Triora - Imperia - Historischer Reiseführer

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Triora

DIE GEMEINDEN > Comunità Montana Argentina
TRIORA         (780m üM)



Diese Gemeinde liegt inmitten des „Valle Argentina“, am Bergrücken des „Monte Saccarello“ auf einer Höhe von fast 800 m. Die Entfernung von Imperia beträgt etwa 50 km. Man erreicht Triora über Arma di Taggia. Von hier führt die SS548, vorbei an Taggia, stetig nach oben bis zum etwa 24 km entfernten „Molini di Triora“. Hier der SP52 folgend, ist man nach weiteren 6 km am Ziel.

          
oben auf dem Berg liegt Triora, unten Molini                                                                           Weg von Molini nach Triora

Triora wird, meiner Meinung nach, zu Unrecht nur als „Stadt der Hexen“ publiziert. Ja, gut, das war auch ein kleines, aber sehr schreckliches Kapitel der Geschichte. Aber Triora hat noch viel mehr zu erzählen aber, was viel wichtiger ist, viel mehr zu zeigen. Verwinkelte Gässchen, kleine und große Palazzi, historische Plätze, Kirchen und eine Burg. Triora sollte man nicht durcheilen, man sollte innehalten und die Landschaft auf sich wirken lassen – Triora… wie verhext!



STORIA
Man geht davon aus, dass es hier bereits zu Zeiten des Römischen Reiches eine Ansiedlung gab und später von der „Marca Aleramica“ einer Feudalherrschaft aus Monferrato, unterstand und später, etwa im 10. Jahrhundert an den „Marchese Arduino d’Ivrea“ überging.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts war Triora im Besitz des „Conte Oberto di Badalucco“, der wiederum in politischer Abhängigkeit der „Conti di Ventimiglia“ war. Ihm wird nachgesagt, dass er wohl ein grausamer Feudalherr gewesen sein soll. Tyrannisch und besonders grausam beherrschte er das gesamte Gebiet und zwang jedem seinen Willen auf. Nach seinem Tode ging das Erbe an seinen Schwiegersohn „Marchese Pagano di Ceva“, dem Mann von „Veirana“.

Im Jahre 1260 verkaufte dann der amtierende Herrscher „Bonifacio, Conte di Badalucco“ die Gemeinde Triora sowie die Hälfte der Gebiete von Arma und Bussana an seinen Verwandten „Janella Avvocato“ für den Preis von 3000 lire genovesi.
Am 4. März 1261 wurden diese Gebiete für den Preis von 2300 lire genovesi an den Vertreter der Stadt Genua verkauft, dem Genueser „Guglielmo Boccanegra“. Die noch vorhandenen Miteigentümer wurden aufgefordert, der Republik Genua ihren Treueeid zu leisten, was „Pietro Avvocato“ und seine Tochter „Guilietta“ am 30. März 1268 ablegten.

                  
Monte Saccarello und die "Loreto-Brücke"

Triora war jetzt die „antica capitale dell’alta valle“, die Hauptstadt des oberen Tals. Es war ein ausgetüfteltes Kontrollsystem, das die Republik Genua schon zu nutzen wusste, denn sie überwachte schon im 13. Jahrhundert diese Region und setzte einen „Potestà“ ein, den sogenannten „XI Podesteria della Repubblica di Genova“, der samt seinem Apparat aus Juristen, Soldaten und einer Delegation aus Verwaltung in Triora Einzug hielt. Zwar hieß es, dass er sich den Normen und Regeln der Gemeinschaft bedingungslos unterordnen solle, doch wer wollte ihn schon kontrollieren. Er hatte das Gerichtswesen und auch das Kommando über das kommunale Truppenaufgebot.

Der 1284 in Triora ansässige „Podestà“ beteiligte sich auch mit mindestens 200 Bogenschützen an der berühmten Schlacht von „Meloria“. Doch siebzig Jahre später haben die „trioraschi“ genug von der, inzwischen führenden Herrschaft „die Visconti di Milano“ und setzen alle Kräfte ein, um sie zu vertreiben. Die Einwohner von Triora wollten es nicht mehr hinnehmen, dass der, 1405 vom Genuesischen Gouverneur eingesetzte Bürgermeister, dem „podestà Levrotto“, immer mehr Steuern abverlangte und setzten eine Rebellion an. Es endete damit, dass alle fünf Festungen zerstört wurden. Französische Truppen, unter der Führung von „Serranono“, Herzog von König Karl VII fielen 1498 ein, plünderten und brannten alles nieder.

Auch „Martin Luther“ soll angeblich 1523 nach Triora gekommen sein und seine Thesen gepredigt haben. Doch kaum war er weitergezogen, eilten die Dominikanermönche aus Taggia herbei, um die Dorfbewohner zu bekehren und Sanktionen gegen die „Sünder“ zu verhängen. Dies soll so weit gegangen sein, dass sie die Ungläubigen enteigneten.


Die Jahre 1587 bis 1589 waren die „Hexenjahre“ von Triora. Das Ethnografische Museum in Triora hat hierzu, auf mehreren Etagen eine Ausstellung. So berichten die, dort ausgestellten Dokumente von den schrecklichen Torturen und den erbarmungslosen Befragungen. Vier düstere Räume sind diesem tragischen Kapitel der lokalen Vergangenheitsbewältigung gewidmet. Man sieht einen Raum, wie ihn die Hexen genutzt haben sollen. Auslöser für die Hexenverfolgung war eine große Hungersnot in der Republik Genua. Der, zu dieser Zeit regierende „Podestà“ Giulio Scribani suchte einen Schuldigen und nutzte außergewöhnliche Maßnahmen, um unschuldige Frauen zu unglaublichen Geständnissen zu zwingen. Diese schrecklichen Qualen, die diese Frauen erleiden mussten, veranlassten sie auch, ihre Freunde zu verraten, obwohl auch diese nichts mit der Hungersnot oder sonstigen Mysterien zu tun hatten. „Scribani“ war so grausam, dass sich sogar religiöse und bürgerliche Autoritäten eingreifen mussten um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.
Leider starben einige der jungen Frauen durch die grausame Folter, aber auch in den Gefängnissen von Genua. Manche Frauen verschwanden einfach, man erfuhr nichts mehr über ihren Verbleib.
Triora gedenkt seit 1988 den unschuldigen Frauen und hat ihnen zu Ehren ein Denkmal errichtet. Es zeigt eine freundlich lächelnde Hexe. Sie hat einen großen Besen und eine Schöpfkelle in der Hand.

1625 erfolgte die Belagerung der Stadt Triora durch „Principe Vittorio Amadeo I di Savoia“. Er hatte bereits zuvor Ovada, Sanremo und Ventimiglia in Besitz genommen. Doch die Bevölkerung zeigte sich hartnäckig und wollte nicht kapitulieren. Unter dem Kommando von „Gio Vincenzo Lercari“ gelang es, die „Savoiardi“ zum Rückzug zu zwingen und die Belagerung aufzugeben.

Die ständigen Grenzstreitigkeiten zwischen „Briga“ und Triora veranlassten 1670 den König von Frankreich, den Geistlichen „Abate Ugo Umberto di Servient“ zu entsenden, um zwischen den beiden Gemeinden zu vermitteln und klare Grenzen zu setzen. Dies wurde dann am 6. Juli 1671 mit jeweiligen Grenzsteinen fixiert. Der eine Stein war verziert mit einem Löwe mit drei Köpfen und die Buchstaben C T (Communitas Trioriae) und der andere Stein mit einem Kreuz, das in vier kleinere Felder überging und die Initialen trug: C B (Communitas Brigae). Doch die Streitigkeiten gingen weiter und endeten sogar im blanken Hass. Die Italienische Geschichte geht sogar so weit zu behaupten, dass dies mit ein Grund gewesen sein soll, dass 1672 der Krieg zwischen dem Savoy und der Republik Genua ausgebrochen sein soll. Tausende von Soldaten gaben sich in der Nähe des „Colle del Pizzo“ einer blutigen Schlacht, wo mindestens 500 Krieger ihr Leben lassen mussten.

Während des Österreichischen Erbfolgekrieges 1745 durchquerten auch, zunächst spanische, später dann französische Truppen mit etwa 3000 Pferden und Maultiere das Gebiet um triora. Weinberge, bestellte Felder, Wiesen und Weiden wurden zertrampelt, dem Erdboden gleich gemacht. Es war eine Tragödie für die Bewohner Trioras. Die Soldaten benutzten die Bewohner von Triora aber auch Andagna sowie Molini für alle Dienstleistungen. Sie wurden weiterhin gezwungen, ihr Holz, Heu, Stroh und auch das Olivenöl abzugeben.

                

Napoleon Bonaparte entsandte 1794 seinen General „Andrea Massena“ nach Triora, um von hier aus militärische Operationen durchzuführen. Massena quartierte sich in den „Palazzo Borelli“ ein und versuchte mit wechselndem Erfolg, die Angriffe auf die umliegenden Berge „Saccarello, Pellegrini und Collardente“ abzuwehren.
Im ersten Jahr der „Ligurischen Republik“ 1797 wurden die Bewohner von der Napoleonischen Regierung gezwungen, ihre Familienwappen an den Haustüren, in den Kirchen und an den Gräbern zu entfernen. Die „Padri Agostiniani“ mussten ihr Kloster verlassen. Der Wiener Kongress im Jahre 1815 beschließt, dass auch Triora unter das Königreich Sardinien fallen soll, was dann 1861 zum Königreich Italien wird.
Aber einen weiteren Schicksalsschlag musste Triora überwinden, denn 1870 hatte das Dorf mit den „vaiolo nero“ den Schwarzen Pocken zu kämpfen. So erzählt man sich, das Dorf hätte die Hälfte der Bewohner verloren, insbesondere Kleinkinder, junge Erwachsene und deren Mütter.


Die Steine der Kirche wurden hier verbaut

Die alte Kirche „Chiesa dei Santi Pietro e Marziano Martini“, die sich beim "castello" befand, wurde 1878 unter dem Vorwand, sie wäre baufällig, einfach abgerissen. Doch viel mehr sollte einfach nur ein Platz geschaffen werden, um einen Exerzierplatz zu installieren. Kaum ein Jahr später mussten dann auch die Franziskaner aus ihrem Kloster, um den „soldati alpini“ Platz zu machen.

Das schlimme Erdbeben von 1887 machte auch vor Triora nicht Halt. Das alte Rathaus fiel einfach in sich zusammen, Häuser wurden beschädigt, die aber in den folgenden Jahren dann größtenteils wieder hergestellt werden konnten.

1901 beherbergte der „Palazzo Stella“ den Geistlichen „Monsignor Tommaso dei Marchesi Reggio“, der übrigens im Jahre 2000 selig gesprochen wurde. Anlass war die feierliche Einweihung des „Monumento al Redentore“ auf dem „Monte Saccarello“.

Leider hat der verheerende Krieg am 5. Juli 1944 auch hier Einzug gehalten. Als Vergeltung gegen die Partisanen legten die Deutschen in der Altstadt Feuer und vernichteten somit wundervolle Palazzi und auch die „Porta Peirana“.

Triora – mehr als nur „Paese delle streghe“.



DER ORT
Triora hat sehr viele verwinkelte Gassen. Wo soll man anfangen, einen Rundgang zu machen? Diese Frage bleibt hier unbeantwortet, denn Triora hat zu viele kleine „carruggi“, jede kleine Straße ihre eigene Geschichte. Man sollte sich inspirieren lassen und keine Angst haben, sich zu verlaufen.

Nachfolgend werden ein paar Straßen mit ihren Gebäuden und natürlich den früheren Bewohnern beschrieben. Es ist also nur ein kleiner Auszug aus der großen Geschichte Trioras, beginnend am Museum.




VIA ROMA
Früher nannte man diese Straße „Via Carréta“, denn sie war die einzige Verbindungsstraße, die auch groß genug für die Karren war. Unter dem faschistischen Regime wurde diese Straße dann, zu Ehren der italienischen Hauptstadt, in „Via Roma“ umbenannt.
Es gab auch ein Portal „Porta della Peirana“, doch wurde dies leider am 5. Juli 1944, wohl durch deutsche Truppen, zerstört. Dieses Tor hatte einen typischen Spitzbogen und wurde im Mittelalter als Haupttor der Stadt angesehen. 

Unweit davon befindet sich nun heute ein kleiner Platz, der nach den Hexen benannt wurde „Piazzetta alla strega del duemila“. Hier haben zwei Trioresi, Franco Balestra und Simonetta Bracco eine Skulptur „una bàgiua” zu Ehren der armen Frauen der Hexenverfolgung installiert.

Weiter auf der „Via Roma“ befindet sich die Residenz der alten Adelsfamilie „Velli“. Der palazzo besitzt ein, aus dem 16. Jahrhundert stammendes Schieferportal mit Ornamenten wie Hahn und Adler und die religiösen Initialen „IHS“, wie es damals für die Herrschaften üblich war.

„La famiglia Velli“ war Triora sehr verbunden und unterstützte die Gemeinde immer wieder mit Spenden aber auch Vermächtnissen. Zu den Persönlichkeiten gehörten unter anderem „Cesare Velli“, der dem Vizekönig von Neapel „Don Pedro Duca di Ossuna“ in den Jahren 1610 bis 1624 als sein persönlicher Sekretär zur Seite stand. Ein Cousin der Familie „Giovanni Velli“ machte größere Spenden, um eine Lateinschule in Triora zu errichten, aber auch zum Beispiel übergab er an arme Bewohnerinnen Trioras eine Mitgift oder unterstützte finanziell einen jungen Mann, damit er das Priestertum erlangen konnte.

In der Nähe des „Piazza Mercato“ an der Via Roma stand noch bis vor ein paar Jahren eine wertvoll gearbeitete Marmorstatue der Jungfrau Maria, doch auch hier ist man vor Diebstahl nicht sicher. Aber „Signora Emiliana Alloro“ wollte es nicht hinnehmen, dass diese Nische jetzt leer sein sollte und installierte einfach eine neue Statue. So ist man hier in Triora: nicht jammern, machen!

                            



Auf dem „Piazza Mercato“ wurde hier früher täglicher Markt abgehalten, heute dient dieser Platz eigentlich nur noch als Wendeplatz für die Fahrzeuge, die es schaffen, bis hier her zu fahren. Ein unglaubliches Beispiel früherer Architektur geben die, auf Fels gebauten Häuser, die doch für damalige Verhältnisse eine beträchtliche Höhe hatten, die „Wolkenkratzer von Triora“.

Am „Casa Piccardo“ hängt eine Gedenktafel zu Ehren des „Dottore Gianfrancesco Saldo“, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als „Medico di Triora“ tätig war und an der Universität von Pisa lehrte.



     




Am Ende der alten „Via Carriera“ oder auch „Via Roma“ genannt, stößt man unweigerlich auf den „Palazzo Stella“. Hier weißt eine Tafel darauf hin, dass hier das „Portico del Masaghin“ war. Es war der Lebensmittelspeicher und Salzlager der Gemeinde. Bei dem schweren Erdbeben 1887 stürzte er ein und alles war vernichtet.

Nun geht es rechts ab auf die




PIAZZA BEATO TOMMASO REGGIO
Den Dorfplatz, wo auch einst die Parlamentssitzungen stattfanden, nannte man früher „Nuova“, „Tamagni“ und „Collegiate“. Doch nach der Seligsprechung des „Monsignore Tommaso die Marchesi Reggio“ am 3. Oktober 2000 benannte man diesen Platz nach dem berühmten, ehemals Genueser Erzbischof „Piazza Beato Tommaso Reggio“ (Beato bedeutet „gesegnet“).

                           

Die Trioresi sind sehr stolz auf den alten „Palazzo Stella“ und nennen ihn liebevoll „il cuore del borgo medievale“. Das Gebäude wurde im 14. Jahrhundert erbaut und war das Symbol für Macht, Prestige und Herrschaft. Der Palazzo wird von vier Straßen umschlossen: Via Roma, Via Cima, Via Castello und Via Dietro la Colla, wobei der Haupteingang am „Piazza Reggio“ liegt. In diesem Haus wurde Geschichte geschrieben, Persönlichkeiten geboren und Helden gestorben.

                










„Facino Stella“, der im Jahre 1360 von Genua hier nach Triora kam, war der Vater von den berühmten Chronisten „Giorgio, Giovanni e Battista“. Die Stellas berichteten unparteiisch, kritisch und waren moralische Beobachter. Sie waren große Kunstliebhaber und wetteiferten auch mit den Familien „Capponi“ und „Borelli“, wenn es um Immobilien oder den besonderen Lebensstil ging.

Triora konnte von diesem Lebenswandel auch profitieren, denn noch heute befinden sich wertvolle Spenden dieser Adeligen in der „Collegiata“ wie zum Beispiel eine Silberurne mit den sterblichen Überresten von „San Tusco“, die man damals aus den römischen Katakomben kommen ließ. Des weiteren ein Gemälde des Künstlers „Pietà“ aus dem 14. Jahrhundert, von unschätzbarem Wert.

„La famiglia Stella“ waren wichtige Persönlichkeiten in Politik, Religion und Wirtschaft. So war der letzte Nachkomme „Luigi Maria Stella“ Mitte des 19. Jahrhunderts auch der Bürgermeister von Triora. Er war in zweiter Ehe mit der „Marchesa Camilla d’Aste di Albenga“ verheiratet. Nach ihrem Tode, die Ehen blieben alle kinderlos, wurde das Erbe an den Neffen „Alessandro d’Aste“ weitergegeben, jedoch mit der Auflage, den Namen „Stella“ anzunehmen, was auch der nachfolgende Erbe „Amero d’Aste Marcello“ übernahm. „Amero“ war Marineoffizier und Senator. Seinen Urlaub verbrachte er sehr gerne in seinem „Palazzo Stella“, den er, nach seinem Tode im 20. Jahrhundert an seinen Sohn „Bruno“ vererbte.

Eine wahre Wohltäterin war „Marchesa Teresa Stella“ auch „Scia Teresa“ genannt. Durch eine, nicht bezifferte großzügige Spende befreite sie die Einwohner von der Steuer, „den Zehnten“, den die Bevölkerung sont abgeben mussten. Sie beschloss, dass man stattdessen für jeden Verstorbenen einen Scheffel Weizen zu bezahlen hätte. Teresa unterstützte finanziell auch die Wiederherstellung der „Chiesa di Loreto“ und Restaurierungsarbeiten der „Collegiata“. Des Weiteren prämierte sie die besten Schüler der öffentlichen Schulen mit einer Spende von 25 lire.

Aber auch bei der hoch angesehenen Familie Stella wurde nach Hexerei gesucht und man war wohl erfolgreich. „Isotta Stella“, eine inzwischen sechzig jährige Dame wurde der Hexerei angeklagt, gefoltert und in einen der vielen Räume im Palazzo gefangen gehalten. Hier erhielt auch der berüchtigte Hexenfänger „Commissario genovese Giulio Scribani“ Unterkunft und konnte von hier aus, zwischen den Jahren 1588 bis 1589 Jagt auf diese armen Frauen machen „caccia alle strehge“.

                           

Aber der „Palazzo Stella“ gab auch den wohltätigen Menschen Unterschlupf. So war es dem Erzbischof von Genua „Tommaso dei Marchesi Reggio“ möglich, bis zu seinem Tode, im ersten Stock des Palazzo zu verweilen. Ein weiterer genueser Kirchenvertreter, der immer wieder gerne nach Triora kam, war der Triorese Giuseppe Giauni.

Dank der großen Unterstützung von „Giauni“, der inzwischen schon 84 Jahre alt war, konnte auf dem „Monte Saccarello“ im Jahre 1901 die Statue, die dem „Redentore“ – Erlöser gewidmet wurde, feierliche eingeweiht werden. „Giauni“ ließ es sich nicht nehmen und zelebrierte selbst die Heilige Messe, umgeben von unzähligen Gläubigern.

Kurz darauf erkrankte er schwer und starb innerhalb von zwei Monaten am 22. November 1901 im ersten Stock des „Palazzo Stella“. Sein Wunsch war es, dass er auch hier begraben werden wollte. Doch Genua bestand auf die sterblichen Überreste und versprach im Gegenzug eine Büste von „Giauni“ anfertigen und im Trioresi Krankenhaus installieren zu lassen – muss man wohl vergessen haben.

Der letzte Besitzer des „Palazzo Stella“, „Marchese Bruno Amero d’Aste Stella“ musste einen Großteil des Gebäudes im Jahre 1953 an das, noch von Mons. Reggio gegründeten Institut verkaufen, wohnte aber nach wie vor im Flügel es Gebäudes bei der „Via Castello“. Das Gebäude war inzwischen durch das Erdbeben von 1887 sowie dem letzten Krieg ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden.
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde der Palazzo an die Gemeinde von Triora übertragen. Man war sich der Bedeutung der historischen und kulturellen Verantwortung dieses Gebäudes bewusst und konnte im Jahre 2004 das Gebäude restaurieren.

Aber der „Piazza Reggio“ besteht nicht nur aus dem „Palazzo Stella“. Schräg gegenüber präsentiert sich majestätisch die „Collegiata di N.S. Assunta“, die ein weiterer Beweis des Wohlstandes von Triora war. Auf den Ruinen eines heidnischen Tempels erbaut, veränderte sich die Struktur des Gebäudes mit den Jahrhunderten. Ursprünglich war die Kirche mit drei Schiffen und dem Glockenturm erbaut, so belegen es zumindest wenige alte Zeichnungen. Die Spitzbogentür ist eingerahmt von schwarzem Stein und weißem Marmor.

Unter der Leitung des Architekten „Andrea Notari“ wurde im Jahre 1770 die neoklassizistische Außenfassade renoviert. Leider ging bei diesen Arbeiten so einiges schief. Ornamente aus schwarzem Stein sowie die drei Fassadengemälde „Madonna“, „San Giovanni Battista“ und „San Dalmazzo“ wurden hierbei zerstört. Das „Collegiata“ war als „Chiesa matrica“ die Hauptkirche für die umliegenden Gemeinden. Mit ihrer Größe von 38 m Länge, 12 m Breite und 17 m Höhe beherbergt sie noch heute bedeutende Kunstwerke der Geschichte.

In der Taufkapelle sind wertvolle Arbeiten „Battesimo di Cristo“ ist ein Gemälde von dem Sienesi „Taddeo di Bartolo“ aus dem Jahre 1397. Man nimmt an, dass dies ein Teil eines ursprünglichen Triptychon ist, da an den Seiten entsprechende Abschlüsse des Rahmens fehlen.
Innerhalb zweier Spitzbögen befindet sich ein Gemälde der Propheten „Elia ed Enoc“. Das Besondere des Bildes ist die Signatur „Tadeo se senis pinxit hoc opus MCCCLXXXXVII“. Es ist die älteste signierte Arbeit des Künstlers „Taddeo di Bartolo“ in Westligurien.

„Lorenzo Gastaldi“ ein Trioreser Künstler installierte 1680 ein Gemälde mit dem Titel „l’Assunzione“. Das Gemälde „L’acquasantiera“ war ein Geschenk des Florentiner „Bernardino Capponi“, der sich in Triora niedergelassen hatte. Der alte Kupferkessel, der an jedem Karsamstag von Bischof „Reggio“ dazu genutzt wurde, um Wasser aus dem Taufbecken zu ziehen.
Als weiteres Beispiel noch das Gemälde „San Paolo primo Eremita nell’atto di porgere un pane a Sant’Antonio Abate“. Dieses Kunstwerk soll eine Arbeit, Mitte des 16. Jahrhunderts, des Genueser “Luca Cambiaso” sein. In der „Collegiata“ befinden sich auch noch viele Gegenstände aus der „Chiesa di San Francesco“. Diese Kirche wurde aufgegeben und man hatte alle brauchbaren Materialien und Heiligtümer in das neue Gotteshaus integriert.

             

Daneben befindet sich noch das "Oratorio".
Triora ist voller Schätze, die aber nicht nur in den Kirchen zu finden sind. Fast jedes Haus hat hier seine ganz eigene Geschichte zu erzählen.

 

VIA CIMA
Dieser Teil von Triora war in früheren Zeiten „la zona più ricca“, die Wohngegend der Reichen und Schönen. Der Glanz ist jedoch verflogen, vieles ist zerstört.

Wenn man vom „Piazza Reggio“ unter den Gewölben des „Palazzo Stella“ rechts vorbeigeht, befindet man sich inmitten des alten Viertels, wo die Geldleute lebten. Adelsfamilien wie die „Capponi“, „Lantrua“ aber auch die Königlichen Carabinieri waren hier zu Hause.

Die noch vorhandenen Häuser in der Via Cima zeugen teilweise noch von dem Reichtum vergangener Zeiten. Die „famiglia nobile Capponi“ kam im 13. Jahrhundert von Florenz nach Triora und entwickelte sich zu einer wahren Dynastie. Aus dem Hause „Capponi“ stammten einflussreiche Anwälte, Verwalter aber auch religiöse Gönner. Der „Palazzo Capponi“ wurde zwar von den letzten Kriegswirren verschont, man gab ihn nach dem letzten Krieg dennoch auf und es folgte systematische Plünderung.
Der Palast besitzt zwei Eingänge. Der Haupteingang besticht durch ein Portal aus weißem Marmor und einem Gesims mit zwei ionischen Pilastern. Das andere Tor ist aus dem 15. Jahrhundert und mit einem fein gearbeiteten Schieferprotal ausgestattet. Der Palazzo ist sehr großzügig gestaltet, mit großen Zimmern, Marmortreppe, mehreren Küchen, Schlafräumen und vor allen Dingen mit einer majestätischen Loggia, mit atemberaubendem Panorama.
Der norwegische Schauspieler „Christian Ellefsen“ erwarb nun das Grundstück. Seit einigen Jahren wird das Gebäude renoviert und restauriert. Es ist geplant, daraus ein Tagungshotel zu gestalten, was aber auch noch anderweitig zu nutzen sein soll, wie zum Beispiel für Seminare, Konferenzen, Hochzeiten und sonstigen Veranstaltungen.



VIA DIETRO LA COLLA
Die Straße verläuft außerhalb der Stadtmauern. Und ich soll noch auf etwas außergewöhnliches hinweisen: Bitte, lassen Sie Ihre Kinder nie, wirklich nie nach dem Läuten zum „Ave Maria“ hier draußen. Sie sind sonst leichte Beute für die Hexen, die kleine Kinder gerne zu ihrer Unterhaltung einfangen!



„La porta della fontana soprana“ ist das best erhaltene Portal von Triora. Auf der linken Seite befand sich die alte Bäckerei, die im Jahre 1930 gegründet wurde und sich heute in der “Corso Italia” befindet. Daneben eine kleine Kirche „Chiesa Madonna di Laghet“.


Panorama Corte und Passo Monega

Man kann hier gemütlich schlendern und auf den, am Wegesrand stehenden Bänken Rast machen und das Panorama auf sich wirken lassen. Entlang des Weges sind auch die Ruinen der „Chiesa di Santa Caterina d’Alessandria“. Sie wurde von den „Capponi“ im 14. Jahrhundert erbaut. Teile der Seitenwände stehen noch und das mächtige Portal mit dem Rundbogen lassen erahnen, welches Bauwerk hier gestanden haben muss.
Auf dem Schieferbalken wurde das Wappen der Adelsfamilie „Capponi“ gemeißelt. Weiterhin befindet sich hier eine, in alter gotischer Schrift, Nachricht, die sogar mit einer notariellen Beglaubigung von „Manuele Sardo“ abschließend bestätigt wurde.
Zusammenfassend steht darauf, dass das Gebäude ab dem Jahre 1390 durch die großzügige Spende des „Signore Antonio Oberto Capponi“ errichtet werden konnte. Bischof „Giacomo Sualense“ soll denjenigen „Ablässe“ zugesagt haben, die sich voll und ganz dieser Kirche widmen würden. Erstaunlich ist, dass bereits im 14. Jahrhundert auch hier oben, in der Abgeschiedenheit der Berge, die lateinischen Verse kommuniziert wurden.

Angeblich soll ein Mitglied der „Capponi“ Familie nicht damit einverstanden gewesen sein, dass irgendwelche Fremde hier in dieser Kirche mit Ablässen zu rechnen hätten. So soll er Mitte des 19. Jahrhunderts ein Teil der Inschrift, nämlich „hanc donis multis“ einfach weggemeißelt haben.


SAN  DALMAZZO
Die Kirche erhebt sich über das Dorf. An dieser Stelle war einst die gleichnamige Festung. Von hier aus hat man einen unvergesslichen Ausblick.

      

  




VIA CASTELLO

                                                  

Die enge Gasse geht leicht nach oben, an dem ältesten Dorfbrunnen „Fontana soprana“ vorbei. Man schlängelt sich zwischen den, vor Wind und Wetter schützenden, hohen Mauern der Häuser durch, vorbei an den Überresten eines kleines alten Brunnens „fons canalis“ und gelangt unweigerlich zum „Castrum Vetus Triorae“.

Trotzig stehen die, noch vorhandenen, Reste des Turms auf dem Fels und man kann nur erahnen, wie die Truppen das Dorf und die Weiler beschützten. Dieses castello wurde von der Republik Genua zur Verteidigung der Grenzen errichtet. Trotz meiner umfangreichen Recherchen konnte ich kein Jahresdatum für die Errichtung finden, denke aber, aufgrund der geschichtlichen Daten, dass dieses castello erstmals etwa im 13. bis 14. Jahrhundert errichtet worden sein muss.

Das „castello“ wurde über die Jahrhunderte mehrmals zerstört aber immer wieder von der Republik Genua aufgebaut. Nicht nur die Bevölkerung und die Grenze, sondern auch der „Kornspeicher“ des „Valle Argentina“ musste beschützt werden.


Der Maler „Matteo Vinzoni“ hat Mitte des 18. Jahrhunderts Triora in einem Gemälde festgehalten. Hier kann man wohl deutlich erkennen, dass das castello bereits deutlich zerstört war.

         

Hier oben befand sich auch die alte Kirche „Chiesa dei Santi Pietro e Marziano“, die im Jahre 1878 abgerissen wurde. Der alte Architrav aus schwarzem Stein, der über dem Eingangsprotal angebracht und mit christlichen Symbolen und einem Zitat des Schriftstellers „Riccardo Bacchelli“ versehen worden ist, soll noch heute in der Nähe der Treppe liegen.




 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü