Verezzo - Imperia - Historischer Reiseführer

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Verezzo



Dieser Stadtteil von Sanremo besteht eigentlich aus den umliegenden Weilern „San Donato, Sant’Antonio, Ponte, Rodi und Case Ghersi“, die sich entlang des „Rio San Martino“ in Richtung „Monte Bignone“ befinden. Man erreicht diese Orte über die SS1 bis kurz vor der „Villa Nobel“. Hier die Abzweigung rechts in die „Via Duca degli Abruzzi“ und dann der Beschilderung nach „Verezzo“ folgen.


Storia

Die Historiker gehen davon aus, dass sich der Ortsname aus dem lateinischen „Veretium“ ableitet. Die Bewohner jedoch sind hier „pragmatischer“ und stellen die These auf, dass sich der Name von „villegi“ ableitete. So nannte man die, mit Stroh bedeckten, Häuser, die die Landwirte als Übernachtungsmöglichkeit hier oben errichtet hatten, wenn es mal zu spät wurde und sie den langen Weg nach Hause nicht mehr gehen wollten.
Man nimmt an, dass es seit der Antike hier oben Landwirtschaft und Viehzucht gab. Es gibt hier noch entsprechende einfache Trockenmauern, sogenannte „castellari“, die auch als Markierung der Ländereien gesetzt wurden. Diese „castellari“, die auch mit den steilen Felswänden verbunden waren, dienten somit als Schutz aber auch zu Verteidigungszwecken. Hinter den Schutzmauern hatte man diese, bereits genannten Strohhütten errichtet und später dann auch kleine Steinhäuser, so dass sich mit den Jahren richtige kleine Dörfer integriert hatten.
Die Bewohner der verschiedenen „castellari“ waren mit der Zeit so organisiert, dass man sich bei Gefahr untereinander durch Rauchsignale oder bestimmten Geräuschen warnte und somit Mensch und Tier rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Auf dem Gipfel des „Monte Colma“, auf einer Höhe von etwa 650 m, befindet sich noch heute eines dieser gut erhaltenen „castellari“. Es bestand aus einer dreifach angelegten Reihe von parallelen Mauern mit einfachen Häusern, die etwa bis zum 3. Jahrhundert bewohnt waren. Die Mauern sollen bis zu 3 m hoch und etwa 100 m lang gewesen sein. Man hat auch Reste eines viereckigen Gebäudes entdeckt und vermutet, dass es sich um eine Art Wachturm gehandelt haben soll.

Nach dem Fall des Weströmischen Reiches wurde Verezzo dem Erdboden gleich gemacht. Die byzantinische Herrschaft, die im 7. Jahrhundert die Gegend eroberte, soll angeblich im Jahre 643 Verezzo zerstört haben. Aber auch die Langobarden fielen ein und besetzten von 774 bis 888 die gesamte Riviera di Ponente. Später unterteilten die Karolinger das westligurische Gebiet. Verezzo kam, wie auch „Villa Matutiana“, dem heutigen Sanremo, unter die Herrschaft von Ventimiglia.
Um Schutz vor den zahlreichen martialischen Angriffen der Sarazenen zu entfliehen, flüchteten die „matuziani“ zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert in dieses Gebiet. Zu dieser Zeit baute man hier die ersten Häuser, so dass aus dem kleinen Siedlergebiet ein Dorf entstand und man begann, intensive Landwirtschaft zu betreiben. Mit den Jahren wuchs die Gemeinschaft und es wurde beschlossen, gleich zwei Hauptkirchen zu bauen.

Bis zum 16. Jahrhundert hatte sich die Ansiedlung zu einem größeren Dorf, voller fleißiger Bauern, weiter entwickelt, umgeben von Kastanien- und Kieferwäldern. Aber auch hier hatte man Mitte des 16. Jahrhunderts mit den „pirati barbareschi“ zu kämpfen. Es war Sommer 1543, als es zu den schlimmen Auseinandersetzungen zwischen Sanremo und den Türken kam. Es war Juli, als eine riesige türkische Armee auf dem Seeweg, mit etwa 150 Galeeren landete und unter dem Kommando des türkischen Admirals „Ariadeno“ oder auch „Barbarossa“ genannt, einmarschierte. Sein Ruf als grausamster und gierigster Seefahrer eilte ihm voraus.
Die Schiffe legten bis nach „Villafranca“ an und es deutete sich bereits an, dass Nizza kapitulieren würde. Die Bevölkerung rund um Sanremo bewachte die Küste Tag und Nacht, war aber auch schon entmutigt, denn Nizza würde anscheinend ohne zu kämpfen alles an die Barbaren verlieren.
Am 7. August 1543 konnte man einen Angriff mit insgesamt 9 Galeeren erfolgreich verteidigen, die Piraten wurden in die Flucht geschlagen. Diese wollten jedoch nicht kampflos aufgeben. Sie segelten Richtung Osten und landeten am „Capo Armea“ dem heutigen „Capo Verde“ um nun vom Hinterland aus Sanremo einzunehmen. Doch Sanremo hatte diese Taktik durchschaut.
Während nun die Piraten bereits durch „Parà“, einem Ortsteil von Verezzo, zogen und ihr Unwesen trieben, formierten sich die Soldaten von Sanremo bereits an den strategischen Punkten der Stadt. Die sanremesi hatten zwar Erfolg und konnten die Piraten in die Flucht schlagen, jedoch hatte man nicht bedacht, dass Frauen und Kinder aus Verezzo, Poggio und weiteren kleinen Fraktionen nun in die Gewalt der Barbaren gekommen waren und entführt wurden. Man hatte später zwar versucht, die Gefangenen wieder frei zu bekommen, doch man hatte sie auf verschiedene Galeeren verschleppt, die schon unterwegs zu den nächsten Kriegsschauplätzen waren.

Man schrieb das Jahr 1753, es war das Jahr der Aufstände. Sanremo wehrte sich mit aller Macht gegen die Machenschaften von Genua. Das Land rund um Sanremo sollte neu vermessen und Besitzverhältnisse neu geregelt werden. Ausführliche Informationen kann man unter „Sanremo – Storia“ finden.
Verezzo wurde aufgefordert, für diese Sache zu kämpfen. Einer der etwa 500 Bewohner von Verezzo, Sig. Lorenzo Bonfante, forderte die verezzesi auf, für Sanremo zu kämpfen und stellte eine kleine Hilfsarmee auf. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und Bonfante ins Exil verbannt, wo er aber nach einigen Jahren dann entlassen und wieder zurück in seine Heimat kam. Die anderen Männer von Verezzo wurden von dem Genueser General „Agostini Pinelli“ angeklagt, dann das Vieh beschlagnahmt und die Summe von 1.373 Lire als Strafe festgelegt. Und man musste sich bedingungslos bei der Schadensbehebung beteiligen, die während der Revolte entstanden waren.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts machte Verezzo eine bemerkenswerte wirtschaftliche Entwicklung, wie auch Unterlagen aus dem Jahre 1765 bestätigen. Es hatten sich zwischenzeitlich eine große Anzahl von Müller „molinari“ angesiedelt, die umliegenden Felder mit Weizen bestellt und ihr Hauptaugenmerk auf Weizenverarbeitung gelegt. Das produzierte Mehl war für die gesamte Gemeinde von Sanremo bestimmt. In Sanremo selbst gab es nur eine Mühle, die sich in der Nähe des „Ciapéla“ befand. Somit waren die Müller aus Verezzo die Hauptlieferanten.

Nach der Gründung der ligurischen Republik im Jahre 1797 verfügte die neue Verwaltung von Sanremo, dass auch Verezzo und Poggio von der alten Verwaltung befreit und durch zwei napoleonischen Inspektoren ersetzt werden sollten; dann ab April 1798 die Zugehörigkeit zu Sanremo „Distretto delle Palme“ und ab 1805 dann zum Französischen Reich mit Nizza als Bezirkshauptstadt. Nach dem Sturz des napoleonischen Regimes 1815 kam Verezzo zum Königreich Sardinien und war wieder Teil der Gemeinde Sanremo. 1860 dann die Zugehörigkeit zur neuen Provinz von Porto Maurizio. Im Jahre 1880 sorgte der Bürgermeister „Bartolomeo Asquasciati“ dafür, dass die dringend notwendige Straße vom Meer nach Verezzo gebaut wurde. Die Arbeiten dauerten bis zum Jahre 1891, die mit Unterstützung des bis dahin amtierenden Bürgermeister „Alessandro Escoffier“ fertiggestellt werden konnte. Eine neue Trinkwasserversorgung, die im Jahre 1899, durch „Sindaco Balestreri“ in Auftrag gegeben wurde, vervollständigte die Lebensqualität in Verezzo.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten auch die Schönen und Reichen, die gerne ihren Urlaub in Sanremo verbrachten, das Hinterland für sich entdeckt. Man erzählt sich noch heute, dass eine regelmäßige Besucherin die Herzogin Elisabeth gewesen sein soll. Bei uns besser bekannt unter dem Namen „Sissi“.




Sehenswürdigkeiten

Chiesa di San Donato

Ursprünglich stand hier eine, aus dem Jahre 1543, kleine Kirche, die in Erinnerung an den Sieg gegen die „pirati barbareschi“ in der Schlacht von Parà, errichtet wurde. Doch schon beim Bau der alten Kirche waren sich die Bewohner nicht einig. Die einen wollten das Gotteshaus auf dem Hügel „la Rossa“, die anderen auf dem Hügel „dei Sartori“. Doch letztendlich hatte die Aussicht gesiegt und man errichtete sie hier, wo man das Meer und auch das Tal erblicken konnte.






Mit den Jahren wurde diese Kirche zu klein und man errichtete 1633, auf den Fundamenten der kleinen Kirche, dieses Gotteshaus. Im Jahre 1718 wurde durch den Bischof „Vescovo Fornari di Albenga“ verkündet, dass man, trotz der Zuständigkeit der Gemeinde von „San Siro“ nun auch hier vor Ort Bestattungen durchführen könne. Noch im gleichen Jahr erweiterte man die Kirche mit zwei Seitenkapellen. Jetzt durften auch Taufen und Hochzeiten hier stattfinden, man musste lediglich diesen Akt im Pfarrbuch von Sanremo registrieren lassen. 1750 erhielt die Kirche einen, aus Marmor gefertigten Hauptaltar und erweiterte das Gebäude dann nochmals im Jahre 1836.





                              

Im Inneren befinden sich, im Bereich der Apsis, ein großes Altarbild des sanremesi Malers „Bartolomeo Gazzano“. Es stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dieses Gemälde, sowie die Leinwand „La Madonna del Rosario con santi“ wurde im Jahre 1999 von „Franck Vigliani“ aufwändig restauriert. Weiterhin befinden sich 14 kleinere Gemälde aus dem 18. Jahrhundert in der Kirche, die den Kreuzweg darstellen sowie die Gemälde „La Vergine Immacolata e santi“ sowie „La Madonna Addolorata e santi“.

                          

Der Innenraum wurden zwischen den Jahren 1913 bis 1919 von dem Künstler „Arneri“ mit wundervollen Fresken verschönert, die dann im Jahre 1945 der Maler „Rocco Beltrame“ vervollständigte und 1989 vollständig restauriert wurden.






Das Gotteshaus beherbergt auch eine wertvolle Orgel von „Nicomede Agati di Pistoia“ aus dem Jahre 1865. Die Leuchter des Altares sind mit kostbaren Intarsien verziert. Der Eingangsbereich wurde erst im Jahre 2002 aufwändig restauriert.










Chiesa di Sant’Antonio


Auch dieses Gotteshaus wurde auf den Grundmauern eines bestehenden Gebäudes, zwischen den Jahren 1887 bis 1890, errichtet. 



Zuvor stand hier angeblich ein, aus dem Jahre 1491 stammendes Oratorium. Das Fundament hat eine achteckige Form, der Boden ist aus feinem Marmor mit einem integrierten Bild, das „La morte di Sant’Antonio“ zeigt.

                   

                             

Die beiden Seitenaltäre sind mit Stuckarbeiten verziert und „Sant’Antonio“ sowie „alla Madonna“ gewidmet, eine Arbeit der Künstlerin „Laura“ aus dem Jahre 1918 und 1919. Weiterhin beherbergt die Kirche vier Gipsstatuen „San Giuseppe“, „La Madonna della Provvidenza“, „Santa Cecilia“ und „gli Angeli custodi“. Die Orgel stammt aus dem Hause “Lorenzo Paoli e figli” und wurde im 19. Jahrhundert gebaut. Letzte Restaurierungsarbeiten fanden im Jahre 1990 statt.




Santuario Regina Pacis



Oberhalb der Hauptstraße, in der Nähe der Kreuzung, wo sich die Straßen „Strada Poggio Radino, Strada Monte Coma, Strada Verezzo“ kreuzen, befindet sich dieses Gotteshaus. Es wurde zu Ehren der „Madonna della Pace“, aber auch in Erinnerung an alle Kriegsopfer, errichtet. Die Idee hierzu stammte vom „Don Ceriolo“, dem Pfarrer der Kirchengemeinde „San Donato“. Grundsteinlegung war im Jahre 1921. Doch es sollte noch 30 Jahre dauern, bis man dieses Gebäude, dank der hartnäckigen Unterstützung des amtierenden Pfarrers „Don Felice Ausenda“ sowie dem Architekten „Silvio Gabbrielli“, endlich einweihen konnte.


 
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