu dem Schluss, dass diese bereits aus dem 15. Jahrhundert stammen mussten.

Signifikant für dieses Papier war das Wasserzeichen: ein Handschuh mit integriertem Stern. In der Bibliothek von Ventimiglia sind Briefe von „Stefano Doria“ archiviert, die er in den Jahren 1579 bis 1580 auf diesem Papier geschrieben hatte. Die Papierfabrik wurde außerhalb von Isolabona errichtet. Mit Hilfe des Wasserrades wurde eine Art Steinhammer aktiviert, um die Masse zu pressen, was es ermöglichte, Papier in großen Mengen herzustellen.

Das Jahr 1523 sollte die vorläufige Wende bringen. „Bartolomeo Doria di Dolceacqua“ war der Sohn von „Francesca Grimaldi di Doria“. Francesca war die Schwester des amtierenden “Signore di Monaco – Luciano I di Monaco”. Bartolomeo Doria hatte seinen Onkel “Luciano I di Monaco”, aus welchen Gründen auch immer, am 22. August 1523 im Palast von Monaco ermordet.
Es wurde auch unterstellt, dass „Andrea Doria“, der berühmte Seefahrer aus Oneglia, daran beteiligt gewesen sein sollte. Zum besseren Verständnis: Andrea Doria war der Sohn von „Caracosa Doria di Dolceacqua“, Bartolomeo war also sein Cousin.
Aber Andrea Doria konnte wohl glaubhaft machen, dass er zum Zeitpunkt des Anschlages bei seinen Schiffen im Hafen gewesen sein soll. Er hätte lediglich die Nachricht über den Tod von „Luciano“ erhalten und zu seinem Cousin Bartolomeo geeilt, um ihm zur Seite zu stehen.

Andrea Doria, der inzwischen sehr einflussreich war, eilte zum „Duca di Savoia – Carlo II“ und rechtfertigte diesen Mord als „accettasse l’atto di vassallaggio del Signore di Dolceacqua“. Ganz frei würde ich dies übersetzen als „Akt der Vergeltung“.
Um dies nun auch zu verstehen, sollte man noch wissen, dass man „Luciano I di Monaco“ nachgesagt hatte, dass auch er bereits einen Mord verübt hätte. Sein Bruder und Amtsvorgänger „Giovanni II“ stand ihm wohl im Wege, als Luciano an die ersehnte Macht kommen wollte. Warum diese Vorgeschichte? Damit man verstehen kann, weshalb ein freier „Bartolomeo Doria“ so einfach und ohne weitere Erklärung die kompletten Feudalrechte von Dolceacqua an den Herzog „Duca Carlo II di Savoia“ abgetreten hatte und im Gegenzug dann das Amt eines „Vassallo“ übertragen bekam. Er wurde nie des Mordes angeklagt! Bartolomeo stellte sich jetzt in den Dienst des Hauses Savoyen und verpflichtete sich bestimmter militärischer und diplomatischer Dienstleistungen.

Im Gegenzug erhielt das Hause „Doria di Dolceacqua“, vertreten durch „Stefano Doria“ und dem Hause Savoia „Emanuele Filiberto I di Savoia“ königlichen Schutz sowie ab 1559 die Verwaltung des Gebietes von Rocchetta. Somit hatte sich das Ansehen, Prestige und Wohlstand der Doria’s deutlich erhöht.
Aber das castello di Isolabona kam, gemäß den mir aktuell vorliegenden Aufzeichnungen des Kulturministeriums, nach diesen Auseinandersetzungen an die „famiglia Grimaldi di Monaco“.
Mit Einzug der französischen Truppen im Jahre 1793 kam das gesamte Gebiet, auf Befehl von Napoleon Bonaparte, zu Nizza. Die Doria’s verloren am 14. Juni 1797 nicht nur ihre sämtlichen Adelstitel sondern auch alle Ländereien. Nach der französischen Revolution wurde das Gebiet, inklusive aller Immobilien, mit Beschluss des Wiener Kongresses 1815 an das Königreich Sardinien und später, 1861, an der Königreich Italien übergeben.

Jetzt war auch das Ende der Papierfabrik abzusehen. Die Mühle wurde geschlossen. Ob nun das Erdbeben, die Kriege oder sogar die Rentabilität daran Schuld hatten, lässt sich nicht genau klären. Nur die efeuverhangenen Ruinen zeigen, welche Ausmaße diese Anlage früher hatte.

Das Erdbeben von 1887 soll aber auch das Schloss in Mitleidenschaft gezogen haben. Im Jahre 1989 wurde dieses historische Gebäude, dank einer groß angelegten Restaurierungsaktion, teilweise wieder hergestellt, wie zum Beispiel der Wachturm sowie der Zugang zu Befestigung. Heute kann man die Grundmauern eines hexagonalen Basissystems des ursprünglichen castello erkennen. Die Wand an der Nordseite hat ein Hauptportal mit Spitzbogen sowie noch Reste der Zinnen. Die Burg nutzt man heute gerne für kulturelle Veranstaltungen.





DER ORT
Als ob die Zeit stehengeblieben wäre, so empfindet man, wenn sich die mittelalterlichen Häuser von Isolabona in der mittäglichen Sonne präsentieren. Die, bis zu siebzig Zentimeter starken Häuserwände stemmen die Wohnungen bis zu drei Etagen hoch. Diese haben größtenteils bis zu fünf Zimmer, hohe Deckengewölbe und dazu verhältnismäßig kleine Fenster, die, so scheint es, ohne besondere Vorgabe in das Mauerwerk integriert wurden.

                               

Die Keller wurden als Ställe und Lagerung der landwirtschaftlichen Geräte, aber auch für Futtermittel genutzt. Noch heute kann man die imposanten Holztore bestaunen.

Die ersten Häuser standen oben am Hügel, bei der Kirche, wo sie sich in den folgenden Jahren miteinander verschachtelten, bis man unten an den beiden Flussläufen angekommen war. Die Flüsse „Nervia“ und „Merdanzo“ bildeten, zusammen mit den stämmigen Außenfassaden der Häuser, eine kaum zu erobernden Gemeinde.

          

Der Haupteingang zum alten Dorfkern bildet die aus einem Bogen bestehende, mittelalterliche Brücke. Hinter dem hohen Portal ist der „Piazza Piccola“, das Zentrum des mittelalterlichen Tagesgeschehens, denn hier steht noch heute der, aus dem Jahre 1486 stammende Dorfbrunnen. So wird berichtet, dass die Einwohner selbst Hand anlegten und diesen Brunnen damals entworfen und gebaut haben sollen.

Der achteckige Steinbrunnen hat eine Steinsäule mit einem bereits erneuerten Marmorabschluss. Es war ein Missgeschick eines Bauern beziehungsweisen die Dummheit seines Esels. Das Oberteil der Säule fiel runter und der arme Bauer musste dieses dann ersetzen.
Der Brunnen war der Mittelpunkt des Dorfes. Hier traf man sich über viele Generationen. Es wurde getratscht, über Krieg und Frieden gesprochen oder, im wahrsten Sinne des Wortes, auch die Messer geschliffen. Natürlich wurde hier auch das Wasser in die schweren Holzeimer gefüllt und mühsam nach Hause geschleppt. Abends, wenn die Bauern von der Feldarbeit kamen, diente der Brunnen auch als Tiertränke für Ochsen, Esel und Ziegen.













Jeden Freitagnachmittag kam der Scherenschleifer und bearbeitet hier die Werkzeuge der Bewohner. Die tiefen Einkerbungen an der Seite des Brunnens zeugen noch heute davon, wie die Messer am Stein wieder scharf geschliffen wurden.

Der englische Maler „William Scott“ war von dieser Kulisse so beeindruckt, dass er eine Bleistiftzeichnung anfertigte und dies in seinem Buch aus dem 19. Jahrhundert „Rock Villages oft he Riviera“ als „la fontana“ dokumentierte.


Der Spaziergang durch Isolabona geht nun weiter in Richtung Kirche, die ganz schüchtern zwischen den Hauswänden hervorschaut. Links und rechts von dem Weg sind die typischen carruggi mit kleinen Kunstwerken an den Hauswänden.


Vorbei an dem Haus mit der Sonnenuhr, steht man nun auf der „Piazza Grande“ oder auch „Piazza Martiri Libertà“ genannt. Früher spielte man hier auch noch den typisch ligurischen Ballsport „pallone elastico“, wo ich bis heute vergeblich versuche, die richtigen Spielregeln erklärt zu bekommen, aber das ist eine andere Geschichte.



Zurück zur Kirche „Chiesa Parrocchiale dedicata a Santa Maria Maddalena“. Diese Pfarrkirche wurde auf den Resten einer ehemaligen Kapelle bis ins Jahr 1290 errichtet. Über die Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrmals erweitert und restauriert. Seit dem Jahre 1287 war Isolabona der Stadt Apricale, auch als Kirchengemeinde, auf Anordnung der Doria’s, unterstellt. Endlich, im Jahre 1573 erhielt Isolabona zumindest kirchlich, seine Unabhängigkeit und konnte mit den Arbeiten an einer Glocke für den zukünftigen Turm arbeiten, der dann ab dem Jahre 1580 errichtet wurde.



Bischof „Gavotti“ sorgte dafür, dass ab 1641 dringend notwendige Erweiterungsarbeiten gemacht wurden. Das Gebäude sollte über viele Jahre höher gebaut werden sowie ein neues Dach erhalten. Das Luganer Bauunternehmen „Breglio“ hatte ab 1712 die Verantwortung für die Fertigstellung. Unter der Aufsicht des Luganer Vorarbeiters „Antonio Bettini“ oder „Battini“, es war inzwischen 1713, sollten die Arbeiten zügig zum Abschluss kommen. Eine große Tragödie, plötzlich brach das Gebäude in sich zusammen. Ein Dorfbewohner musste sein Leben lassen, zwei Steinmetze wurden schwer verletzt aus den Trümmern geborgen. Das ganze Dorf stand unter Schock, Apricale gab böse Kommentare dazu ab, spotteten über das ganze Dorf.

                                

Doch ein „Ignazio Calvini“ konnte die Bewohner davon überzeugen, selbst dafür Sorge zu tragen, dass dieses Gotteshaus, gerade auch im Andenken an den Toten, wieder errichtet wird. Stolz und Verbundenheit waren geweckt und mit vereinten Kräften begann man mit dem Wiederaufbau. Gemäß den vertrauenswürdigen Unterlagen, die mir vorliegen, soll angeblich bereits ein Jahr später das Gewölbe hochgezogen worden sein und in 1715 dann die Arbeiten am Dach abgeschlossen gewesen sein. Lassen wir dies einfach so stehen.



Über die Jahre wurde die Kirche noch mehrfach restauriert, Altes übermalt, Neues hinzugefügt, alte Gemälde gefunden und installiert, Stuck restauriert und Wandmalereien des 18. Jahrhunderts wieder hergestellt. Leider war auch hier das Gotteshaus verschlossen, so dass ich keinen Innenaufnahmen machen konnte.

                    

Weiter geht der Rundgang durch die vielen kleinen carruggi bis man wieder an der alten Brücke ist und sieht in der Ferne die, am anderen Flussufer stehende, kleine Kapelle.

      

Ursprünglich stand hier, an der alten Handelsstraße, lediglich ein Pylon mit einem Heiligenbild. Die „Marchese Doria di Dolceacqua“ sorgten dafür, dass Ende des 15. Jahrhunderts an dieser Stelle eine Kapelle in gotischem Stil errichtet wurde „Il Santuario della Madonna della Grazie“. Der Vorbau wurde dann im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Wand- und Deckenbilder aber auch die Fresken sind aus dem 17. Bis 18. Jahrhundert und stellen Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria sowie Christus dar. Der kleine Altar „Santa Lucia“ stammt aus der gleichnamigen Kapelle. Diese wurde jedoch durch eine große Flut zerstört und Teile der Kapelle „Santa Lucia“ einfach mitgerissen. Man fand diesen Altar hier unterhalb des Santuario am Flussufer, nahm dies als Zeichen und installierte ihn in dieses Gotteshaus. Der Schieferboden sowie Marmor sind noch Originale.

Isolabona hat auch noch ein frantoio, das traditionell Taggiasca-Olivenöl herstellt. Aber auch den „Rossese“ aus eigenem Anbau sollte man probiert haben.

          
An den Hauswänden von Isolabona befinden sich diese beeindruckenden Fotografien


 
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